Bukarest, Mittwoch, der 5. November 2008:
Als ich in diesem Immobilienentwicklungsunternehmen zu arbeiten begann, mir die beiden Projekte, welche ich gemeinsam mit meinem Kollegen Stjepan M. betreuen sollte, erklärt wurden, hieß es, wir beide sollten alle zwei Wochen, jeweils wechselnd mit dem anderen Projekt, bei den Projekten vor Ort sein, dort Baubesprechungen abhalten, und als Bauherrenvertreter die Angelegenheiten rund um die gesamte Gebäudetechnik wahrnehmen. Doch an diesem Tag mussten wir schon wieder nach Bukarest fliegen. Für zwei Tage. Denn die Baubesprechungen sollten nun, nicht wie ursprünglich vereinbart, dienstags, sondern nun donnerstags stattfinden. Dieses Mal flog Daniel H., der Projektleiter mit uns im Flieger am Morgen von Wien nach Bukarest mit. Mark P., der dieses Projekt nun in der Ausführung als Gesamtprojektleiter von Daniel H. übernehmen soll, sollte am Donnerstagmorgen nachkommen. Für die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde uns ein Zimmer im Airport Hotel, gleich beim Flughafen Otopeni, von Susanna P. reserviert.
Die Anreise nach Bukarest war wie sonst auch. Ganz entspannt. Daniel H. hatte am Flughafen in Wien auch noch ein paar Scherze über das Projekt und wie dies bisher ablief auf Lager. Wie sonst auch. Wobei es manchmal etwas seltsam anmutete, denn schließlich war er ja dafür verantwortlich. Und so ganz reibungslos lief es ja nicht gerade. Denn der vorgegebene Terminplan für die Errichtung dieser Druckerei war doch sehr ambitioniert. Allerdings auch machbar. Wenngleich es durch die international zusammengewürfelten Unternehmen, welche nun bei diesem Projekt tätig waren, es doch nicht gerade einfach werden würde.
Mittlerweile hatte ich mich auch längst daran gewöhnt, wie bei solch einem Projekt, bei welchem „Englisch“ als Projektsprache galt, gesprochen wird. Kopfschmerzen bekam ich deshalb nun nicht mehr. Aber wirklich einfach war es für mich auch nicht gerade. Aber es war, wie es mir dieser englische Monteur bei meinem ersten Besuch in Bukarest erzählt hatte, man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Daher erwartete ich nun zwar eine anstrengende, aber auch interessante Zeit bei diesem Projekt für mich. Zumindest werde ich wohl dabei viel an Erfahrungen sammeln.
Doch kaum traten wir drei, Stjepan M., Daniel H. und ich aus der Ankunftshalle im Flughafen Otopeni meinte Daniel H., wir sollten nun einmal zu ihm kommen, denn er hätte uns etwas zu sagen. Worauf er zu berichten begann: Sie hätten sich nun einen Bauleiter für dieses Projekt in Bukarest gesucht und auch einen gefunden. Welcher von nun an unsere Aufgaben bei diesem Projekt übernehmen soll. Dieser wäre ein Rumäne, welcher allerdings schon sehr lange in Österreich arbeiten würde. Daher die Sprache hier perfekt sprechen würde. Aber auch Deutsch sehr gut sprechen könnte. Daher wäre dies der ideale Kandidat für diese Position eines Bauleiters für die Haustechnik bei diesem Projekt gewesen. Dieser Mann wäre seit Montag vor Ort auf der Baustelle. Weshalb wir diesen Mann an diesem Tag in das Projekt einweisen sollten. Denn von nun an würde er das Projekt alleine weiter begleiten und wir nicht länger für dieses Projekt zuständig sein!
Allein schon der Ton, in welchem Daniel H. die vorgebracht hatte. Ich dachte mir, ich höre nicht recht! Denn es schien, als wollte er damit erst nach Ankunft in Bukarest herausrücken, da er sonst befürchtete, einer von uns beiden von der Gebäude Technik, oder gar alle beide, würden sonst erst gar nicht mehr nach Bukarest kommen wollen.
