Wien, Freitag, der 8. Juni 2007:
Besonders begeistert war ich über dieses neue Projekt in Baden mit dieser provisorischen Krankenstation einer Psychiatrie nicht gerade. Nicht etwa, weil es sich um eine Anlage für ein Krankenhaus handelte, sondern die äußerst kurze Ausführungszeit von Anfang Juli bis Ende September bereitete mir Sorgen. Denn mittlerweile kannte ich das Montageteam bei diesem „FMZ“ in Wiener Neustadt, und gerade jenes Montageteam, vor allem der Obermonteur sollte auch für dieses Projekt arbeiten.
Wenngleich es von Beginn an schon hieß, die Montage soll an einen Subauftragnehmer vergeben werden. Allerdings hatte dieses Unternehmen hier auch kein Unternehmen, mit welchem solche Anlagen bereits mehrfach ausgeführt wurden und man darauf hätte zugreifen können, sondern die Suche nach einem potenziellen -Sub Auftragnehmern gestaltete beinahe abenteuerlich. Vor Franz K., der eigentlich dieses Projekt hätte betreuen sollen, kam dazu überhaupt nichts. Der hatte überhaupt keine Idee, welches Unternehmen diese Leistungen ausführen könnte, und wenn Manfred K. sich auf die Suche nach einem geeigneten Subauftragnehmer begab, dann kamen dazu nur Absagen. Daher kam schon zu Beginn die Idee im Unternehmen, eines jener Unternehmen, welches ebenfalls für Wiener Wohnen einen Rahmenvertrag für die Betreuung von Wohnungen hatte, wie eben „SAG“ auch, sollte doch diese Leistungen übernehmen. Dazu sollte jener Betreuer im Unternehmen, welcher auch hier für Wiener Wohnen tätig ist, den Kontakt dazu herstellen. Aber gerade dies zeigte sich als regelrecht abenteuerliches Vorhaben. Denn solch ein Unternehmen ist vornehmlich nur im Bereich Wohnbau tätig, wobei hier auch meist nur in der Erhaltung und Renovierung, und gerade solch ein Unternehmen sollte nun eine elektrische Anlage in einem Krankenhaus errichten? Ich hatte jedenfalls äußerst große Bedenken. Aber dabei musste ich mich ohnedies der dann im Unternehmen zu treffenden Entscheidung fügen.
Mir blieb jedenfalls nichts anderes übrig als die gesamte Kalkulation für das Angebot selbst zu erstellen. Was auch nicht weiter ein Problem darstellte. Auch wenn keinerlei Leistungsbeschreibung dafür vorhanden war und auch nur Entwurfspläne für die Erstellung eines Angebotes vorlagen. Denn dies hatte ich schon oft genug getan. Zudem hatte das Unternehmen ein Kalkulationsprogramm, Auer Success, welches ich schon durch meine Zeit bei VA Tech bestens kannte und dort auch schon mehrfach Angebote mit ähnlich wenigen Vorgaben erstellte, sodass die Angebotskalkulation in dieser einen Woche schnell erledigt war. Auch wenn ich mir dafür erst noch ein Konzept für eine W+M Planung erstellen musste.
Allerdings hoffte ich, meine Aufgabe bei diesem Projekt würde sich lediglich auf die Kalkulation eines Angebotes beschränken. Denn vor einem Auftrag hatte ich dabei richtig Bammel. Solch ein Projekt in dieser kurzen Zeit zu realisieren, unter diesen Rahmenbedingungen, das war es nicht gerade, was ich mir erhofft hatte.
Daher kalkulierte ich eben dieses Angebot so, dass die Wahrscheinlichkeit dafür auch einen Auftrag zu erhalten, in Grenzen hält. Kurz gesagt, ich hatte die Kalkulation einfach so hoch angesetzt, sodass die Aussicht auf einen Auftrag aus preislichen Gründen äußerst niedrig ist. Jedoch musste ich dabei allerdings doch aufpassen, die Kalkulation nicht allzu hoch anzusetzen, denn dies hätte doch auch jemanden auffallen können. So gut kannte ich die Kollegen noch nicht, um dabei sicher zu gehen, nicht ertappt zu werden. Musste ich doch gerade bei VA Tech schon die Erfahrung machen, dass mir offensichtlich Kollegen beinahe genüsslich online bei der Erstellung der Kalkulation zugesehen haben mussten. Dies hätte natürlich in diesem Unternehmen auch der Fall sein können. Daher blieb mir nichts anderes übrig, als eine ordentliche Kalkulation zu erstellen, ohne mich mit Kalkulationsfaktoren zu spielen, aber trotzdem dabei einen Angebotspreis zu erhalten, welcher trotzdem so hoch ist, um keinen Auftrag zu erhalten, da Mitbewerber wesentlich günstiger angeboten haben. Sollte es zudem, wider Erwarten, trotzdem zu einer Auftragsverhandlung und vielleicht auch sogar zu einer Auftragsvergabe kommen, dann sollte der Angebotspreis auch so hoch sein, damit vielleicht auch die Chance auf ein positives Projekteergebnis bestand.
