Baden, Mittwoch, der 25. Juli 2007:
Der erste Bauleiter bei diesem Bauvorhaben für zwei psychiatrische Stationen in einem Nebengebäude des Krankenhauses in Baden war gleich einmal weg! Daher fiel an diesem Tag die Baubesprechung einfach aus. Ich war nicht besonders traurig darüber, denn mich mochte dieser Bauleiter, der eher wie ein Immobilienmakler wirkte, überhaupt nicht. Nur ein paar Male hatte ich ihn in diesen Wochen zu sehen bekommen. Aber dies hatte mir auch gereicht.
Mich stellte er gerne vor allen Beteiligten am Projekt, bei einer Baubesprechung oder einem sonstigen Treffen, hin, als wäre gerade ich es, der überhaupt nicht verstehen würde, was hier bei diesem Projekt nun zu erbringen wäre. Dazu griff er immer wieder in seine Tasche, holte seinen Schlüsselbund heraus, zeigte einen Schlüssel ganz besonders und meinte darauf, hier müsste er nun bis Ende September ein schlüsselfertiges Projekt übergeben. An diesem Tag, dem 28. September, würde er einen solchen Schlüssel, den Schlüssel dieses Gebäudes, dem Auftraggeber übergeben, und dabei müsste alles fix und fertig sein. Dabei blickte er stets regelrecht von ober auf mich herab, als müsste er mir erklären, was nun zu tun wäre. Alle anderen würden es allerdings verstehen, was zu realisieren wäre. Die Baufirma würde auf jeden Fall rechtzeitig fertig werden, aber gerade bei uns hätte er größte Bedenken.
Eine offizielle Begründung gab es nie, weshalb dieser Bauleiter von einem tag auf den anderen plötzlich nicht mehr da war. Aber unter vorgehaltener Hand hieß es immer wieder, er, der nicht nur Bauleiter, sondern für das gesamte Projekt beim Auftraggeber, dem Generalunternehmer, verantwortlich war, hätte bei der Erstellung des Terminplanes nicht berücksichtig, dass es nicht reichen würde, wenn am 28. September das Projekt fertiggestellt wäre, da noch Ende September auch die Patienten in diese beiden Abteilungen übersiedelt werden sollten. Am Wochenende würde dies wohl nicht der Fall sein. Dafür war im Terminplan keine Zeitspanne vorgesehen. Wie ich dies schon bei der ersten Besprechung am 27. Juni angesprochen hatte.
Aber nicht nur dafür. Sondern es sollte eben ein schlüsselfertiges Objekt übergeben werden. Und dies bedeutete eben auch, dass auch die gesamte Inneneinrichtung fertiggestellt sein muss, wenn die Patienten darin einziehen. Nun war allerdings das Generalunternehmen ein Teil eines sehr renommierten Unternehmens, welches in Niederösterreich ansässig ist und weltweit einen äußerst guten Namen in der Ausstattung von Yachten und Flugzeuge hat, sich nun im Immobilienbereich ein weiteres Standbein aufbauen wollte. Wobei es sich dabei um ein Familienunternehmen handelte und offensichtlich ein Bruder des Leiters dieses Unternehmens im Bereich der Ausstattung von Yachten und Flugzeugen nun den Immobilienbereich leitete. Es schien sogar das erste Projekt zu sein, welches dieses Unternehmen nun im Immobilienbereich als Generalunternehmen abwickelte. Daher ließ es sich dieses Unternehmen aber auch nicht nehmen, bei diesem Projekt auch für die Innenausstattung selbst verantwortlich zu sein. Aber auch dies schien wohl im Terminplan nicht ausreichend aufgenommen worden zu sein.
Offensichtlich hatte nun das Generalunternehmen ein Problem, da es einen Vertrag eingegangen war, welcher durch den selbst – eben durch diesen Bauleiter – aufgestellten Terminplan, der zudem auch in die Verträge mit den Nachunternehmen aufgenommen wurde, nicht mehr einzuhalten war. Weshalb es nun zu heftigen Diskussionen kam, wie das Projekt doch noch rechtzeitig umzusetzen sein könnte. Denn auch wir wurden aufgefordert, nur ja keine Zugeständnisse bezüglich des Fertigstellungstermins abzugeben. Nun müsste sich das Generalunternehmen etwas einfallen lassen.
(2021-04-11)