Der Bereichsleiter
W.-E., Montag, der 3. Mai 2010:
In jener Zeit, als ich bei Firma D. arbeitete, war Markus E. Bereichsleiter für die technische Ausstattung von Straßentunnel, also jenem Bereich, in welchem auch ich in diesem Unternehmen tätig war. Außer gelegentlichen Gesprächen am Gang und in seinem Büro hatte ich mit ihm nicht sehr viel zu tun. D. soll sogar die Anweisung ausgegeben haben, Markus E. hätte sich aus diesem Projekt herauszuhalten. Wirklich aufgefallen ist er mir bis zu dieser Zeit eigentlich nur an meinem ersten Arbeitstag bei Firma D., als er versuchte, mich in die internen Abläufe der Firma einzuweisen, wobei er ständig erwähnte, dies nicht sehr oft zu tun und daher nicht so recht wisse, was und wie er dies anstellen soll. Mir war dies eigentlich egal, hätte er damals nicht angemerkt, ich sei lediglich für die Zuarbeit, so wie sie dies nennen, für die bestehenden Projektleiter in diesem Unternehmen vorgesehen. Aber dies hatte sich ja an meinem zweiten Arbeitstag geklärt, sodass dieses Thema vom Tisch war.
Womit Markus E. seinen Arbeitstag verbrachte, war mir eigentlich nicht so recht klar geworden. Er arbeitete offensichtlich an der Planung für ein Projekt, welches eigentlich bereits im Jahr zuvor ausgeführt hätte werden sollen. Dies wurde aber nach der Legung eines Nachtragsangebotes durch die Firma D. über einen sehr hohen Betrag, dabei wurde von 200.000,- Euro gesprochen, bis zur Klärung des Nachtrages um mindestens ein Jahr verschoben. Etwas verwundert war ich darüber schon, als ich davon immer mehr mitbekam, denn auch bei diesem Projekt, es ging dabei auch um dies Sanierung eines bestehenden Straßentunnels, aber in Hessen, wurde durch die Firma D. bereits umfänglich in der Ausschreibungsphase mitgearbeitet. Und nun wurde, während der Ausführung, ein Nachtrag über diese beträchtliche Summe gelegt, mit der Begründung, anders wäre diese Projekt gar nicht realisierbar. Dabei ging es um die Versorgung von neuen Tunnelventilatoren mit einer wesentlich höheren Leistung, sodass auch die Stromkabel für die Zuleitungen zu diesen Ventilatoren erneuert werden mussten, dies aber in den bestehenden Kabeltragsystemen nicht möglich war. So wurde also ein Nachtrag eingebracht, wonach die Zuleitungen für diese Ventilatoren außerhalb des Tunnels, also am Berg, verlegt werden sollten und dann durch eine Bohrung in den Berg zum Tunnel eingebracht werden sollten. Dieser Nachtrag wurde zusammen mit der dafür notwendigen Baufirma eingebracht und veränderte das eigentlich zur Ausführung freigegebene Projekt dermaßen, weshalb durch den Auftraggeber ein Ausführungsstopp bis zur endgültigen Klärung dieses Nachtrages verhängt wurde. Wirklich verwundert war ich über diese Vorgangsweise nicht, denn ähnliche Vorgangsweisen hatte ich schon viel zu oft in der Vergangenheit erlebt. Ich finde es lediglich falsch, denn auch mit seriöser Projektabwicklung kann man auch einen entsprechenden Projekterfolg erzielen und dies hatte ich in meiner Berufslaufbahn ausreichend oft unter Beweis gestellt.
Daran arbeitete nun also Markus E. Kam auch meist gegen acht Uhr morgens ins Unternehmen, arbeitete aber meist bis in den späten Abend hinein. Woran, das wurde mir nie wirklich klar, aber was soll‘s.
