Speyer, Dienstag, der 2. Februar 2010:
An diesem Tag fand die erste Baubesprechung mit dem Auftraggeber statt. Um neun Uhr begann diese Besprechung. Weshalb wir schon sehr früh am Morgen losfuhren. Wieder eine ganze Delegation der Firma D. Denn nicht nur Herr D. selbst nahm an dieser Besprechung teil, sondern auch Ingo W. vom Verkauf, der auch das Angebot kalkuliert hatte, sowie Armin L. von der Verkehrsabteilung. Beinahe schon nebenbei auch der eigentliche Projektleiter Thomas T., bei welchem längst erkennbar war, dass er bei Herrn D. keinen guten Stand hatte. Auch ich musste an dieser Besprechung teilnehmen. Wobei ich dies allerdings schon etwas seltsam fand, war ich doch nur für die Planung intern im Unternehmen zuständig. Aber Herr D. wollte unbedingt, dass auch ich daran teilnahm.
So saßen wir mit den drei Vertretern des Auftraggebers, Herrn Manfred B., dem stellvertretenden Projektleiter des Auftraggebers, Herrn J. von der Geschäftsstelle in Annweiler, sowie Herrn M., von der Geschäftsstelle in Speyer, in einem der Besprechungsräume in deren Unternehmenssitz in Speyer. Zudem war auch der für die Planung verantwortliche Projektleiter des Ingenieurbüros, Herr Kai R., mit gleichem Familiennamen wie ich, allerdings etwas anders geschrieben, sowie dessen Adlatus bei der Besprechung mit dabei.
Anfangs dachte ich, bei dieser Besprechung würde es sich um eine rein informative Besprechung handeln, bei der es noch um nicht sehr viel gehen würde. Gab es doch immer noch keinen offiziellen Auftrag für die technische Erneuerung der Tunnelgruppe an Firma D. Doch dies sah dann doch gleich ganz anders aus. Denn Herr B. der stellvertretende Projektleiter nannte gleich fixe Termine, welche in den Projektablauf mit aufzunehmen wären, die die bauliche Sanierung der Tunnelgruppe im ersten Abschnitt für den Staufer- und Kostenfelstunnel zu berücksichtigen wären.
So soll ab 27.5. die gesamte Strecke der B10 für die Sanierung von Staufer- und Kostenfelstunnel erfolgen. Wobei der Verkehr in dieser Zeit auf die alte Landstraße umgeleitet wird, welche zuvor vom 3. bis 7. Mai saniert werden soll. Zudem soll für den Kostenfelstunnel eine Behelfsrampe eingerichtet werden.
In der Zeit vom 27.5., 19:00 Uhr, 28. und 29.5. sollen beide Tunnel erst einmal gründlich gereinigt werden. Erst danach, also ab dem 30.5. können die Arbeiten für die technische Sanierung erfolgen.
Zudem sei bei den Arbeiten der technischen Sanierung auch zu berücksichtigen, dass die Tunnelwände neu verfliest werden sollen. Wobei hierfür eine Woche für die Demontage der alten Fliesen, sowie eine Woche für die Strahlarbeiten vor der neuen Verfliesung zu berücksichtigen sind. Zudem soll der Fliesenleger je Arbeitstag ca. 20 m² Fliesen neu verlegen können. Im Kostenfelstunnel jedoch 1.500 m², sowie im Staufertunnel gar 3.000 m² Fliesen neu zu verlegen sind. Daher sind die gesamten Arbeiten während der technischen Sanierung auch durch den Fliesenleger beeinflusst. Die Arbeiten des Fliesenlegers selbst sollen ab dem 25.6. beginnen.
Im Zuge der Sanierung der Tunnelgruppe werden auch Rettungsstollen errichtet. Wobei für den Staufertunnel hierfür drei Rettungsstollen errichtet werden, welche allerdings zu Beginn der Arbeiten in den Tunnel selbst noch nicht vollständig fertiggestellt sein werden. Erst ab Mitte Juli sollen diese zur Verfügung stehen. Jedoch müssen diese Rettungsstollen auch nicht bei der Wiedereröffnung der beiden Tunnel vollständig fertiggestellt werden.
Der Verkehr an der Strecke soll spätestens am 1.9.2010 wieder freigegeben werden. Bis dahin müssen die Arbeiten für die technische Sanierung der beiden Tunnel für den ersten Abschnitt fertiggestellt, aber auch vollständig in Betrieb genommen und auch abgenommen worden sein.
