Salzburg, Mittwoch, der 18. Juni 2008:
Eigentlich wollte ich, nachdem ich erst einmal etwas gefrühstückt hatte, mich ins Bett legen und meinen versäumten Schlaf in der vergangenen Nacht nachholen. Jedoch an Schlaf war nicht zu denken. Viel zu aufgedreht war ich, nachdem was ich in der Nacht zuvor erleben musste. Ich weiß nicht, wie oft ich in meiner Wohnung auf und ab gegangen bin. Wieder einmal. Schön langsam hatte ich bedenken, dass in meinem Boden bald Spuren davon zurückbleiben werden.
Denn ich brachte einfach nicht aus den Kopf, was bei dem, was ich am Vorabend erleben musste, alles hätte passieren können. Nicht auszudenken, ich wäre nicht erwischt worden. Sondern wäre einfach, wie üblich, nach Hause gefahren und hätte dabei einen Verkehrsunfall gehabt, weil ich vielleicht dadurch, dass ich viel mehr Alkohol in mir hatte, als womit ich gerechnet hatte, ganz anders reagiert hätte, als ich dies sonst getan hätte.
Dazu kommt noch, in dieser Zeit war ich nicht einmal versichert, weil ich mich nicht arbeitslos gemeldet hatte! Und ich hatte mich ja nicht deshalb nicht arbeitslos gemeldet, weil ich hochmütig war, vielleicht einfach nichts mit dem AMS zu tun haben wollte. Sondern weil mir nur allzu gut in Erinnerung war, was ich vor drei Jahren im Frühjahr 2005 erleben musste. Ich danach in ein Unternehmen gekommen war, in welches ich selbst niemals gewechselt wäre. Dort nach nur drei Wochen klar war, hier würde ich mindestens das Gleiche erleben, wie in den Unternehmen zuvor. Ich dort danach zudem feststellen musste, dass ich viel weniger Geld verdiente, als mir das Arbeiten kostete. Ich zudem dort überhaupt keine Chance hatte, jemals mehr Gehalt zu verdienen. Dort, wie es sich am Ende zeigte, nur ausgenutzt wurde. Wie zwar zuvor ebenfalls. Jedoch zu einem viel niedrigeren Gehalt! Daher wollte ich diesmal nicht auch noch vom AMS abhängig sein, in welchem Unternehmen ich nun landen werde, ohne vielleicht auch nur ein kleines Bisschen Einfluss auf mein Gehalt, welches ich dort künftig verdienen sollte, zu haben.
Dabei war dies zudem nicht das erste Mal, sondern bereits das dritte Mal! Zumindest das dritte Mal, bei welchem es keine andere Erklärung gab als jene, welche mir am Morgen erst bewusst wurde. Allerdings war dies diesmal so eingefädelt, sodass ich der Polizeikontrolle gar nicht mehr hätte auskommen können. Denn es gibt eben nur zwei Straßen, welche in diesen kleinen Ort führen. Und ich denke, selbst wenn ich die andere Straße genommen hätte, dann wäre mir dort das gleiche passiert.
Dazu kam noch, welche Folgen dies nun für mich haben könnte. Denn ich hatte dies in den Jahren 2000 und 2003 zwar schon einmal. Jedoch deckte mich damals in diesem Ingenieurbüro die Schwester und Frau der beiden Chefs, als ich lediglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein konnte. Aber wie würde dies nun sein, wenn ich am 1. Juli in diesem Immobilienentwicklungsunternehmen zu arbeiten beginnen würde? Denn bisher war es so, dass der Führerschein praktisch ein Muss für die Ausübung in meinem Beruf war. Was würde ich jedoch nun erleben, wenn ich in diesem neuen Unternehmen ebenfalls jederzeit einen Führerschein benötigen würde, dort jedoch niemanden hätte, der mich unterstützen könnte? Zudem hatte ich diesen Job noch gar nicht einmal fix!