Womit er gar nicht so unrecht hatte. Denn hätte ich es mir leisten können, dann wäre ich stehenden Fußes umgekehrt und nach Wien zurückgeflogen. Auch wenn ich mir den Flug selbst bezahlen hätte müssen. Und hätte ihm erklärt, nun soll er doch bitte schön selbst schauen, wie er mit diesem Projekt klar kommt. Denn, noch widerlicher hätte er es auch gar nicht mehr bringen können. Es war, wie ein rausschmiss bei diesem Projekt! Wobei, einen Grund hatte er dafür nicht zu nennen gewusst.
Aber so blieb mir nichts anderes übrig, als die einfach zur Kenntnis zu nehmen und den Tag mit ihm bei diesem Projekt zu verbringen. Zunächst sollte es ins Hotel gehen, um dort in die Zimmer einzuchecken und danach mit dem Taxi auf die Baustelle nach Chitila zu fahren. Ein Hotel, welches ich schon kannte, bevor ich für dieses Unternehmen arbeitete. Denn dafür hatte ich im März ein Angebot für die Sanierung von zwei Geschoßen erst für dieses Immobilienentwicklungsunternehmen, angefragt, von Wolfgang St., über den ich in dieses Unternehmen gekommen war und aber längst nicht mehr in diesem Unternehmen tätig war, danach für dieses österreichische Bauunternehmen, erstellt hatte. Wobei die interne Besprechung nach der ersten Auftragsverhandlung am 14. April zu meiner Kündigung bei meinem vorherigen Arbeitgeber geführt hatte, als es dabei endlich einen Anlass gab, mich zu kündigen. Daher war ich schon als es hieß, in diesem Hotel wären Zimmer für uns reserviert, nicht gerade sehr begeistert. Es war wie ein böses Omen.
Als ich mein Gepäck auf mein Zimmer brachte, hatte ich auch noch extra nachgesehen, ob ich in diesem Hotel etwas von Sanierungsmaßnahmen wahrnehmen würde. Denn laut Terminplan, welcher mir zur Angebotsausarbeitung übergeben wurde, sollten die arbeiten nun gerade ausgeführt werden und bis Jahresende abgeschlossen sein. Und tatsächlich. Im Hotel fanden auch tatsächlich in zwei Etagen Arbeiten statt. Zwei Geschoße waren wegen Sanierung gesperrt.
Nun hatte ich die ganze Zeit schon überlegt, wie ich denn nun mit diesem neuen Bauleiter umgehen soll. Wie ich ihn in dieses Projekt einweisen soll und, vor allem, ob ich ihn überhaupt einweisen und ich ihn nicht einfach reinlaufen lassen soll. Aber dann dachte ich mir, auf dieses Niveau lasse ich mich auch nicht ein, Vielleicht es ist sogar besser so. Denn bei diesem Projekt waren ohnedies sehr viele seltsame Personen beteiligt, der Terminplan äußerst eng und die gesamte Projektumgebung ziemlich schwierig. Wobei die überhaupt nicht daran lag, dass es sich um ein Projekt in Rumänien handelte. Es lag einfach an den handelnden Personen.
Richtig triumphierend fuhr danach Daniel H. mit uns im Taxi auf die Baustelle, welche beinahe am anderen Ende der Stadt lag. Die Stimmung war dementsprechend. Aber dies schien Daniel H, völlig egal zu sein.
Noch triumphierender stellte er uns danach den neuen Bauleiter auf der Baustelle vor. Wobei er diesem dabei noch extra angewiesen hatte, alles, wie er es nannte, von uns abzusagen, was er nur aus uns über dieses Projekt herausbringen könnte. Als wären wir an diesem Tag den letzten Tag in diesem Unternehmen und er müsste ein letzte Mal die Gelegenheit unserer Anwesenheit nützen, um möglichst viele Informationen von uns zu erhalten.
