„Der glaubt immer noch, dass er etwas bekommt bei denen“
München, Mittwoch, der 24. Februar 2016:
Wieder einmal hatte ich mich bei einem Ingenieurbüro beworben. Dabei war es eigentlich das Letzte, was ich noch wollte, jemals wieder bei einem Ingenieurbüro zu arbeiten, denn dazu wusste ich bereits viel zu viel, was in dieser Branche mit diesem Unding und mir als deren Feindbild angestellt worden war. Aber was blieb mir anderes übrig, als alle Möglichkeiten rasch wieder einen neuen Job zu bekommen, zu nützen, das Wasser stand mir finanziell bereits längst über dem Kopf, daher hätte ich jeden Job angenommen, nur, um wieder regelmäßig und rechtzeitig meine Rechnungen begleichen zu können. Daher suchte ich auch in diesem Bereich nicht nur nach Stellenanzeigen in Tageszeitungen und Jobportalen in Internet, sondern ging auch aktiv auf Büros zu, um dort eine neue Stelle zu bekommen. Obwohl ich diesen Job eigentlich nie wieder ausüben wollte – aber was blieb mir anderes übrig.
Und so fand ich Ende Jänner eine offene Stelle auf der Homepage eines größeren Gesamtplanungsbüros in München, welches ich von Namen her schon sehr lange kenne, allerdings noch nie etwas direkt damit zu tun hatte. Dies ist ein sehr namhaftes Ingenieurbüro, welches nun auch in Österreich, genau gesagt in Wien an der Ringstraße, in der Planung eines sehr bekannten Gebäudes involviert ist.
Dazu kam noch, einer meiner Kollegen aus diesem Unternehmen für Projektmanagement, in welchem ich zuletzt in München gearbeitet hatte, diese „kleine italienische Krätze“, arbeitete zuvor dort, wurde dort allerdings, wie er selbst sagte, etwas unsanft aus dem Unternehmen hinaus komplementiert. Daher war ich anfangs der Meinung, hier könnte es durchaus etwas werden für mich.
Also sendete ich am 24. Jänner meine Bewerbungsunterlagen an dieses Unternehmen und es dauerte auch nicht lange, bis ich Antwort bekam. Nun galt es nur noch einen gemeinsamen Termin zu finden und ich hatte mein Vorstellungsgespräch.
Am 24. Februar um 17:00 Uhr war es dann auch soweit. Kurz nach halb fünf Uhr ging ich also zu diesem Unternehmen, um mich dort persönlich vorzustellen. Dieses Unternehmen befindet sich nur unweit meiner Wohnung, zu Fuß sind es gerade mal 10 Minuten dort hin, daher wäre dies ideal gewesen. Kurz vor 17:00 Uhr war ich dort auch pünktlich angekommen und meldete mich am Empfang für mein Vorstellungsgespräch an. Nachdem ich mittlerweile schon sehr viel gewohnt war, passte ich natürlich ganz genau auf, was sich nun abspielt und wie die Personen, mit welchen ich es zu tun habe, reagieren. Daher kam schon am Empfang die Ernüchterung, denn eine der beiden Damen fragte ihre Kollegin, mit wem ich denn mein Vorstellungsgespräch hätte und diese antwortete, mit Herrn K. und dem Leiter der Gebäudetechnik. Danach wurden diese beiden Damen doch sehr leise, ich konnte sie aber trotzdem noch verstehen und daher hatte ich auch ihren Dialog mit verfolgt. Da meinte die Kollegin,
„was? Mit dem Chef selbst?“ Stimmt das wirklich?“
Darauf die zweite Kollegin, es war offensichtlich auch jene Dame, mit der ich diesen Termin vereinbarte,
„ja, das stimmt! Die wollen den jetzt weg haben, denn sie wollen Ruhe haben von dem!“
Ehrlich gesagt, als ich dies hörte, dachte ich mit, diesen Termin hätte ich mir sparen können. Aber nun war ich schon mal da, also machte ich gute Miene zum bösen Spiel. Nun, dies ist zwar ein etwas größeres Büro, aber so groß auch wieder nicht, als dass der Chef selbst bei einem Vorstellungsgespräch dabei sein könnte. Aber gut.
Kurz darauf kamen auch schon die beiden Herren und ich ging mit beiden durch das halbe Büro in einen Besprechungsraum. Ehrlich gesagt, als ich dieses Büro sah, war mir auch um diesen Arbeitsplatz nicht mehr leid, denn das Büro war ein großer, sehr moderner Raum, in dem offensichtlich alle Mitarbeiter an ihren Arbeitsplätzen sitzen. Ich dachte mir, hier sitzen sie alle, wie die Hühner auf der Stange.