Zudem muss eine Kabelverbindung vom Betriebsgebäude Staufertunnel, in welcher auch die Leitzentrale für alle vier Tunnel eingerichtet werden soll, zur Straßenmeisterei, welche auf der anderen Straßenseite der Umgehungsstraße, der L430, der beiden Tunnel liegt, geschaffen werden. Wofür eine Querung dieser Straße erforderlich ist. Welche ebenfalls noch vor der Tunnelsperrung unbedingt erfolgen muss, da danach der gesamte Verkehr, circa 30.000 Fahrzeuge, wie Herr B. immer wieder erwähnte, über diese Umgehungsstraße geführt wird und diese daher für den Verkehr unbedingt freigehalten werden muss.
Auch das Löschwasserbecken für den Kostenfelstunnel soll erst ab Ende Juni fertiggestellt sein. Welches allerdings ebenfalls bei der Freigabe des Verkehrs vollständig in Betrieb sein müsste.
Daher sei es besonders wichtig, dass unsererseits ein Terminplan für die auszuführenden arbeiten erstellt wird. Müssen diese doch auch mit anderen am Projekt beteiligte Unternehmen „abgestimmt“ werden. Eine Aufgabe, welche den Projektleiter, Herrn Thomas T., vorbehalten blieb.
Etwas, dass den Vertretern des Auftraggebers besonders wichtig war, betraf die Beauftragung von Subauftragnehmern. Denn diese müssen dem Auftraggeber im Vorhinein gemeldet werden und von diesem auch freigegeben werden. Wobei ich dies noch regelrecht vorbildhaft empfand. Subunternehmen Ketten dürfte es keinesfalls geben, wie dies bei vielen Projekten der Fall sein soll.
Zudem gab es eine Menge an Fragen an den Auftraggeber.
- So soll nach Beantwortung der Frage die aktive Leiteinrichtung alle 12,5 Meter installiert werden.
- Die Verwendung von Bestandskabel, wie im Nebenangebot angeboten, könne vorgenommen werden.
- Die Lautsprecher in den Tunnel sollen jedoch laut Ausschreibung ausgeführt werden.
- Auch die USV-Anlagen sollen laut Ausschreibung ausgeführt werden. Jedoch könnte dafür noch ein Nachtragsangebot für wartungsfreie Batterien vorgelegt werden.
- Die Fluchtwegkennzeichenleuchten FKOL sollen laut Ausschreibung ausgeführt werden.
- Auch die Elektro- und Notrufnischen sollen laut Ausschreibung ausgeführt werden.
- Für die Rettungsstollen ist eine Leistungsbilanz zu erstellen, um die Versorgung dieser durch die bestehende Trafostation sicherzustellen.
- In den Rettungsstollen müssen jedoch keine 32A Steckdosen für die Reinigung installiert werden.
- Die Funknische für Mobilfunkanlagen im Rettungsstollen Mitte soll frei bleiben.
- Die Bedienfelder für die Verkehrssteuerung an den Streckenstationen sollen möglichst einfach gehalten werden.
- Bauwerkspläne, soweit erforderlich, werden von Herrn M. vom Auftraggeber verteilt.
Für die Detailplanung, der Montage- und Werksplanung, welche in meiner Verantwortung erstellt werden soll, soll bis 18., 19.2. ein Terminplan erstellt werden. Zudem sollen zu diesem Termin bereits die ersten Pläne zur Planfreigabe abgegeben werden. Wobei an das Ingenieurbüro ein Vorwegexemplar der Pläne geliefert werden soll. Zur eigentlichen Planfreigabe sollen drei Exemplare davon dem Auftraggeber zur Verfügung gestellt werden. Einige Pläne dafür hatten wir ja dafür längst erstellt.
Auch sollte nun mindestens einmal pro Monat eine Baubesprechung bis zum Beginn der Arbeiten vor Ort stattfinden. Somit die nächste Besprechung am 3.3.2010, um 9:00 Uhr, wieder beim Auftraggeber, stattfinden.
Gegen Ende der Besprechung ließ sich dann auch noch der eigentliche Projektleiter des Auftraggebers, Herr Kurt E., blicken. Er stellte sich kurz vor, betonte dabei auch, dass er nicht nur der Projektleiter der Sanierung der Tunnelgruppe in Annweiler sei, sondern auch der Tunnelmanager für das Bundesland Rheinland-Pfalz. Wobei ich zugeben muss, damals noch gar nicht gewusst zu haben, was dies bedeutet. Zudem auch den Namen etwas sonderbar fand. Denn was mag ein Tunnelmanager, in dieser Position zuständig für ein ganzes Bundesland, an Tunnels schon managen.
Er freute sich sehr, dass es, wie er meinte, trotz allem gelungen wäre, die Firma D. mit der technischen Sanierung der Tunnelgruppe beauftragen zu können. Schließlich hatte Firma D. bereits den Auftrag für die technische Ausrüstung bei der Errichtung dieser Tunnelgruppe und bis zuletzt auch die Wartung im Auftrag. Wobei bis dato im Büro dafür allerdings noch gar kein schriftlicher Auftrag eingegangen war, sondern es nur eine mündliche Zusage von Projektverantwortlichen gab, dass Firma D. den Auftrag erhalten soll. Nun soll also der Auftrag, nach den Angaben von Herrn E., auch tatsächlich erteilt worden sein.