Also sah ich mir diesen Mann erst einmal bei einem kleinen Baustellenrundgang an. Wobei dabei auch schon alle am Projekt Beteiligten anwesend waren. Doch dabei musste ich feststellen, von Bauleitung hatte der Mann kaum eine Ahnung. Daher nützte ich eine kurze Gelegenheit, bei welcher sonst niemand in der Nähe war, um ihn zu fragen, wie er denn nun so schnell zu dieser Stelle gekommen war. Worauf er mir erzählte, er würde seit vielen Jahren in Österreich als Elektromonteur arbeiten. Daher auch ziemlich gut Deutsch sprechen. Allerdings hätte er zuletzt in einen kleinen Unternehmen gearbeitet und wäre dort mit seinem Chef gar nicht zurechtgekommen. Weshalb er eine neue Stelle gesucht hätte und hier, vor allem, weil er Rumäne sei und daher perfekt rumänisch sprechen würde, sofort aufgenommen worden. Also, es handelte sich gar nicht um einen Bauleiter im eigentlichen Sinn, sondern er war zuvor lediglich ein Elektriker. Was für mich auch erklärte, weshalb er so gar nicht recht wusste, was er hier zu tun hätte. Er wohnte zudem gar nicht weit entfernt von der Baustelle und konnte daher jeden Tag zu seinen Eltern abends nach Hause gehen. Daher fand ich es auch gut, wenn er nun die Arbeit vor Ort übernehmen sollte. Aber als Bauleiter bei diesem Bauvorhaben tat er mir einfach leid. Weshalb ich auch nun völlig davon abgekommen war, ihn auflaufen zu lassen. Sondern ihm erklärte, egal was auch immer er über dieses Projekt wissen möchte, ich werde ihm darüber berichten. Auch nach diesem Tag noch. Sollte er Fragen haben, müsst er mich einfach nur anrufen. Denn, es war ja nicht so, wie es Daniel H. zum Ausdruck brachte. Wir, Stjepan M. und ich, waren auch noch nach diesem Tag in diesem Unternehmen. Nur eben nicht mehr bei diesem Projekt beteiligt.
Allerdings von Stjepan M. erhielt er kaum Informationen. Was allerdings auch nicht daran lag, dass dieser ihm etwas vorenthalten wollte. Sondern da es sich eben um einen gelernten Elektriker handelte, kannte er eben die Haustechnik nun vom Sehen von anderen Baustellen! Jedoch wirklich verstanden hatten sich Stjepan M. und dieser „Bauleiter“ nicht gerade, Wobei dies Stjepan M. mit seiner Herkunft aus Kroatien erklärte, und er meinte, Kroaten und Rumänen würden sich eben nicht gerade gut verstehen.
So trug mir Daniel H. noch auf, diesen „Bauleiter“ auch noch in die bisherige Planung bei diesem Projekt einzuweisen. Denn er sollte ja das Projekt komplett übernehmen. Weshalb er abends in das Hotel am Flughafen kommen würde und ich ihn dort in den gesamten bisherigen Schriftverkehr und die Planung einweisen sollte.
Und tatsächlich kam dieser „Bauleiter“ am Abend, gegen 20 Uhr, wie vereinbart, ins Hotel, um sich von mir weiter in dieses Projekt einführen zu lassen. Doch es war, wie ich es befürchtet hatte, ein Monteur hat eben für administrative und planerische Vorgänge bei solch einem Projekt kaum etwas übrig. Weshalb dieses Gespräch nun gerade mal eineinhalb Stunden dauerte. Wobei ich ihm auch noch stets versicherte, für ihn auch nach diesem Tag noch zur Verfügung zu stehen. Dazu müsste er ich nur anrufen. Schließlich wären wir eben nun auch Kollegen. Doch es schien, als hätte ihn Daniel H. darauf getrimmt, sich mit mir nur ja nicht weiter einzulassen. Denn darauf ging er erst gar nicht ein. Er meldete sich danach auch nie wieder bei mir.
Nun war ich doch ziemlich angefressen, um es beim Namen zu nennen, über diesen Tag. Weshalb ich nach diesem Gespräch in der Hotel Lobby des Airport Hotels nicht sofort zu Bett gehen wollte. Allerdings war ich, nachdem der „Bauleiter“ das Hotel wieder verlassen hatte, der einzige Gast, welcher noch in der Hotel Lobby saß. Auch im Restaurant, sowie and er Bar hinter mir waren keine weiteren Gäste mehr. Daher musste ich mir erst noch ein Bier regelrecht organisieren und dachte mir schon, lange würde ich in diesem Hotel an diesem Abend nichts mehr bekommen. Doch an einem Fernsehen in der Hotel Lobby lief nun noch das Fußballspiel Steaua Bucharest gegen Olympiq Lyon. Was ich mir dann doch noch anschauen wollte, auch wenn ich sonst nicht gerade ein Fußballfan bin. Daher blieb ich einfach in der Lobby sitzen und sah mir dieses Fußballspiel im Fernsehen an.
