Unterach, Samstag, der 10. September 2005:
Diesen Nachmittag hatte ich im Strandbad meines alten Heimatdorfes verbracht. Der See war zwar nicht mehr besonders warm, weshalb ich nicht zum Baden dort war. Allerdings schien die Sonne noch sehr schön, daher lag ich ein wenig in der Sonne.
Als ich danach zurück in mein Elternhaus ging, sah ich, mein Bruder saß noch im Büro. Daher setzte ich mich ein wenig zu ihm und trank dort einen Kaffee. Dabei überraschte mich mein Bruder, als er mich plötzlich fragte, ob wir denn unser Erbe nach dem Tod unserer Mutter nicht endlich teilen möchten. Wobei er allerdings meinte, er würde gerne das Grundstück außerhalb des Ortskerns haben wollen, ich würde dafür das Elternhaus erhalten.
Zuerst war ich regelrecht überrannt, als er mich dies fragte. Aber dann sah ich darin endlich eine Chance, mich von meinem Bruder auch dabei zu trennen, was ich ohnedies schon lange wollte. Er selbst meinte zudem, dies würde doch dem entsprechen, was ich selbst schon lange vorgeschlagen hätte.
Doch das Grundstück außerhalb des Dorfes wollte ich ihm auf keinen Fall ganz überlassen. Schließlich wollte ich damit für mich selbst etwas realisieren. Mir darauf, anstelle der Hütte, diesem Stadel, ein kleines Haus bauen. Zudem wollte ich das Elternhaus auf keinen Fall. Daher erklärte ich ihm erst einmal meine Pläne dazu. Schließlich müsste das Haus auch einen einzigen Eigentümer haben, der auch alleine bezüglich des Hauses agieren könnte. Aber da der Betrieb meines Bruders, dieses kleine Elektroinstallationsunternehmen, welches er nun alleine weiterführte, im Haus untergebracht wäre, müsste auch sinnvoller Weise das Haus ihm gehören. Sonst müsste er mir auch noch Miete für den Betrieb bezahlen und, wäre etwas mit dem Haus, vielleicht eine neue Heizung etc., dann müsste er dies erst einmal mit mir klären. Zudem wohnte mein Bruder immer noch im Haus und hat sich dort eine eigene Wohnung eingerichtet. Daher wäre es nur logisch, wenn auch das Haus in sein Eigentum übergehen würde. Ich hingegen würde dafür auch auf ein Wohnrecht in diesem Haus verzichten. Wobei ich dabei schon immer im Hintergedanken hatte, in diesem Dorf nur ja keine Wohnmöglichkeit zu haben. Denn würde ich mit all dem, was ich nun in der Arbeit erleben musste, einmal doch, wie ich es stets befürchtete, als Langzeitarbeitsloser enden, dann bestünde die Gefahr, ich müsste deshalb meine Wohnung in Salzburg, in Wien, oder wohin es mich mit meinem geplanten Neustart im Leben verschlagen möchte, aufgeben und in dieses Dorf zurückkehren. Was allerdings für mich eine absolute Katastrophe dargestellt hätte!
Aber um dabei noch etwas Zeit zu gewinnen, meinte ich, ich wollte ohnedies danach noch in das Lokal unseres Nachbarn gleich nebenan gehen und diesen dabei erst einmal fragen, wie es denn nun mit der Möglichkeit für eine Umwidmung des Grundstückes aussehen würde, zu fragen. Schließlich saß dieser für die ÖVP im Gemeinderat und er würde sicher wissen, wie dazu derzeit die Vorstellungen der anderen Gemeinderatsmitglieder aussehen würde.
Worauf ich dann erst gar nicht mehr in mein Zimmer hochgegangen war, sondern gleich das Lokal unseres Nachbarn aussuchte. Kaum saß ich an der Bar, hatte mein Getränk erhalten, fragte ich Ernst Sch. auch gleich, wie es denn nun bezüglich einer Möglichkeit der Umwidmung damals noch unseres Grundstückes aussähe. Doch dieser erwiderte darauf, wie aus einer Pistole geschossen,
„nein!“
Als wäre dies etwas grundsätzlich Ausgeschlossenes! Als wäre es fast eine Frechheit von mir, ihm diese Frage zu stellen!
Schließlich fragte er mich noch,
„willst Du vielleicht etwas tun mit Deiner Ranch!“
Wobei unser Grundstück von sehr vielen immer wieder Ranch genannt wurde. Weshalb auch immer. Selbst mein Vater nannte dies schon immer wieder einmal so. Wobei ich allerdings nicht glaube, dass dieser Ausdruck von ihm kam, sondern er dabei auch stets einen Ausdruck verwendete, der von anderen stammte. Dieses Grundstück hatte damals ziemlich genau 10.500 m². Also, weshalb dies als Ranch bezeichnet wurde, erschloss sich mir nicht.
Zudem wurde Ernst Sch. dabei regelrecht aufgebracht. Als hätte ich ihm nun eine Frage gestellt, die mir gar nicht zustehen würde.
Im Lokal war ohnedies nichts los. Ich war der einzige Gast um diese Zeit, kurz nach sechs Uhr abends. Weshalb ich mich noch etwas darüber unterhalten wollte, auch wenn es nun nicht gerade so aussehen würde, als könnte ich hier etwas erreichen. Daher hatte ich ihm erklärt, dass mein Bruder und ich nun die Absicht hätten, den immer noch Gemeinschaftsbesitz nach dem Tod unserer Mutter zu teilen. Sodass jeder danach seinen eigenen Weg gehen könnte. Was auch aus meiner Sicht viel besser wäre, denn schließlich wäre ich auch nicht mehr ständig in der Gegend, würde mittlerweile in Wien arbeiten, und sollte etwas sein, dann müsste eben vielleicht jemand schnell reagieren. Und dies wäre eben bei einem Gemeinschaftsbesitz nicht immer einfach.
Jedoch wollte sich Ernst Sch. aber gar nicht mit mir über diese Umwidmung unterhalten und brach mit den Worten,
„da geht derzeit nichts!“
Ich hatte es schon befürchtet. Allerdings müsste diese Angelegenheit nun endlich einmal geklärt werden. Denn schließlich lag dieses Ansuchen um Umwidmung dieses Grundstückes in der Kohlstatt in Unterach schon seit Ende April 1993 beim Gemeindeamt!
Dieses Gespräch hatte mir nun zwar überhaupt nichts gebracht. Trotzdem war ich nun etwas zuversichtlicher. Schließlich war ich mittlerweile der Meinung, die Ursache für all dem, was ich nun erleben musste, konnte nur, zumindest hauptsächlich, mit dieser Umwidmung, mit diesem Grundstück in der Kohlstatt in Unterach zusammenhängen. Und zudem würde ich mich nun endlich ganz von meinem Bruder trennen können!
(2021-02-15)