Bukarest, Mittwoch, der 19. November 2008:
Ich war am 6. November tatsächlich der Meinung, als wir, mein Kollege Stjepan Mi. und ich, unsere Agenden bei CLP in Bukarest dem neu im Unternehmen eingestellten „Bauleiter“ übergeben mussten, es wäre auch unser letzter Besuch in Bukarest bei diesem Projekt gewesen. Doch plötzlich war wieder alles ganz anders. Wobei auch nicht zu erkennen war, weshalb nun wieder alles anders war.
Schon am Vortag am Abend flogen wir, mein Kollege Stjepan M. und ich, nach Bukarest, übernachteten wieder in diesem Airport Hotel, fuhren dann gemeinsam mit dem Taxi auf die Baustelle nach Chitila, wo wir unser Kollegen Mark-J. P. trafen, der nun dieses Projekt von Daniel H. zur Gänze übernommen hatte.
Dort nahmen wir dann auch tatsächlich auch an der Planungsbesprechung vor Ort Teil. Ohne diesen „Bauleiter“. Allerdings die Besprechung war auch als Planungsbesprechung betitelt. Jedoch war er auch nicht auf der Baustelle anzutreffen. Was auch immer nun los war. Es war einfach nicht zu erkennen.
Nach der Planungsbesprechung gab es auch noch einen Baustellenrundgang, ganz, wie es zuvor vor mittlerweile einigen Monaten vorgesehen war. Als wären wir nun für die Betreuung des Projektes auf der Planungsseite zuständig. Kämen alle zwei Wochen, wie es eben vorgesehen war, zu den regelmäßigen Besprechungen dazu. Hätten uns danach um die Umsetzung der einzelnen Punkte im Bereich der Gebäudetechnik zu kümmern. Allerdings alles als Vertreter des Bauherren. Und hätten mit der Ausführung selbst nichts weiter zu tun. Lediglich die Agenden des Bauherren dabei zu vertreten. Ganz, wie es eigentlich sein sollte.
Am späten Nachmittag sollten wir dann auch gemeinsam mit Mark-J. P. nach Wien zurückfliegen. Weshalb wir auch gemeinsam, wieder mit einem Taxi, von Chitila nach Otopeni fuhren. Doch, als wir schon auf das Boarding unseres Fluges warteten, hatte diese leider wegen eines Unwetters Verspätung. Die Maschine sollte aus Griechenland kommen und dann nach Wien weiterfliegen. Doch in Griechenland herrschte schlechtes Wetter, weshalb die Maschine erst mit knapp zwei Stunden Verspätung in Bukarest angekommen war. Weshalb wir in der Zwischenzeit alle zusammen im Abflug Gate, längst durch die Sicherheitsschleuse durch, warten mussten. Daher blieb uns auch nichts anderes übrig, als im Abflug Gate zu warten.
Wir waren alle ziemlich müde. Freuten uns längst darauf, endlich wieder in Wien zurück zu sein. Doch scheinbar war es gerade für Mark-J. P. ein besonders anstrengender Tag. Denn er begann sichtlich immer müder zu werden und nickte dann tatsächlich auf der Bank im Abflug Gate in. Nun ist dies ohnedies stets eine etwas irritierende Situation, wenn ein Kollege irgendwo auf einer Geschäftsreise einnickt. Manchmal ist es dann allerdings einfach nur peinlich oder, wie in diesem Fall, regelrecht zum Todlachen. Denn wer jemals im Fernsehen jene Szene von Mr. Bean gesehen hat, in welcher er auf der Kirchenbank während der Predigt des Geistlichen eingeschlafen ist, weiß, wie köstlich man sich über so eine Situation amüsieren kann. Dabei handelt es sich dabei um einen Bekannten britischen Komiker in einer ebenso bekannten Fernsehreihe. Doch nun erlebten wir beinahe Gleiches. Nicht allerdings von einem Komiker – wobei, manchmal war ich mir da auch nicht mehr so sicher – sondern von einem Arbeitskollegen. Noch dazu von einem Diplomingenieur für Bauwesen, dem Projektleiter hier bei unserem Projekt CLP in Bukarest und auch „Leiter“ der Niederlassung in der Schweiz für dieses Unternehmen. Es war einfach zum Kaputtlachen, wie er auch seinem Sitz hin und her wackelte, beinahe vom Sitz gefallen wäre und letztendlich auf mehreren Sitzen zum Liegen gekommen ist. Dabei seine Sitznachbarn nicht wussten, wie sie darauf reagieren sollten. Sich dann einfachhalber wegsetzten, damit sich unser Kollege nicht auch noch in seinem Schlaf an ihnen anlehnt. Vielleicht auch noch seinen Kopf auf einer Schulter seines Sitznachbarn zur Ruhe legt. Es war einfach köstlich. Kabarett, live und in Farbe. Ohne dafür Eintritt bezahlen zu müssen.
Doch wir waren nicht die Einzigen aus unserem Unternehmen, beziehungsweise diesem seltsamen Unternehmensgeflecht um dieses Unternehmen, die mit diesem Flieger zurück nach Wien fliegen wollten. Denn auch Kollegen jenes Baukonzerns, zu welchem unser Unternehmen damals noch zu circa 30 Prozent gehörte, warteten ebenfalls mit uns im Abflug Gate, bis unsere Maschine endlich nach Wien weiterfliegen würde. Wobei diese offenbar nicht zum ersten Mal solch eine etwas sonderbare Situation mit unserem Kollegen Mark-J. P. erlebt haben. Meinte doch einer davon, als er sah, wie dieser auf seinem Platz zu wanken begann,
„oje! Jetzt geht es wieder an! – Und ab morgen können sich alle in Acht nehmen, die das vielleicht gesehen haben können. – Dann rächt er sich wieder bei jedem!“
Daher war es wirklich zum Todlachen. Doch leider konnte man es einfach nicht zeigen.
Eines kann ich vorwegnehmen. Diesmal war es tatsächlich das letzte Mal, dass wir an einer der Besprechungen für dieses Projekt teil nahmen. Es war auch unser letzter Besuch hier in Bukarest. – Ob dies mit dieser Kabaretteinlage von Mark-J. P. zusammenhing? Man weiß es nicht!
(2021-10-10)