Dafür würde er sich nun allerdings eine entsprechend sorgfältige und qualitativ anspruchsvolle Auftragsbearbeitung erwarten. Wobei er dabei, für mich völlig überraschend, mich ansah. Als wäre ich es nun, an dem es legen werde, dass die Arbeit seinen Erwartungen entsprechen werde. Dabei war ich nur für die Planung innerhalb der Firma D. bei diesem Projekt zuständig und so auch zu Beginn der Besprechung von Herrn D. vorgestellt worden. Jedoch hatte ich schon die ganze Zeit über den Eindruck, als hätten die Vertreter des Auftraggebers es erwartet, dass ich nun nicht nur mit an diesem Tisch sitze, sondern eben auch maßgeblich beim Projekt verantwortlich sein werde. Als hätten sie schon längst gewusst, dass ich in dieses Unternehmen noch vor der offiziellen Auftragserteilung an Firma D. eintreten werde und dann dort auch für dieses Projekt zuständig sein werde. Was mich doch sehr irritiert hatte. Denn schließlich war die Angebotsphase bereits im letzten Jahr im Juni. Also in einer Zeit, als ich noch für dieses Immobilienentwicklungsunternehmen in Wien tätig war.
Zuletzt, gegen Ende der Besprechung, kam noch eine Aussage von Herrn E. zur Freude darüber, dass Firma D. nun den Auftrag für die technische Ausrüstung der Tunnelgruppe erhalten hatte, in der er meinte,
„wenn der andere den Auftrag erhalten hätte, dann hätte der all die Kabel zu seinen miesen Einheitspreisen nach Aufmaß abrechnen müssen.“
Etwas das mich nun völlig irritiert hatte. Denn nach meinem bisherigen Wissensstand war in der Ausschreibung auch eine Abrechnung nach Einheitspreisen vorgesehen. Also würde dies, noch dazu, wenn Firma D. noch günstiger als der andere, also der zweitbeste Bieter, gewesen sein muss, anders hätte es den Auftrag auch wohl kaum erhalten, dann doch wohl genauso treffen.
Für mich sah es so aus, als würden sich alle an diesem Tisch bestens kennen. Firma D. daher wohl auch einen Vorteil bei der Angebotserstellung gehabt haben, was dann auch dazu führte, dass Firma D. auch tatsächlich nun den Auftrag erhalten soll. Was nun grundsätzlich auch noch nicht weiter besonders verwunderlich ist, denn dies soll schon manchmal vorkommen.
Mich betreffend schien es so zu sein, dass ich nun genau dort gelandet zu sein schien, wo man mich längst erwartet hatte. Wie gesagt, an einen freien Arbeitsmarkt hatte ich ohnedies schon längst nicht mehr geglaubt. Aber warum ich nun gerade hier arbeiten sollte, das war für mich völlig rätselhaft. Hatte ich doch mit diesem Bereich der elektrotechnischen und maschinellen Ausstattung von Tunnelanlagen, wie das in Österreich bezeichnet wird, bisher so gut wie überhaupt nichts zu tun. Ausgenommen, dass ich dies von Kollegen bei diesem Ingenieurbüro in Salzburg, beim „Hopferl“, zu sehen bekam und dort bei einigen Projekten mitgearbeitet hatte. Zudem, in Österreich hatte ich mich für beinahe exakt die gleiche Position bei Asfinag beworben. Dort wäre ich eben dann auf der Seite des Auftraggebers gesessen. Aber die Voraussetzungen für den Job wären exakt die gleichen gewesen. Dort hatte ich allerdings keine Chance den Job zu erhalten. Hier verlief meine Bewerbung, als wäre es das Selbstverständlichste gewesen.
Als ich am Abend, nachdem ich wieder am Stammtisch meiner Vermieterin saß, um dort abends etwas zu essen, hatte es doch an diesem Tag keine Mittagspause gegeben, war ich nun durchaus frohen Mutes, dass ich, auch wenn ich in diesem Unternehmen ganz und gar nicht zu arbeiten beginnen wollte, die Zeit, bis ich etwas für mich Passendes gefunden hätte, gut und auch angenehm verbringen könnte. Schließlich musste ich nun auch nichts für mein Appartement bezahlen, weshalb ich auch keine zusätzlichen Kosten für die Unterkunft hatte. Daher dachte ich mir, dies könnte sogar eine durchaus angenehme Zeit werden.
(2022-01-28)