„Wie konnte denn das passieren“
W.-E., Mittwoch bis Freitag, 17., 18. und 19. Oktober 2012:
Nun war ich gespannt, was nun geschehen wird. Da ich in dieser Zeit arbeitslos zu Hause saß, bekam ich leider nur sehr wenig mit. Eigentlich wäre ich der Meinung gewesen, vor Donnerstag, oder Freitag würde ich ohnedies nichts mitbekommen. Doch bereits am Mittwoch, den 17. Oktober, ich stand gerade vor der Eingangstür zur Gaststätte meiner Vermieterin, liefen zwei jüngere Männer am Gehsteig vor der Gaststätte vorbei, sahen mich vor der Eingangstür stehen, wie ich meine Zigarette rauchte, denn im gesamten Haus ist ja Rauchverbot und so stand ich in unregelmäßigen zeitabständen eben vor der Eingangstür zur Gaststätte, hier war auch ein Aschenbecher. Da meinte einer der beiden jüngeren Männer, er sah mich an und begann zu lächeln und sagte,
„jetzt hat der tatsächlich denen einen Hinweis über die gegeben!“
Etwas überrascht war ich schon, denn hatte ich doch erst am Tag zuvor, eigentlich war es ja bereits Mittwoch, mein Schreiben Am Hauptbahnhof in Stuttgart in den Briefkasten geworfen und ich ging davon aus, dieser Briefkasten wird frühestens am Mittwoch morgens geleert, dann ist dieses Schreiben auf dem üblichen Postweg zum LKA nach Düsseldorf unterwegs, daher nahm ich an, dieses Schreiben würde frühestens am Donnerstag beim Empfänger eintreffen, daher rätselte ich, wie kann heute, also eigentlich am Tag, als ich dieses Schreiben in den Briefkasten warf, jemand etwas darüber wissen.
Am Abend saß ich, wie eigentlich jeden Abend, wenn ich in W.-E. war, zuerst am Stammtisch in der Gaststätte meiner Vermieterin und dann in diesem Räucherstübchen, aber da viel mir nichts Außergewöhnliches auf. Auch am Donnerstag am Morgen beim Frühstück, auch da saß ich, wie immer am Stammtisch in der Gaststätte und trank meinen Kaffee, dabei sprach ich auch, wie immer, mit meiner Vermieterin, war nichts, was mich beunruhigen könnte. Doch kurz vor zwölf Uhr mittags lief ich zur Metzgerei rüber, um mir ein Brötchen zu kaufen, genau so, wie ich dies auch zur Zeit, als ich noch bei Firma D. arbeitet und ich am Weg zu meinem Apartment in der Mittagspause tat, da sah mich die Verkäuferin an, als würde sie mich am liebsten fressen. Freunde wären wir beide ohnedies nie geworden, aber an diesem Tag war es doch etwas extrem. Und dann meinte sie auch noch zu ihrer Kollegin,
„der wird sich anschauen, wenn der wirklich etwas getan hat mit denen.“
Als ich dies mitbekommen hatte, dachte ich mir, sieht so aus als wäre nun mein Hinweisschreiben beim Empfänger angekommen. Ich nahm mein Brötchen und ging wieder zurück in mein Appartement und dachte mir, pass‘ jetzt bloß auf, was nun geschieht.
Am frühen Abend ging ich dann in den örtlichen McDonalds um etwas zu Essen. Nicht weil ich unbedingt in ein McDonalds Fastfood Restaurant gehen wollte, aber ich aß längst kein Esser mehr in einem Restaurant, welches extra für mich zubereitet worden ist. Zu oft hatte ich erhebliche Magenbeschwerden bekommen, nachdem ich bei meiner Vermieterin in der Gaststätte am Abend Essen ging. Auch bei den Getränken wurde ich schon die längste Zeit zuvor mehr als vorsichtig. Bei meiner Vermieterin trank ich nur mehr Weißbier, welches mir aus der Flasche eingeschenkt wurde und ich meiner Vermieterin, oder einer ihrer Bedienungen beim Einschenken zusehen konnte. Ich wollte einfach nur ihre Reaktionen sehen, wenn sie für mich ein Getränk einschränkten. Auch in anderen Lokalen trank ich fast ausschließlich nur mehr Bier, setzte mich allerdings in diesem Lokal an einen Platz, wo ich auch die Schank einsehen konnte.