Nun war ich in den Wochen zuvor nicht nur jeweils an den Montagen bei dieser „Baubesprechung“ im „FMZ“ in Wiener Neustadt, sondern meist mindestens zwei, drei Mal die Woche auf der Baustelle, um nach dem Rechten zu sehen – die Baustelle eben zu betreuen. Wobei es dabei ohnedies nur darum ging, das Montagepersonal ei Laune zu halten, ihnen zu zeigen, hier ist jemand im Büro, welcher sich nicht nur um die Baustelle, sondern auch um sie kümmert. Gerade bei Franz M. war die einfach notwendig. Aber diese Woche konnte ich eben wegen der Erstellung dieser Kalkulation nur zwei Mal auf die Baustelle kommen, weshalb ich mit Franz M. mehrmals täglich telefonierte und er mich auch immer wieder dazu bewegen wollte, doch auf die Baustelle zu kommen. Wofür ich allerdings nicht mehr Zeit hatte, ohne deshalb am Abend länger im Büro zu sitzen, was ich nicht unbedingt wollte.
Allerdings beobachtete unser Gruppenleiter Franz K. auch gerade deshalb meine Aktivitäten für die Kalkulation besonders intensiv. Denn Franz M. war sein Mann in der Montage, der für ihn arbeitete, seine Projekte erledigte. Daher musste ich auch auf ihn besonders intensiv eingehen. Sodass mich Franz K. schon regelrecht ermahnte, wegen anderer Aufgaben im Büro, wie eben die Kalkulation dieses Angebotes, dürfte keinesfalls das Projekt „FMZ“ zu kurz kommen. Denn hier gäbe es eben bereits einen Auftrag, und dieser müsste bis Ende August unbedingt fertiggestellt sein. Schließlich handelte es sich beim Auftraggeber dabei um eines besonders wichtigen Auftraggeber, welcher auch keinesfalls enttäuscht werden durfte.
So verfolgte Franz K. auch an diesem Tag ein Telefonat zwischen mir und dem Obermonteur beim „FMZ“ ganz aufmerksam, wobei er allerdings feststellen musste, dass ich mit dem Obermonteur auch so in dieser Woche bestens klar gekommen war, auch wenn er mich schon wieder aufforderte, doch auf die Baustelle zu kommen, was ich allerdings zeitbedingt ausschlug, ohne dass auch deshalb dieses „FMZ“ vernachlässigt worden wäre. Franz K. kam dabei sogar extra, als ich mit dem Obermonteur telefonierte, zu mir an den Platz. Doch noch bevor er bei einem Arbeitsplatz angekommen war, hatten wir das Telefonat schon wieder beendet, weshalb sich Franz K. nicht einmischen konnte, sondern nur zur Kenntnis nehmen musste, wie ich mich mit dem Obermonteur für den folgenden Montag nachmittags auf der Baustelle wieder, wie gewöhnlich, verabredete.
Das schien allerdings Franz K. gar nicht zu passen. Denn als er sich am Weg zu mir an meinen Arbeitsplatz wieder abwenden musste, ging er einfach durch die Bürotür nahe meines Platzes aus unserem Großraumbüro hinaus und meinte enttäuscht, aber auch verärgert,
„das verstehe ich nicht! – Das (Angebot) lass‘ ich doch auch von jemanden anderen ausarbeiten!“
Wobei dies nun ich wieder nicht verstehen konnte, denn in diesem Unternehmen war eben kein anderer, der dies für mich hätte erledigen können. Eigentlich hätte dies doch er, Franz K., selbst erledigen sollen. Doch nun wurde dies an mich weitergereicht, weshalb mir eben nichts anderes übrig geblieben war, als dies selbst zu tun.
Wobei ich dies ja auch gerne getan hatte. Denn Kalkulationen erstellen war immer schon eine meiner großen Leidenschaften und so war ich eben auch dadurch abgelenkt und musste mir nicht diese permanent aggressive Art von Franz K. anhören. Wenngleich ich auch hoffte, der Auftrag für dieses Angebot möge doch besser an mir vorbei gehen.
(2021-04-07)