Das Gespräch selbst verlief allerdings dann alles andere als negativ. Nun gut. Ich mache meinen Job nun mittlerweile über 25 Jahre und dies von beinahe allen Seiten, daher gibt es so gut wie keine Fragen, oder keine Themen, worauf ich keine Antwort, oder nichts zu sagen wüsste. Zudem war mir der Chef, Herr K., er ist in meinem Alter, auch gar nicht unsympathisch. Gäbe es diese unsägliche Sache nicht, dann, so war ich der Meinung, könnte ich mich mit ihm bestens verstehen. Mit dem Leiter der Gebäudetechnik war dies zwar nicht ganz so, allerdings sah auch er, dass ich mich in meinem Gebiet bestens auskenne. Daher begann er mit mir sich in Details zu vertiefen und wollte wissen, wie es denn meinerseits mit der Planung von Brandmeldeanlagen aussähe. Aber auch dazu konnte ich ihm ausführlich berichten. Zwar bin ich kein zertifizierter Planer für Brandmeldeanlagen, aber dies könnte ich jederzeit nachholen. Ich benötigte dieses Zertifikat eben bisher noch nie, daher habe ich es noch nicht. Daher wollte er wissen, welche Erfahrungen ich in der letzten Zeit mit diesem Gebiet sammeln konnte und ich begann ihm über meine Tätigkeit bei der Stadt Stuttgart zu erzählen, wo ich auch unter anderem für diese Anlagen zuständig war. Dies machte ihn neugierig und er wollte wissen, wie dies denn dort ablief. Und ich erzählte ihm von dieser Vereinbarung zwischen der Stadt und diesem Enegieversorgungsunternehmen, welches im Auftrag der Stadt im gesamten Bereich der Schwachstromtechnik diese Leistungen ausführen lässt. Allerdings ist dies eine sehr fragwürdige Vereinbarung, denn dazu hatte ich auch hier viel zu viel mitbekommen, was hier läuft. Aber dies schien für den Herrn egal zu sein. Er wollte lediglich wissen, ab es dafür einen Vertrag gibt und, nachdem es hierfür einen Vertrag gibt, war für ihn alles in Ordnung. Ob der Vertrag an sich in Ordnung ist, das war ihm egal.
Mit Herrn K., dem Miteigentümer dieses Unternehmens, hatte ich mich auch über meinen Kollegen, diese „italienische Krätze“, unterhalten. Er meinte dazu, mit ihm hätte es einfach nicht gepasst und er sei froh, dass er nun bei diesem Projektmanagementunternehmen, in welchem auch ich zuvor arbeitete, untergekommen ist. Allerdings meinte er, er wolle mit all denen, so wie er sagte, also mit dem Projektentwickler dieses großen Projektes, bei welchem ich zuletzt tätig war und auch mit diesem Projektmanagementunternehmen und deren Machenschaften nichts zu tun haben. Darüber war ich dann doch etwas überrascht, denn auch dieser Projektentwickler hat seinen Firmensitz nur unweit von diesem Büro, daher müsste man sich doch häufig über den Weg laufen und zudem dachte ich mir, worin liegt nun der Unterschied zwischen deren Machenschaften, auch hier galt die Devise, gibt es einen gültigen Vertrag ist alles in Ordnung, unabhängig vom Inhalt des Vertrages, und diesem seltsamen Vertrag zwischen der Stadt Stuttgart und diesem Energieversorgungsunternehmen. Also, nach meinen Erfahrungen gibt es hier keinen Unterschied. Aber mir war dies eigentlich schon egal, da ich ohnedies mit keiner Anstellung mehr rechnete.
Kurz vor dem Ende meines Vorstellungsgespräches war der Leiter der Gebäudetechnik beinahe angetan von mir, daher lag es nun beim Chef selbst, wie es weiter gehen würde. Der Leiter der Gebäudetechnik meinte, er könne sich sehr gut vorstellen, hier bei ihnen zu arbeiten, aber Herr K. meinte, er wolle allerdings, so wie er sagte, nur Gleiche, haben. Und da muss ich ihm auch zustimmen, ein 08/15 Allerweltstechniker bin ich nun mal nicht, obwohl ich mich eigentlich bisher noch in jede Umgebung einfinden konnte – manchmal auch zu viel, wie sich dies in W.-E. zeigte und man mir deshalb Zugehörigkeit zu ihnen nachsagte, daher war die Sache für mich erledigt.