Nun saß ich also gegen 18.45 Uhr in diesem McDonalds und aß mein Fisch-Mäck-Menü. Ich habe nichts gegen McDonalds Restaurant, auch wenn sie nicht gerade zu meinen bevorzugten Restaurants gehören, aber hin und wieder kaufe ich mir auch so gerne einmal eine Fischsemmel dort. Aber auch in diesem Restaurant hatte ich bereits meinen Stammplatz an der Glasfassade zum Parkplatz hin, Von dort aus konnte ich so gut wie alles im Restaurant überblicken, ohne dabei aufzufallen. Zur linken Seite sah ich den Eingang und den Parkplatz, zur rechten Seite sah ich zur Ausgabe. So konnte ich das gesamte Restaurant überblicken. Kaum hatte ich wenige Bissen von meiner Fischsemmel zu mir genommen, vielen mir zwei ältere Herren auf, welche schräg gegenüber an einem Tisch an der Fassade zum Garten saßen. Es sah so aus, als würden sie sich über alle Gäste, welche sich in diesem Restaurant befanden, oder gerade zur Tür herein kamen, unterhalten. Doch dann standen beide von ihrem Tisch auf und gingen zum Ausgang. Da meinte einer der beiden,
„nein! Da her innen ist nichts!“
Doch dann blickte er zu mir herüber und meinte zu seinem Kollegen,
„was ist denn das für einer!“
Da meinte sein Kollege, fast wie aus der Pistole geschossen,
„mit dem ist nichts! Das ist nur ein geschickter Mensch! Der kann umgehen mit dem!“
Der eine Mann, welchem ich zuvor auffiel, musterte mich noch den gesamten Weg hin zum Ausgang, dann verschwanden beide aus dem Lokal. Als ich dies mitbekam, dachte ich mir, wenn dies nun zwei Ermittlerin dieser Angelegenheit sind, dann war das nun genau die Ursache, warum ich mich keinesfalls in Stuttgart an jemanden wenden wollte, denn hier war mir das Risiko viel zu groß an jemanden zu geraten, welcher auch noch für diese sogenannten „Organsierten“ einsteht. Und wenn ich an so einen direkt gerate, dann habe ich sehr schnell ein sehr großes Problem und es würde nie etwas geschehen. Daher war ich eigentlich sehr froh, diese Stelle beim LKA in Düsseldorf zu finden, wohin ich mein Schreiben senden konnte. Mir war zwar klar, dieser Fall würde fast mit Sicherheit nach Stuttgart delegiert werden, denn schließlich und endlich betrifft dieser Fall fast ausschließlich Begebenheiten in Baden-Württemberg, allerdings war mir dabei wichtig, auch eine andere Stelle erfahren hat Kenntnis von diesen Vorkommnissen.
Nachdem ich mein Essen aufgegessen hatte, ging ich wieder zurück Richtung meines Appartements. Aber da es bereits fast acht Uhrabends geworden war, ging ich nicht direkt in mein Appartement, sondern kehrte am Weg dorthin gleich in dieses Räucherstübchen ein. Hier saß ich dann ebenfalls wieder auf einen meiner mittlerweile zum Stammplatz gewordenen tischen. Diesmal allerdings in der Mitte des Lokals, ein ganz kleiner Tisch mit nur einem Sitzplatz, denn mein bevorzugter Stammplatz am Fenster war meist zu dieser Zeit besetzt, so auch an diesem Abend. So saß ich auch an diesem Abend, wie fast jeden Abend, wenn ich in W.-E. war, in diesem kleinen Lokal. Hier war wenigstens das Rauchen im Lokal erlaubt und ein kleines Paulaner Weißbier vom Fass um 2 Euro passte zudem ebenfalls zu meinem ohnedies äußerst knappen Budget.
Doch kurz nach 21:30 Uhr kamen zwei Gäste zur Tür herein, welche ich vom Stammtisch meiner Vermieterin bestens kannte. Friedhelm G. und seine Moni. Beide eigentlich völlig harmlos. Äußerst liebe und nette Menschen, wie man von Seiten dieses sogenannten „Polizeidienstes“ sagen würde. Er ein ehemaliger Bediensteter der Kommune, nun als selbstständiger Gelegenheitsarbeiter tätig und sie bei einer kirchlichen Sozialeinrichtung in der nächstgelegenen großen Kreisstadt beschäftigt. Ich war aber völlig überrascht beide in diesem Lokal zu sehen, denn ich hatte sie die ganzen zweieinhalb Jahre, welche ich nun in diesem Ort lebe, noch nie dort gesehen. Allerdings hatte ich sehr oft mit ihnen über dieses Lokal gesprochen und sie erzählten mir dabei immer, früher waren sie sehr häufig in diesem Lokal, aber dann gab es einen Wechsel des Besitzers und seit dieser Zeit würden sie dieses Lokal meiden. Auch von vielen anderen Gästen in der Gaststätte meiner Vermieterin hatte ich Gleiches zu hören bekommen, daher war ich doch sehr verwundert, beide nun hier zu treffen. Ich war allerdings nicht gerade traurig darüber, denn so konnte ich wenigstens mit beiden etwas Scherzen, so, ich dies auch am Stammtisch bei meiner Vermieterin mit ihnen tat. So musste ich wenigstens nicht alleine den ganzen Abend an meinem Platz sitzen und gelegentlich mit der Bedienung etwas Scherzen. Alleine zu Hause hätte ich es ohnedies nie ausgehalten. Dabei wäre mir die Decke auf den Kopf gefallen.
