Baden, Mittwoch, der 8. August 2007:
Seit Anfang August war nun ein neuer Bauleiter auf der Baustelle. Wobei die Baubesprechungen nach wie vor ausgefallen waren, es allerdings nun doch deutlich erkennbar einen neuen Bauleiter gab. Wahrscheinlich hatte dieser nun Wichtigeres zu tun, als Baubesprechungen zu leiten und darüber vielleicht auch noch ein Protokoll anzufertigen.
Aber an diesem Nachmittag sollte es doch zu einer ersten offiziellen Besprechung mit dem neuen Bauleiter kommen. Wobei dazu auch unser Abteilungsleiter, zusammen mit mir und unserem Obermonteur, eingeladen wurden. Aber auch unser kaufmännischer Projektabwickler an der Besprechung teilnahm. Denn dies sollte bereits die erste Krisenbesprechung sein. Da abzusehen war, dass dieses Projekt nicht rechtzeitig fertiggestellt werden würde.
Wobei mir am liebsten gewesen wäre, die Arbeiten auf der Baustelle würden sofort eingestellt! Denn die Bedingungen waren nicht tragbar. Noch vor dieser Besprechung war ich in Wiener Neustadt beim „FMZ“, weshalb ich selbst zu dieser Besprechung nach baden gefahren war. Und zuvor noch einen Rundgang durch die Baustelle unternahm, da mir alleine die Bedingungen bezüglich der Arbeitssicherheit längst schon mehr als ein Dorn im Auge waren. Denn noch kurz vor dieser Besprechung stand ich im zweiten Obergeschoß, in jenem Bereich, in welchem ein Aufenthaltsraum entstehen sollte. Doch wenn ich von dort aus in Richtung des Stiegenhauses blickte, konnte ich nicht einmal die Kante der betonierten Geschoßdecke erkennen, da diese durch die Lichtverhältnisse einfach nicht zu erkennen war. Aber von einer Absturzsicherung war im gesamten Baustellenbereich nichts zu sehen. Alleine deshalb hätte die Baustelle längst gesperrt werden müssen. Denn wer in diesem Bereich auch nur einen unbedachten Schritt macht, der würde an dieser Stelle acht Meter in die Tiefe stürzen und auf einer Betonplatte beim Eingang des Gebäudes aufschlagen. Daher hatte ich mich fürchterlich aufgeregt und schoss mit dem Fotoapparat ein Foto nach dem anderen.
Bei der Besprechung über die weitere Vorgehensweise bei diesem Projekt hatte ich diese Mängel in der Baustellensicherheit auch angebracht und dabei angedeutet, sollten sich diese Umstände nicht ändern, würde ich diese Baustelle nicht weiter betreten, da mir dies selbst viel zu gefährlich wäre.
Damit machte ich mir allerdings nicht gerade sehr viele Freunde auf der Baustelle. Nicht einmal bei unseren Leuten. Aber ich musste dies einfach anbringen. Wobei allerdings Manfred K. im Anschluss an diese Besprechung zu mir meinte,
„solche Missstände kann man zwar bei so einer Besprechung anbringen, aber nicht wie der rasende Reporter auf der Baustelle umherlaufen!“
Worüber ich mich noch viel mehr ärgerte. Denn nun müsste er als Abteilungsleiter es doch selbst gesehen haben, unter welchen Bedingungen auf dieser Baustelle nun gearbeitet würde.
Mittlerweile war absehbar, dass dieses Projekt nicht mehr ristgerecht fertiggestellt werden könnte. Doch eine Terminverschiebung schien seitens des Auftraggebers des Generalunternehmens ausgeschlossen. Daher musste eine andere Lösung gefunden werden. Wobei auch darüber diskutiert wurde, ob nicht erst nur ein Geschoß bis Ende September fertiggestellt und danach das zweite Geschoß in Angriff genommen werden sollte. Doch dabei wurde seitens des Bauleiters eingewendet, auch wenn diesem Vorschlag der Auftraggeber zustimmen würde, gäbe es bis zum Fertigstellungstermin des zweiten Obergeschoßes die gleichen Terminschwierigkeiten, da sich herausgestellt hatte, erst gegen Fertigstellungstermin werden die Leistungen entsprechend forciert und die Personalstärke entsprechend der Erfordernis aufgestockt. Daher bleib es zunächst dabei: Bis Ende September sollten beide Stationen fertiggestellt werden. Allerdings soll Anfang September die Entscheidung getroffen werden, ob es nicht doch zu einer Verschiebung des Termins für die zweite Station im zweiten Obergeschoß geben soll. In der Zwischenzeit sollen Verhandlungen mit dem Auftraggeber geführt werden, wie eventuell jene Patienten, welche in der zweiten Station untergebracht werden sollen, nicht doch noch in anderen Objekten der Krankenanstalten untergebracht werden können.
Nun wurde es also spannend! Wobei ich vor dieser Besprechung, ehrlich gesagt die Hoffnung hatte, dieses Projekt würde in der bisherigen Form, mit Fertigstellungstermin Ende September, nicht weitergeführt werden.
(2021-04-13)