Doch eines Tages, es war der Donnerstag, der 29. April 2010, kam D. wie so oft, nachdem meine Kollegin Tamara F. bereits gegangen war, an meinen Arbeitsplatz und begann mit mir über Markus E. zu sprechen. Ich wollte ihm zuerst gar nicht auf dieses Gespräch einsteigen, doch er ließ nicht locker. Begann darüber zu erzählen, dass sich immer wieder Kunden über ihn beschweren, auch Lieferanten mit ihm teilweise nicht klar kommen würden und die Kollegen im Büro – hier kam es gelegentlich auch zu Schreiduellen. Wie erst dies alles sei, darüber hatte ich keine Gedanken verloren, denn auch dies könnte gespielt sein und es wäre höchst ungeschickt vor mir gewesen, mich dabei auf eine Seite zu legen.
Plötzlich meinte D., ob ich nicht Interesse hätte, diese Position zu übernehmen. Ich dachte mir nur, nicht schon wieder. Eigentlich hatte ich gemeint, mit seinem Nachfolger wären solche Themen endlich vom Tisch. Aber D. ließ auch hier nicht locker und schließlich sagte ich zu ihm, „na gut, dann müssen wir einmal intensiv darüber reden und dabei muss aber auch Herr R. eingebunden sein“. Wir einigten uns darauf, am nächsten Montag darüber dann weiter zu sprechen.
Als ich dann an Montag, dem 3.5.2010, in die Arbeit kam, war ich gespannt, was nun geschehen werde. Der ganze Tag verlief, ohne dass mich D. darüber ansprach. Ich selbst wollte natürlich auch nicht auf ihn zugehen, denn eigentlich wollte ich darüber gar nichts wissen. Doch dann, kurz nach 16:30 Uhr, meine Kollegin war bereits wieder nach Hause gegangen, kam D. zu mir an meinem Arbeitsplatz und sprach mich darauf an.
Er meinte, „und? Sollen wir noch über Markus E. und seine Position sprechen, oder brauchen wir das eh nicht mehr!“
So etwas Ähnliches hatte ich schon erwartet, daher wollte ich D. auch darauf überhaupt nicht einsteigen. Nun war es aber so weit und ich dachte mir, es sei besser dies gleich und endgültig zu klären, denn sonst entsteht dadurch lediglich wieder ein Thema für unendlich viele Intrigen.
Daher sagte ich zu D., „natürlich! Aber wir müssen unbedingt klären, was mit E. danach geschehen soll!“
Darauf meinte D., dann gehen wir in die Kantine runter und sprechen darüber.“
Anfangs war ich etwas verwundert darüber, denn gerade an diesem Tag war Markus E. längst nicht mehr in der Arbeit, sondern nach Hause gegangen. Aber dann wurde mir klar, warum D. nicht mit mir vorbereitet an meinem Arbeitsplatz sprechen wollte. So gingen wir gemeinsam in die Kantine runter.
In der Kantine sprach ich D. noch einmal darauf an, es müsse unbedingt geklärt werden, was danach, falls ich diese Position übernehmen sollte, mit Markus E. geschehen soll. Eine Situation, wie mit Thomas T. war erträglich, da dieser keinen Rückhalt im Unternehmen hatte und selbst erst kurz in diesem Unternehmen war, aber mit Markus E. welcher bereits sehr viele Jahre in dieser Firma tätig ist, noch dazu auch schon viele Jahre als Bereichsleiter, hier ist die Situation ganz anders. Hier entstünde lediglich ein Konflikt, welcher nur dadurch zu beenden sein würde, in dem einer der beiden das Unternehmen verlässt. Herr D. wollte mir darauf keine Antwort geben und meinte lediglich, er wolle darüber mit Markus R. sprechen. Damit war ich vorerst zufrieden, denn ohne eine klare Aussage von beiden Geschäftsführern war dies für mich überhaupt kein Thema.
