Unterach, Samstag, der 5. Dezember 2009:
Trotz all dem, was ich seit Sommer bei der Suche nach einem neuen Job erleben musste, war ich nun wieder guter Dinge. Denn schließlich hatte ich nun einen so dringend benötigten neuen Job. Noch dazu in jenem Zeitraum, welchen ich als kritisch angesehen hatte, um nicht ab Jänner wieder in größere finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Auch wenn es sich dabei nicht gerade um eine Stelle gehandelt hatte, welche ich nun gerne und mit Freude Anfang Jänner antreten werde. Aber wenigstens passte das Gehalt, welches ich in diesem Unternehmen bekommen werde.
Zudem waren auch durchaus Bewerbungen dabei, wie eben jene bei diesem Hersteller für Hochspannungsschaltanlagen, welche aus meiner Sicht gar nicht einmal so negativ verlaufen waren. Weshalb ich nun auch wieder positiv in die Zukunft blickte. Denn irgendwann würde ich doch wohl eine Stelle erhalten, bei welcher es dann auch wirklich passen würde.
So wagte ich mich nun auch wieder in mein altes Heimatdorf. Schließlich findet am 5. Dezember dort ein kleiner Umzug von Krampussen und einem Nikolaus statt. Brauchtum eben. Auch wenn es dabei in erster Linie darum geht, am Dorfplatz Stände zum Ausschank von Glühwein und Punsch aufzubauen, bei welchen dann örtliche Vereine den Ausschank übernehmen und damit ihre Kassen auffüllen. Dies zudem auch ein Anlass ist, damit auch wieder das halbe Dorf zusammenlaufen kann, da sich etwas rührt im Dorf.
Allerdings hatte ich eines unterschätzt. Meine „Freunde“ im Dorf waren noch immer regelrecht gegen mich aufgehetzt, nach all dem, was sich von Ende Juni bis Mitte Juli angespielt hatte, und der Rest ging mir deshalb aus dem Weg. Daher stand ich bei diesem Umzug etwas deplatziert am Hauptplatz. Konnte mir zwar das Treiben mitansehen, aber abgeben wollte sich, mit Ausnahme meines Bruders und dessen Lebensgefährtin, oder wie man das bezeichnen soll, und dies auch nur widerwillig, niemand.
Aber mittlerweile war ich schon so viel gewohnt. Daher war mir dies nun auch schon egal. Es würden schon wieder bessere Zeiten für mich kommen. Daher ließ ich mich auch davon nicht vertreiben. Blieb auch im Anschluss an diesen Umzug, welcher bis kurz vor Beginn des Gottesdienstes in der Kirche um 19:00 Uhr dauerte, noch im Dorf und ging mit meinem Bruder und dessen Lebensgefährtin in das Lokal meines ehemaligen Nachbarn, gleich neben meinem Elternhaus.
Dort stand ich dann mit beiden an der Bar. Wobei sich am Verhalten anderer Einwohner des Dorfes, auch nach Ende des Gottesdienstes in der Kirche, nach dem sich das Lokal auch immer mehr füllte, nichts änderte. Aber auch das war ja längst nichts Neues mehr für mich.
Doch dann, als ich kurz einmal austreten musste und wieder an die Bar zurückkehrte, hörte ich, wie die Lebensgefährtin meines Bruders zu ihm regelrecht entsetzt meinte,
„was machen wir denn, wenn der irgendwann einmal wieder zurückkommt?“
Worauf dieser meinte,
„ach was. Wenn der jetzt erst einmal da draußen ist, dann kommt der nicht wieder zurück! Dafür sorgen die schon!“
Da war ich nun allerdings doch etwas erschrocken. Denn nicht nur, dass dies von meinem Bruder gekommen war. Sondern vielmehr deshalb, da es nun tatsächlich so aussah, als wollte man mich, mit diesem neuen Job nahe Stuttgart bei diesem technischen Ausstatter von Tunnelanlagen, regelrecht abschieben. In der Hoffnung, dass ich von dort nie mehr zurückkehren werde. Ganz im Gegensatz dessen, was ich mir selbst nun von diesem Job erwartet hatte. Dass dies eben nur wieder einmal eine weitere Station in meinem Leben sein würde, von welcher ich nach kurzer Zeit, oder auch mittelfristig, wieder zur nächsten Station, dann allerdings hoffentlich einer wirklich passenden Station, bei der ich auch tatsächlich, wie ich es schon seit mittlerweile über fünf Jahren vorhatte, ein gänzlich neues Leben beginnen könnte. Aber dies sah nun so aus, als wäre dies wieder einmal, wie ich es schon vermutet hatte, eingefädelt worden. Allerdings um mich nun endgültig aus meiner alten Heimat, womöglich sogar aus Österreich wegzubringen. Und das passte mir überhaupt nicht.
Es wäre etwas anderes gewesen, hätte ich den Eindruck gehabt, bei dieser neuen Stelle, welche ich ab Anfang Jänner nahe Stuttgart antreten würde, würde wenigstens einiges so halbwegs passen, sodass ich wenigstens darüber nachdenken könnte, mittelfristig ganz nach Stuttgart zu übersiedeln. Aber mein bisheriger Eindruck bezüglich dieser Stelle, nach meinem Vorstellungsgespräch und auch all dem anderen, was ich bisher mit diesem Unternehmen, mit dem Eigentümer des Unternehmens, sowie dessen seltsamer Frage, ob dies etwas für mich wäre, wenn er für sein Unternehmen einen Nachfolger suchen würde, war eher jener, ich sollte unbedingt weiter nach einer neuen Stelle Ausschau halten und sobald ich eine hätte, dort sofort wieder kündigen. Schließlich zeichnete sich nun schon ab, dass ich in Stuttgart wohl das Gleiche erleben werden, wie schon ab 2003 in Salzburg, als ich zu dieser VA Tech wechselte.
Daher wurde mir nun richtig angst und bange! Schließlich gibt mein Bruder üblicherweise nicht seine eigene Meinung wieder, sondern einfach das, was er aus seiner Umgebung aufnimmt! Und das hörte sich nun ganz und gar nicht gut an!
(2021-11-27)