„Das sind alles Eure Frauen“
W.-E-, Donnerstag, 3. Juni 2010: Herr D. hat wohl eine sehr eigenartige Einstellung gegenüber seinen weiblichen Mitarbeiterinnen!
Jedes Jahr im Juni feiert Herr D. seinen Geburtstag und so kamen wir auch an diesem Tag, soviel ich mich erinnern kann ist dies jeweils der 3. Juni, in der Kaffeeküche im Untergeschoß des alten Firmengebäudes der Firma D. zusammen, um dies mit einem kleinen Umtrunk zu feiern. Die gesamte Belegschaft der Firma fand sich in dieser doch etwas größeren Kaffeeküche ein. Auch die gesamte weibliche Belegschaft war mit dabei. Diese ist zwar in diesem Unternehmen nicht sehr groß, aber da diese alle in der Verwaltung des Unternehmens tätig sind, waren sie alle vollständig anwesend. Nachdem alle ihre Brötchen gegessen hatten und wir mit einem Glas Sekt auf den Geburtstag von Herrn D. angestoßen hatten, begann D. kleine Anekdoten aus seinem Leben zu erzählen. Meist sind die eher witzartige kleine Geschichten, mit welchen er zeigen will, welch umgänglicher und netter Mensch er denn sei.
Doch dann kam von ihm Folgendes. Er drehte sich um, wandte sich in Richtung eines der Kollegen, Peter Sch., welcher nur wenige Tage zuvor seinen Führerschein bei einer Verkehrskontrolle aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums verloren hatte, er hatte wohl etwas über den Durst getrunken, da ihn kurz zuvor seine Lebensgefährtin verlassen hatte, und meinte,
„na Peter, das sind alles Eure Frauen“
und deutete dabei ich Richtung der in einem kleinen Kreis zusammenstehenden weiblichen Belegschaft. Ich dachte mich, ich glaub‘ ich hör‘ nicht recht. Nun war ich gespannt, wie sie darauf reagieren würden. Doch außer einem kurzen, wenn auch zwanghaften kleinen Lacher einer Kollegin Irina S., einer gebürtigen Slowenin, welche nun mit einem hiesigen Mann verheiratet ist, kam nichts. Sie sahen lediglich eher etwas betreten auf den Boden. Ich war fassungslos, denn wie kann ein Mann, noch dazu der Eigentümer dieses Unternehmens solch eine Meldung von sich geben und dies auch noch vor versammelter Belegschaft. Aber scheinbar ist dies in diesem Unternehmen Gang und Gebe. Auch Peter Sch. reagierte, für mich jedenfalls, etwas seltsam, denn er lief, beinahe für jeden erkennbar, rot im Gesicht an und wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Peter Sch. gehörte allerdings auch zu den seltsamsten Kollegen, welche ich in diesem Unternehmen hatte. Er war beinahe gleich alt wie ich, man kannte ihm jedoch sein Alter überhaupt nicht an. Dies ist noch nichts Seltsames, jedoch war er ein doch ein äußerst introvertierter Zeitgenosse. Meist saß er den ganzen Tag in seinem Büro und niemand konnte so recht nachvollziehen, ich zumindest überhaupt nicht, was er den ganzen Tag so treibt. Am Telefon verabschiedete er sich meist mit einem äußerst energischen „und Tschüss!“, was mich auch von einigen Kollegen der österreichischen Niederlassung gleichlautend bestätigt wurde. Aber dies nur am Rande.
Es ist schon eine äußerst seltsame Einstellung des Herrn D. gegenüber den weiblichen Mitarbeiterinnen in diesem Unternehmen. Er tat ja schon fast so, als wären sie für die männlichen Kollegen beinahe Freiwild. Und niemand mokierte sich darüber! Fassungslos ging ich nach dieser kleinen Zusammenkunft der Belegschaft zu Ehren des Geburtstages von Herrn D. wieder zurück an meinen Arbeitsplatz und dachte mir, nun wird mir einiges klar.