Aber da ich bereits seit fast vier Stunden unterwegs war, musste ich einmal kurz austreten. Als ich dann aus dem WC wieder zurück an meinen Platz ging, traute ich meinen Ohren nicht mehr. Beide, Friedhelm und Moni, unterhielten sich über Firma D. und darüber, dass hier nun etwas geschehen sein. Ich kam gerade zur Tür des WCs heraus, da meinte Moni zu Friedhelm,
„wie konnte denn das passieren! Ist ihnen den das Schreiben nicht aufgefallen?“
Darauf meinte Friedhelm,
„ja, aufgefallen ist ihnen das Schreiben schon – in Heilbronn – denn das war ein Schreiben mit einem Fensterkuvert und das verwenden die normaler Weise nicht! – Aber, was ist, wenn dies ein internes Schreiben ist, eine Dienstanweisung, dann bist du dran, wenn so ein Schreiben verschwindet!“
Moni meinte darauf,
„wissen sie wenigstens woher dieses Schreiben kam?“
„Ja, Stuttgart wahrscheinlich, aber darauf haben sie nicht geschaut,“
meinte Friedhelm.
Mittlerweile war ich wieder zurück an meinem Platz angekommen und beide hörten zu reden auf.
Ich traute meinen Ohren nicht, als ich dies hörte, denn tatsächlich, ich hatte mein Hinweisschreiben wirklich in ein Fensterkuvert gesteckt! An alles hatte ich gedacht, aber nicht daran, dieses Schreiben könnte deshalb auffallen, weil es in einem Fensterkuvert steckte. Ich wurde, zumindest fühlte ich mich so, kreide bleich, als ich dies hörte. Denn, man stelle sich einmal vor, in Deutschland existiert eine Untergrundorganisation, welche imstande ist, ein für sie gefährliches Schreiben auf dem Postweg verschwinden zu lassen! Nicht auszudenken, dieses Schreiben wäre tatsächlich von ihnen abgefangen worden und jemand würde mir dies eines Tages vor die Nase halten! Dabei wäre ich der Meinung gewesen, der Briefkasten am Stuttgarter Hauptbahnhof wäre frequentiert genug, sodass hier kein Schreiben auffällt. Aber dort ist es ihnen auch nicht aufgefallen, denn es war in diesem neuen großen Postverteilzentrum in Heilbronn, welches eigentlich fast vollautomatisch funktioniert. Und trotzdem wäre es ihnen möglich gewesen, dieses Schreiben abzufangen. Mir wurde regelrecht unwohl und ich kam zur Ansicht, so etwas darf ich nie wieder tun. Viel zu hoch ist das Risiko von ihnen dabei aufgedeckt zu werden. Ich muss daran immer wieder denken, wenn ich höre, es sei alles in Ordnung mit denen, denn ich halte dies für mehr als bedenklich.
Für den Rest des Abends war die Plauderei nun nicht mehr so entspannt, wie sonst, denn ich hatte den Eindruck, beide hatten mitbekommen, dass ich ihr Gespräch zu hören bekam. Ich ließ mir allerdings nichts weiter an kennen und versuchte den Abend rüber zu bringen. Ich war dann richtig froh, als beide zahlten und gingen. Auch ich ging wenig später.
Am nächsten Morgen war auch meine Vermieterin, welche ja persönlich mit Herrn und Frau D. befreundet ist, äußerst wortkarg. Sie musterte mich eigentlich nur bei Frühstück.
Ich war richtig froh, als ich dann am späteren Vormittag wieder am Rückweg nach Wien war. Eigentlich wollte ich durchgängig bis Ende der folgenden Woche in W.-E. bleiben, vielleicht würde sich ja jemand bei mir melden in dieser Angelegenheit, aber dann dachte ich mir, es ist wohl besser, ich fahre auch dieses Wochenende wieder nach Hause und komme erst in zwei Wochen wieder.
Auch als ich dann im Zug nach Salzburg saß, unterhielten sich zwei jüngere Männer schräg hinter mir im Waggon über Firma D und darüber, dass nun doch etwas ans Tageslicht gekommen sein. Aber beide machten sich mehr über Firma D. lustig, als sie darüber betrübt waren, daher dachte ich mir dabei wenig. Aber dann fragte einer den anderen,
„wissen die denn wenigstens woher dieser Hinweis kam?“
Darauf meinte der andere und lachte dabei,
„nein! Als sie das Schreiben bekommen hatten meinte einer, was haben wir denn da? Ein Hinweis über die? Nahm das Kuvert und steckte es gleich in den Aktenvernichter.“
Nach dieser Woche war ich richtig froh, als ich wieder zurück in Wien zu Hause war!