Und all dies war für „die“ einfach nur ein Riesenspaß! Egal was ich gerade tat, auch wenn ich einfach alle Fenster schloss und mich versuchte, in meiner Wohnung zu verkriechen, überall musste ich die Freude derer darüber, was ihnen gerade gelungen war, mitanhören! Es war einfach nicht mehr zu begreifen, wozu „diese Leute“ fähig zu sein schienen! – Und dies nur deshalb, weil es „ihnen“ nicht passte, wenn ich mich einfach in mein Auto setzte und danach solch einen Abend verbringen wollte, wie ich es am Vortag vor hatte. Zudem, wer weiß, wie oft „sie“ dass schon versucht hatten und einfach dabei keinen Erfolg hatten?
Daher setzte ich mich nun an meinen Rechner und vollendete mein Schreiben an dieses kleine Personalmanagement Unternehmen nahe Göttingen, für welches ich am 5. Juni bei Cegelec in Hannover für ein Vorstellungsgespräch war, um meine Reisekosten für dieses Vorstellungsgespräch zurückerstattet zu bekommen. Am Montag hatte ich damit begonnen. Es allerdings dann, nachdem ich gerade, als ich beim Scheiben war, einen Anruf einer Mitarbeiterin dieses Immobilienentwicklungsunternehmen in Wien erhalten hatte und diese mir nächsten Montag nahmittags einen Termin für ein Vorstellungsgespräch genannt hatte. Denn nun würde ich wohl auch das Geld dringend benötigen.
Zudem war ich gespannt, ob man mich nun dort auch dabei nicht mehr kennt, wie mein Recruiter letzten Donnerstag, als ich mit ihm telefonieren wollte, wie es denn bei meiner Bewerbung weitergehen werde, als er sich nicht einmal noch an meinen Namen erinnern mochte!
Allerdings erhielt ich dafür meine Kosten interessanter Weise prompt und anstandslos rückerstattet!
An diesem Tag wurde mir zudem auch erst so richtig bewusst, dass ich künftig wohl niemals mehr irgendwo hingehen und dort Alkohol konsumieren könnte, wenn ich danach auch nur einen Meter mit dem Auto fahren muss. Dies sollte man zwar ohnedies nicht tun, dass ich mir ganz klar. Aber bisher, so dachte ich, hätte ich es selbst bestens im Griff, wieviel Alkohol ich konsumiere und danach auch noch mit dem Auto fahren könnte, da ich eben wusste, wieviel Alkohol ich konsumiert hatte und daher abschätzen konnte, ob ich mich noch im erlaubten Bereich befinde. Aber dies schien nun keinesfalls mehr der Fall zu sein!
In Wien und Salzburg war ich ohnedies nur mehr zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Aber alles andere, das schien nun einfach flach fallen zu müssen. Denn trauen konnte ich nun eigentlich überhaupt niemanden mehr. Schon gar nicht irgendjemanden aus dem Gastgewerbe! Die Situation war für mich längst richtig unheimlich geworden. Denn wer dazu fähig ist, wer weiß, wozu solche Leute sonst noch fähig sein können! Wer weiß, ob nicht sogar einmal an meinem Auto etwas manipuliert werden würde, nur um mich davon abzubringen, mich in mein Fahrzeug zu setzen und irgendwo hinzufahren, wohin es ihnen gerade nicht passt.Und dies war nun keinesfalls abwegig. Denn dabei musste ich nur daran denken, als ich im Herbst 2005 mein Auto in Wien Oberlaa in einer Werkstätte stehen hatte. Es mir am Freitag nachmittags holte und danach gleich nach Salzburg zurückfahren wollte. Ich dann allerdings bei der Autobahnauffahrt in Wien West feststellen musste, dass die Schrauben an meinen Rädern am Auto nicht voll angezogen wurden. Zum Glück hatte ich dies damals noch rechtzeitig gemerkt. Denn nicht auszudenken was passieren hätte können, wenn ich, ohne die Schrauben selbst noch festzuziehen, weitergefahren wäre. Als ich danach am Montag darauf meinen Betreuer bei dieser Werkstätte damit konfrontierte, schien es nicht gerade so, als wäre dies einfach nur ein Versehen gewesen!
Und all dies schien für sie einfach nur ein Riesenspaß zu sein!
(2021-07-20)