„Jetzt wollen sie den weg geben“
Stuttgart, Schwabenzentrum an einem Freitag im Mai 2013:
Obwohl ich an einem Freitag meist um 13:00 Uhr meinen Dienst beendete, ging ich trotzdem immer mittags in die Kantine um zu Essen. Schließlich begab ich mich naher auf den Rückweg nach Wien und kam dort erst gegen Mitternacht an. So ging ich auch an diesem Freitag, das genaue Datum kann ich nicht mehr nachvollziehen, dies spielt allerdings auch hier keine Rolle, wieder kurz nach 11:00 Uhr Richtung Kantine. Dort angekommen, holte ich mir mein Essen, wie an fast jeden Freitag gab es gebackenen Fisch, und setzte mich an meinen üblichen Platz an der äußeren Fensterreihe. Doch als ich zu meinem Tisch ging, erkannte ich an einem der mittleren Tische den neuen Oberbürgermeister von Stuttgart, Fritz Kuhn. Er saß dort mit einer Frau – wahrscheinlich eine Mitarbeiterin aus seinem Büro. Der neue OB, so hieß es, würde immer, wenn er in seinem Amt ist und es ihm möglich ist, mittags selbst in die Kantine gehen um dort zu essen. Ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger, welcher sich sein Essen in seine Kanzlei bringen ließ. Und da an Freitagen die Kantine im Obergeschoß des Rathauses geschlossen hat, ging er wohl an diesem Tag ins Schwabenzentrum, der zweiten Hauptkantine des Rathauses, um dort zu essen.
Doch als ich so an meinem Tisch saß und meinen Fisch verspeiste, fiel mir auf, der OB und seine Mitarbeiterin unterhalten sich über mich – zumindest hatte ich den Eindruck. Aber dann, als ich mit dem Essen fertig war und mit meinem Tablett zur Geschirrrückgabe ging, dabei musste ich an dem Tisch des OBs vorbei gehen, drehte sich seine Mitarbeiterin kurz um, sah mich an und meinte zu OB Fritz Kuhn, als ich direkt an deren Tisch vorbei ging,
„jetzt wollen sie den weg geben“
und lächelte dabei.
Darauf meinte OB Fritz Kuhn,
„das können wir aber nicht zulassen!“
Da erwiderte seine Mitarbeiterin fast entsetzt,
„aber das ist ein anderer!“
„Trotzdem, das können wir nicht zulassen“,
widersprach OB Fritz Kuhn.
Etwas entsetzt, aber doch erleichtert über die Aussage des OBs, ging ich weiter, tat so, als hätte ich überhaupt nichts davon mitbekommen, legte mein Tablett auf das Förderband und verschwand aus der Kantine. Offensichtlich war damals noch niemandem klar, ich bin auch kein anderer, denn ich habe mit dem gesamten System nichts zu tun – und will dies auch nicht! Mit faschistischen Systemen, falls man dieses System tatsächlich als etwas Politisches sehen will, egal welcher Ersatzreligion sie auch huldigen, will ich nichts zu tun haben!
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