Unterach, Samstag, der 28. April 2007:
Schön langsam begann nun wieder die warme Jahreszeit. Weshalb ich an diesem Nachmittag wieder einmal in mein altes Heimatdorf zum See rausgefahren war. Nachdem ich dort etwas in der Sonne gelegen war, sah ich, mein Bruder arbeitet noch in seinem Büro. Daher ging ich zu im rein, um mich etwas mit ihm zu unterhalten.
Es dauerte nicht lange, da erzählte er mir, in der Woche nach Ostern wäre eine Gemeinderatssitzung gewesen, in welcher nun mein Ansuchen um Umwidmung behandelt und auch darüber abgestimmt worden wäre. Allerdings wäre die Abstimmung darüber für mich negativ ausgefallen. Doch dies wusste ich bereits, hatte ich doch letztes Wochenende bereits ein Schreiben der Gemeinde darüber in meinem Briefkasten.
Mich selbst hatte dies zwar nicht wirklich gefreut, doch wirklich enttäuscht darüber war ich auch nicht. War dies zudem bereits seit Anfang Juli des letzten Jahres absehbar. Ich wollte ohnedies kein Immobilienprojekt mehr auf meinem Grundstück realisieren, sondern dies nur mehr für mich selbst nützen. Mir darauf eben ein kleines Häuschen anstelle des Stadels errichten und dafür wäre mir möglichst viel Grünland in der Umgebung gerade recht gewesen. Leisten konnte ich mir mein Häuschen allerdings, nach all dem, was ich in den letzten Jahren beruflich durchmachen musste eben nicht. Aber sonst wäre mir dies beinahe sogar recht gewesen. So blieb mir nun nur mehr die Hoffnung, wenigstens in absehbarer Zukunft meine berufliche Karriere in Griff zu bekommen, wenngleich Karriere nicht ganz zutreffend ist. Denn wirklich Karriere zu machen verging mir nach all dem der letzten Jahre ohnedies. Aber wenigstens zur Ruhe zu kommen, das hätte ich mir nun schon erwartet. Wobei ich mir bei einem üblichen Gehalt, ohne diese „Spielchen“ und dem Drumherum, welches mir zudem äußerst viel Geld kostete, vielleicht auch so mein Häuschen leisten hätte können.
Mein Bruder sah dies allerdings gänzlich anders. Regelrecht vorwurfsvoll erzählte er mir, wie diese Gemeinderatssitzung abgelaufen sein soll. Dabei meinte er, dies wäre in wenigen Augenblicken erledigt gewesen. Es sei als Tagesordnungspunkt an die Reihe gekommen, der Vizebürgermeister hätte dies angesprochen, erklärt worum es ginge, danach wäre es bereits einstimmig abgelehnt worden, ohne lange darüber zu diskutieren. Wobei er sich als befangen erklärte, weshalb er auch den Sitzungssaal während der Abstimmung verlassen hätte. Allerdings hatte es für mich mittlerweile schon den Anschein, er hätte auch mitabstimmen können, denn eine Zustimmung dafür hätte ich von ihm ohnedies nicht erhalten.
Zudem erklärte er mir, dabei wäre allerdings nicht meine Änderung des Ansuchens behandelt worden, sondern das ursprüngliche Ansuchen, jedoch nur auf die nun mir gehörenden Parzellen. Meine Änderung, so meinte er,
„das hat die nicht einmal interessiert!“
Dass allerdings hatte mich doch mehr als irritiert. Hatte ich doch zuvor noch die Gespräche mit dem Bauausschuss Obmann Peter St. und dem Fraktionsvorsitzenden der ÖVP im Gemeinderat Werner Sch. gesucht, um ihnen dies eindringlich zu erklären, weshalb es nun meinerseits zu dieser Änderung gekommen war. Bei Peter St. war schon beim Gespräch klar, er würde meine Änderung nicht besonders ernst nehmen. Auch als ich beim Bürgermeister selbst saß, um ihm dies zu erklären. Doch der Fraktionsvorsitzende der ÖVP, Werner Sch., knüpfte dies zumindest nur an die Voraussetzung, er müsste erst Bürgermeister werden, vorher würde da ohnedies nichts gehen. Aber nicht einmal dieser hatte sich nun offensichtlich überhaupt nicht mit meinem eigentlichen Ansuchen beschäftigt, sondern sah darin immer noch ein Immobilienprojekt, bei welchen man jemanden „reich machen“ könnte, wie es sein Vorgänger Bruno G. ausdrückte.
Doch zum Fraktionsvorsitzenden meinte mein Bruder, dieser wäre zudem wohl auch längst nicht mehr richtig bei der Sache gewesen. Denn seine Kandidatur als Spitzenkandidat für die ÖVP als Bürgermeister bei den nächsten Kommunalwahlen hätte er bereits längst zurückgezogen. Hatte er doch im letzten Jahr eine äußerst kurzzeitige Affäre mit einer Schwester der Nachbarin, welcher allerdings Nachwuchs entstanden ist. Wobei die Schwester meiner Nachbarin und Mutter eines Sohnes zwar längst geschieden war, er allerdings verheiratet ist, wobei dieser Ehe bereits beinahe eine Handballmannschaft als Kinder entsprungen war. Somit war er in diesem Dorf nicht mehr länger als Bürgermeisterkandidat tragbar und er selbst daraus die Konsequenzen zog.
Somit hatte kein einziges Gespräch, welches ich im Vorfeld meiner Änderung des Ansuchens in der gemeinde führte, auch nur das geringste gebracht. Es hatte alle zusammen offensichtlich wirklich nicht interessiert! Das Grundstück offensichtlich allerdings schon. Denn durch diese Entscheidung im Gemeinderat war längst nicht Schluss damit.
Wie ich dies auch erwartet hatte. Allerdings hätte ich doch gehofft, nun deshalb in Ruhe gelassen zu werden, was auch nicht der Fall war. Aber wenigstens war nun die Umwidmung des gesamten Grundstückes im Gemeinderat behandelt worden und, da negativ darüber abgestimmt worden war, würde es auch jemanden, sollte ich dieses Grundstück tatsächlich einmal verlieren, nicht wirklich leicht fallen, dieses Grundstück umgewidmet zu bekommen. Somit hatte ich wenigstens dies erreicht. Wenn ich schon selbst nichts mit meinem Grundstück tun kann.
Mein Bruder meinte zu all dem, er hätte das einzig richtige getan: Seinen Teil des Grundstückes zum bestmöglichen Preis als Grünland an einen Nachbarn zu verkaufen. Doch gerade das war es, was ich keinesfalls wollte. Obwohl ich vom selben Nachbarn auch bereits Angebote für den Kauf meines Grundstückes, oder auch nur Teile davon, erhalten hatte. Denn hätte ich mein Grundstück auch nur zum reinen Grünlandpreis veräußert, hätten die Anfeindungen gegen mich auch nicht aufgehört. Wäre danach doch immer noch gerade jener da, der dieses Grundstück gerade wegen der Anfeindungen äußerst günstig verkauft hätte, nur um endlich Ruhe zu bekommen. Daher galt für mich es gerade dies, um jeden Preis zu vermeiden. Bei meinem Bruder wird sich einige Jahre später zeigen, dass ihm wahrscheinlich gerade dies zum Verhängnis wurde.
(2021-04-01)