Unterach, Freitag, der 21. August 1998:
An diesem Abend, um sieben Uhr, sollte nun also die von Angelika P. seit Wochen angekündigte große Geburtstagsfeier für ihren Freund Wenzel P. in „Sigi’s Pub“ stattfinden. Doch die Bezeichnung Geburtstagsfeier schien wohl restlos übertrieben. Denn wenn Wenzel P. selbst gesagt hätte, er hätte Geburtstag und würde daher eine Runde Pizza in diesem Lokal schmeißen, dann wäre es das gleiche gewesen. Wenzel P. kannte ich ja schon seit meiner Kindheit, daher war ich nun auch etwas überrascht, als Angelika P. deshalb nun seit Wochen herumgetan hatte.
Anwesend waren zudem lediglich die beiden, der Bruder von Wenzel P. Thomas P., mit dessen Freundin und eben mein Bruder und ich. Von Eva K., wie ich es gehofft hatte, keine Spur. Doch je länger ich darüber nachgedacht hatte, umso mehr hätte es mich auch gewundert, wenn sie dabei gewesen wäre. Denn Eva K. hatte ich in diesem Lokal noch nie gesehen. Sie schien sich wohl viel zu gut zu sein, um dieses Lokal zu betreten. Aber auch sonst war es mehr als unwahrscheinlich, denn selbst die Verbindung von Angelika P. mit Wenzel P., obwohl beide intellektuell bestens zusammenpassten, war mehr als widersprüchlich.
So saßen wir nun zu sechst an einem Tisch, aßen allesamt eine Pizza, tranken etwas dazu und unterhielten uns, als wäre es ein ganz übliches Zusammentreffen. Weshalb wir dafür nun auch noch ein Geburtstagsgeschenk besorgen mussten, das kam auch meinem Bruder etwas seltsam vor. Zudem sich Angelika P. noch dazu etwas abfällig über unsere Grußkarte, welche mein Bruder dafür zusätzlich noch angefertigt hatte, äußerte. Nach 22 Uhr war diese „Feier“ dann auch – endlich – wieder zu Ende.
Der Streit mit meinem Bruder hatte sich mittlerweile wieder etwas gelegt. Allerdings war ich es wieder, der nachgegeben hatte. Jedoch auch mein Bruder schien eingesehen zu haben, dass er es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in „Sigi’s Pub“ deutlich überzogen hatte. So blieben wir an diesem Abend nach der Geburtstagsfeier zurück in diesem Lokal und standen, nachdem der Rest das Lokal verlassen hatte, gemeinsam an der Bar. Diesmal deutlich ruhiger Diesmal deutlich ruhiger als noch zwei Tage zuvor.
Doch, es war kaum elf Uhr abends vorbei, da öffnete sich die Eingangstür in dieses Lokal und plötzlich stand genau jene Truppe, die auch am Abend des Kunsthandwerker Marktes dieses Lokal um genau die gleiche Zeit betrat, im Lokal. Und sieh da, wen hatten sie im Gefolge? – Es war diese „Michi“!
Mein Bruder und dich standen eigentlich zuvor alleine an der Stirnseite der Bar, doch nun platzierte sich diese ganze Truppe neben uns. Zwar etwas seltsam, nicht direkt neben uns, jedoch als wollten sie gerade mir etwas zeigen. Sie wollten mir offenbar ihre Trophäe und die Eroberung „Michis“ von einem aus ihrer Mitte präsentieren. Es war jener Linzer, der als Sohn von Zweitwohnungsbesitzern sehr häufig in diesem Dorf anzutreffen ist.
Besonders glücklich sah „Michi“ dabei zwar nicht gerade aus und es war ihr auch offenbar sichtlich unangenehm, als sie mich hier nun an der Bar angetroffen hatte. Aber dies war wohl die Erklärung dafür, weshalb ich sie seit zwei, drei Tagen nach diesem Kunsthandwerker Markt in diesem Dorf nicht mehr zu sehen bekommen hatte. Daher war ich auch froh darüber, meinen Gedanken, ich könnte doch im Zuge einer Radtour einmal bei „Schnurli“ in seinem neuen Lokal einkehren, um sie dort vielleicht noch einmal zu treffen, nie umgesetzt hatte. Das wäre erst wieder etwas gewesen …
Aber das wollte ich mir nun auch nicht länger ansehen. Weshalb ich zahlte, noch einmal zu „Michi“ blickte und mit einem Wink mit der Hand, um ihr damit anzudeuten, vergiss es, das Lokal verließ.
(2022-08-13, 2022-09-14)