Doch was geschah nun? Alle noch tätigen Angestellten im Hotel versammelten sich plötzlich hinter mir an der Bar. Zunächst dachte ich mir, nun würde mir bald mitgeteilt werden, dass für diesen Abend Schluss wäre. Doch es kam ganz anders. All die Hotelangestellten begannen sich nun über mich – sie wussten offenbar wer ich bin – und über „die“ zu unterhalten und sprachen dabei auch alle Englisch, damit ich es scheinbar auch ja verstehen würde. Wobei mit „denen“ eben auch jene aus dem Immobilienentwicklungsunternehmen gemeint waren, für welches ich nun arbeitete. Sie schienen bestens darüber informiert zu sein, was sich in diesem Unternehmen, auch mich betreffend, vor allem weshalb ich an diesem Abend mit diesem „Bauleiter“ in der Lobby saß, abspielt. Allerdings hatten sie dafür gar keine guten Worte übrig. Sondern ließen sich regelrecht aus darüber. Sie meinten, sie würden „die“ hier in Rumänien überhaupt nicht wollen und auch erst recht nicht brauchen. Denn sie würden nur gescheit daherreden, alles besser wissen, wobei dann zuletzt allerdings ohnedies nichts Gescheites dabei herauskommen würde. Nichts wirklich funktionieren würde mit denen.
Bei mir hingegen hätten sie es begrüßt, wenn ich nun öfters hierher kommen würde und auch länger hier tätig wäre. Denn von mir könnte man eben auch etwas mitnehmen, wenn man mit mir zu tun hätte. Leute wie mich könnte man eben gebrauchen. Was man eben auch an diesem Gespräch heute Abend gesehen hätte. Doch nun wäre es gerade ich, der nun zum letzten Mal hier wäre und in meiner Tätigkeit hier durch einen von ihnen ersetzt werden würde. Damit sie mich, wie es die Hotelangestellten es ausdrückten, „wegbekommen“ würden. Worauf einer ergänzte, und der „verrückte Wirt“ hätte ihnen dabei geholfen!
Nun hatte ich mir bei all dem was bisher nun hinter mir von diesen Hotelangestellten gesprochen wurde, einfach erklären können, wie sie hier in diesem Hotel am Flughafen in Bukarest zu diesen Informationen kommen würden. Doch als ich von diesem „verrückten Wirt“ hörte, wurde ich besonders hellhörig. Denn nun schien es hier in diesem Hotel am Flughafen in Bukarest über dieses unsägliche Theater um diese „Silly“ und diesem Wirt in Mondsee zu gehen. Der „ihnen“ damit geholfen hätte, wie sie meinten. Ich allerdings selbst längst schon so gesehen hatte.
Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, was ich hier in Bukarest zu hören bekommen hatte! – Zudem, kaum war mein Glas Bier zur Hälfte geleert, kam schon ein Kellner zu mir an den Tisch und fragte, ob ich nicht noch eines haben möchte. Als sollte ich unbedingt alles hören, was sie darüber zu Sprechen hätten! Jedes Mal, wenn ich ein neues Glas auf den Tisch gestellt bekommen hatte, meinte der Kellner mit einem Lächeln im Gesicht, „You are welcome!“ Ging zurück an die Bar zu seinen Kollegen und Kolleginnen und es ging in ihren Gesprächen weiter!
Ich musste regelrecht darüber lachen, als ich hörte, dass der Wirt dieses Lokals in Mondsee hier in Bukarest unter Angestellten der gleichen Branche als „verrückter Wirt“ bezeichnet wird! Bis ein Uhr nachts saß ich alleine an einem Tisch in der Lobby und hinter mir die Gespräche der Angestellten des Hotels über „die“ und den „verrückten Wirt“!
(2021-08-23)