Endersbach, Freitag, der 15. Jänner 2010:
An diesem Morgen wollte ich aufpassen, was es denn sein könnte, was mir in den letzten Tagen vormittags derartige Magenprobleme beschert hatte. Doch wirklich etwas aufgefallen wäre mir nichts. Am Frühstücks Buffett schon gar nichts. Ausgenommen davon, dass es Diverses gab, was ich ohnedies erst gar nicht gegessen hätte.
Somit hätte es nur mehr der Fruchtsaft sein können. Aber dieser war aus einer großen Karaffe für jeden Gast zu entnehmen. Oder der Kaffee. Doch auch hier war es so, dass die Wirtin mehrere Kaffeekannen auf den Tischen verteilt hatte, aus welchen sie den Gästen wechselnd, einen Brühkaffee aus einer großen Kaffeemaschine an der Schank, in die leeren Tassen ein- und nachgeschenkt hatte. Daher, ich fand erst einmal nichts. Allerdings musste es etwas mit dem Frühstück zu tun haben. Denn, dass ich auch wegen nervlichen Anspannungen diese Magenbeschwerden bekommen konnte, das konnte durchaus sein. Allerdings dies vier Tage hindurch, jeden Tag? Das kam mir dann doch etwas seltsam vor. Schließlich hatte ich mich ab Mittwoch auch wieder wenigstens etwas beruhigt.
So hatte ich mir nun vorgenommen, in den nächsten Tagen weiter aufzupassen. Schließlich hatte ich ab nächste Woche ohnedies ein eigenes Appartement, in welches ich mir auch selbst eine Kaffeemaschine stellen könnte und dann dort selbst Frühstücken könnte.
Als ich dann bei der Wirtin mein Zimmer für diese Woche bezahlen wollte, meinte sie lediglich, das Zimmer wäre schon bezahlt und lächelte dazu. Jedoch war mir dies gar nicht recht. Denn dies bedeutete, dass Alfred D., mein neuer Arbeitgeber mir nun tatsächlich das Zimmer zur Gänze bezahlt hatte. Dabei wäre ich deshalb am Dienstagmorgen bei ihm gewesen und hätte mit ihm darüber gesprochen. Wobei ich der Meinung gewesen wäre, wir hätten uns darauf geeinigt, dass, wenn er schon unbedingt darauf bestehen möchte, mir meine Unterkunft zu bezahlen, dann allerdings lediglich die Hälfte der Kosten dafür. Daher war ich auch etwas ungehalten, als mir dies die Wirtin so lächelnd erzählte, als hätte ich dabei ohnedies nichts zu melden. Weshalb ich zu ihr meinte, wenn dann allerdings Ende des Monats mein Appartement zur Zahlung fällig wäre, so war es vereinbart worden, müsste sie erst mir die Rechnung dafür geben. Wobei, wenn mir Herr D. schon unbedingt die Unterkunft bezahlen möchte, dann sollte mir dies auch recht sein. Ich möchte deshalb nur ja nicht in ein zusätzliches Abhängigkeitsverhältnis kommen. Daher nahm ich dies nicht einfach zur Kenntnis und wollte mich dafür auch nicht bedanken!
Kaum war ich am Vormittag wieder so richtig mit den Vorbereitungen für die Erstellung der Werk- und Montagepläne beschäftigt, freute mich dabei allerdings schon darauf, um ein Uhr endlich ins Wochenende verschwinden zu können, stand Herr D. plötzlich kurz vor zwölf Uhr in der Tür zu meinem Büro. Es sah dabei so aus, als wollte er mich vor dem Wochenende noch einmal sehen. Schlich dabei durch das Büro im ersten Obergeschoß, in welchem im letzten Büro am letzten Platz mein Arbeitsplatz gelegen war und murmelte dabei immer wieder etwas vor sich her. Auch als er dann in der Tür zu meinem Büro stand, konnte ich ihn zuerst gar nicht verstehen. Ich dachte zunächst, er möchte mit mir vielleicht noch einmal über die Rechnung meiner Unterkunft reden. Doch das hörte sich ganz anders an. Dies klang für mich so:
„Da werden Sie hin, wenn Sie so weitermachen!“
Weshalb ich ihn dazu zuerst anlächelte und so tat, als hätte ich ihn nicht verstanden. Schließlich hätte ich etwas anderes erwartet. Doch da blickte sich Herr D. noch einmal um und meinte dann noch einmal in meine Richtung,
„da werden Sie hin, wenn Sie so weiter machen!“
Lächelte mich dabei ganz verschmitzt an, zupfte dabei an seinem Sakko herum, wobei ich ihn in dieser Woche zum ersten Mal damit gesehen hatte, und verschwand danach wieder!
Nun wurde mir erst einmal klar, was er da nun gesagt hatte. Wobei dies auch noch eindeutig zweideutig war. Denn schließlich hätte er auch damit meinen können, sie, also die anderen, werden damit „hin“, wenn sie, oder eben vielleicht auch ich so weiter mache. Jedoch, da war noch sein verschmitztes Lächeln, was nichts anderes als ein dämliches Grinsen war. Und das war dann eben schon sehr eindeutig! Damit konnte nur ich gemeint sein.
Ich war richtig froh, als ich dann um ein Uhr mittags von der Arbeit wegging und dann auch gleich zurück nach Salzburg fuhr. Was hätte ich dafür gegeben, wenn es meine erste und auch gleich meine letzte Woche in diesem Unternehmen gewesen wäre!
(2021-12-31)