Nachdem ich mich noch freundlich, in Erwartung einer positiven Nachricht, verabschiedete, verließ ich kurz nach 18:00 Uhr dieses Büro. Aber kaum ging ich aus dem Haus hinaus, hörte ich aus dem Hinterhalt eine Frau lachen und sie meinte,
„der glaubt immer noch, dass er bei denen noch etwas bekommt!“
Zuerst dachte ich mir nichts dabei und ging einfach weiter, wieder zurück zu meiner Wohnung. Solche und ähnliche Äußerungen und Kommentare hatte ich zwar schon sehr oft nach einem Vorstellungsgespräch und dem darauffolgendem Verlassen des betreffenden Unternehmens vernommen, aber reagiert hatte ich darauf noch nie. Bisher nahm ich dies jeweils nur zur Kenntnis und wartete, ob dies auch tatsächlich mit dem Gespräch zuvor in Verbindung steht. Leider hat sich dabei immer wieder gezeigt, die Verbindung besteht.
Kaum in meinem Wohnhaus in München wieder angekommen, betrat ich die Eingangshalle. Hier warteten offensichtlich zwei jüngere Frauen auf den Aufzug. Als ich in der Eingangshalle stand, sah mich eine der beiden Frauen an, begann zu lachen und meinte dabei,
„der glaubt immer noch, dass er bei denen noch etwas bekommt!“
Dies war dann doch etwas seltsam. Denn der gleiche Satz innerhalb von wenigen Minuten!
Zuerst war ich der Meinung, diese beiden jüngeren Frauen würden auf den Aufzug warten, doch als ich selbst zu den Aufzügen ging, verschwanden beide hinter der Wand, an welchen sich die Briefkästen befanden. Nun stand ich also alleine vor den Aufzügen. Doch kauf öffnete sich die Tür eines der der drei Aufzüge und ich hinein ging, da meinte die zweite der beiden Frauen,
„warum? Der muss doch nur alles hergeben, worauf sie Anspruch stellen, dann kann er eh wieder weiter machen bei denen.“
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob dies tatsächlich mit meinem Vorstellungsgespräch in Verbindung steht. Aber, dies passte dann doch sehr. Zudem wusste ich ja auch schon längere Zeit, mir gegenüber werden Forderungen gestellt. Zwar nicht direkt, aber ich erhalte immer wieder sehr spezielle Andeutungen, was ich denn zu tun hätte, damit ich in Ruhe gelassen werde. Und dazu zählt auch die Veräußerung meines Grundstückes in meiner alten Heimatgemeinde im Salzkammergut, in Unterach. Dies geschieht auch immer in gleicher Weise. Ich erlebe irgendetwas, natürlich meist etwas Negatives, und bekomme im Anschluss daran den Hinweis, ich solle doch endlich mein Grundstück aufgeben, was nichts anderes bedeutet, als dieses als Grünland günstig, für den Käufer natürlich, zu verkaufen.
Kaum war ich in meiner kleinen Wohnung im 15. Stock angekommen, bereitete ich mir einen Kaffee zu und setzte mich auf meinen Balkon. Und auch da. Einige Stockwerke unter meiner Wohnung saßen offensichtlich ebenfalls zwei Personen, ein Mann und eine Frau, auf dem Balkon, oder hatten zumindest die Balkontüre geöffnet, und unterhielten sich ebenfalls über das gleiche Thema. Hier meinte die Frau,
„der muss das jetzt hergeben, sonst bekommt der nie wieder eine Arbeit bei denen! – Der braucht nicht einmal noch irgendwo hin Vorstellen gehen!“
Ich finde dies schon sehr seltsam. Zudem, dies geschieht immer in gleicher Art und Weise. Jemandem den dies nicht betrifft, oder der in diese Angelegenheit nicht involviert ist, würde dies wahrscheinlich gar nicht auffallen. Aber da ich dies mittlerweile schon seit sehr vielen Jahren erlebe, höre ich dies eben sofort.
Überrascht war ich über all dies schon sehr, denn dieses Gesamtplanungsbüro, bei welchem ich an diesem Tag Vorstellen war, gehört doch eigentlich zu den sogenannten „guten“ Büros!
Nachdem ich diesmal mit dem Auto in München war, dachte ich mir, ich werde am Freitag, wenn ich wieder nach Wien retour fahre, noch in Unterach vorbei schauen und horchen, was dort nun über dieses Vorstellungsgespräch und meine Chancen dort einen neuen Job zu finden gesprochen wird, denn die Entscheidung, so hatte mir Herr K. mitgeteilt, sollte erst am Montag der folgenden Woche fallen. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Mit meinen Vermutungen liege ich vollkommen richtig!
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