Kaum war das Gespräch beendet, ging ich wieder zurück an meinen Arbeitsplatz. Ich nahm mir noch meinen restlichen Kaffee und ging damit vor die Eingangstüre um eine Zigarette zu rauchen. Plötzlich kam Markus E. aus dem Haus, ging kurz zu seinem Auto, kam aber gleich wieder zurück. Da fuhr er mich an, er hätte von D. gehört, ich hätte ein Problem mit Markus E.
Er meinte, schrie mich beinahe dabei an, „haben sie ein Problem mit meinen Entscheidungen?“
Ich versuchte Herrn R. sofort wieder zu beruhigen und erklärte ihm, dies sei wohl ganz anders zu ihm vorgedrungen als dies tatsächlich war.
Aber Markus R. meinte, „ dann müssen wir aber ausführlich darüber reden und dies klären. Sie wohnen ohnedies auch im Gasthaus R., da treffen wir uns heute Abend um 8:00 Uhr und dann reden wir darüber!“
Mir war dies gerade recht mit ihm nicht im Firmengebäude darüber reden zu müssen, zudem saß ich ohnedies fast jeden Abend in der Gaststätte, sodass ich ihm dies gleich zusagte.
Um acht Uhr abends kam ich dann also in die Gaststube. Als mich meine Vermieterin sah, kam sie sofort auf mich zu und meinte, „grüß Gott Herr R.“, dies in ihrer durchdringenden Stimme, sodass dies jeder sofort mitbekam, wer nun das Lokal betreten hatte und ergänzte, diesmal aber fast vertraulich, „der Herr R. wartet schon auf Sie. Er sitzt am letzten Tisch.“
Also ging ich an den letzten Tisch wo Herr R. tatsächlich schon auf mich wartete. Kaum hatte ich mein Getränk bestellt, sprach er mich schon auf diese Angelegenheit mit Markus E. an. Ich begann ihm nun also alles so zu erklären, wie es sich für mich tatsächlich abgespielt hatte. Dass Herr D. am letzten Donnerstag am späteren Nachmittag zu mir an meinen Arbeitsplatz kam und mich darauf ansprach, ob ich denn nicht die Position von Herrn E. übernehmen wolle, denn er sei mit ihm überhaupt nicht zufrieden. Zudem erklärte ich ihm, wenn, dann wollte ich auch ein gemeinsames Gespräch, auch mit ihm, und zudem eine Klärung, was danach mit E. geschehen solle. Dies war soweit alles. Herr D. hatte mir zudem auch noch angekündigt, dies mit ihm zu besprechen. Was nun offensichtlich geschehen sein, allerdings nicht in der Art, wie es sein sollte. Schön langsam begann sich Markus R. wieder zu beruhigen.
Als ich ihm dann auch noch die Geschichte mit dem Nachfolger und, dass D. mich gefragt hatte, ob ich nicht seine Firma übernehmen wollte, ich ihm darauf allerdings gar nicht eingestiegen bin, erzählte, begann er sogar darüber zu lachen. Ab dem Zeitpunkt, wie ich ihm erklärt hatte, wie froh ich war, als D. ihn nach Ostern als seinen neuen Nachfolger präsentierte und ich somit mit D. darüber auch gar nicht mehr sprechen musste, war die Situation wieder bereinigt. Zudem erklärte er mir, dass bereits seit Mitte 2009 klar war, er würde in dieses Unternehmen als neuer Geschäftsführer einsteigen, aber die Klärung der Details verzögerte sich etwas, sodass er erst seit April in diesem Unternehmen ist!
Markus R. hatte mir auch noch von seinen eigenen Erfahrungen mit D. erzählt und er die Ansicht hätte, D. sei jemand, der niemals in Gegenwart anderer Äußerungen tätigt, welche für ihn verfänglich seien, waren wir uns beide einig, denn auch ich war mittlerweile zur gleichen Einschätzung von D. gekommen.
Wir saßen dann noch bis spät am Abend in der Gaststube. Damals war ich noch der Meinung, ich könnte mit R. sogar klar kommen und mit ihm einig werden. Dies kam dann allerdings ganz anders.