Salzburg, München, Samstag, der 8. Juli 2006:
Manchmal war es nun schon richtig seltsam, welche Leute sich in der Bäckerei, an den Tischen vor dem Borromäus Point, dem kleinen Einkaufshaus im Haus, in welchem sich meine Wohnung in Salzburg befand, eingefunden hatten, um einfach nur zu schauen, wie es mir nun geht. Das war auch nicht weiter schwierig, denn meist ging ich, wenn ich zu Hause war, um dieselbe Uhrzeit zur Bäckerei rüber, um mir Gebäck für das Frühstück zu holen.
Doch an diesem Morgen waren es Leute, welche so gar nicht in diese Umgebung passten. Denn als ich gerade am Weg zur Bäckerei war, sah ich, wie ein kleiner, roter italienisches Auto am Parkplatz des Borromäus Points einparkte und die beiden Insassen, ein Mann und eine Frau, sich an einen der Tische im Freien setzten. Mich dabei genau beobachtend, wie ich gerade in den Laden ging.
Als ich dann wieder zur Tür heraus kam, meinte die Frau zu ihrem Begleiter,
„glaubst Du, das wird noch einmal etwas, wenn das stimmt, was nun erzählt wird und die schwanger ist?“
Worauf er meinte,
„sicher nicht! Der hat sich auch schon seit zwei Jahren nicht mehr bei dem blicken lassen! – Die alten Gäste von denen gehen auch nicht mehr zu ihm!“
Dann wieder die Frau,
„die ist auch ganz komisch geworden!“
Anfangs war ich etwas verwirrt, wer den damit gemeint sein könnte. Doch dies sah für mich eindeutig nach Gästen des „verrückten Wirts“ aus. Und dieser Zeitraum von zwei Jahren, seitdem ich mich dort nicht mehr blicken ließ, sprach auch für das Lokal des „verrückten Wirts“. Daher dachte ich mir, oh, hier scheint etwas im Busch zu sein. Allerdings ärgerte es mich, immer noch damit in Verbindung gebracht zu werden, hielt ich mich doch mittlerweile seit 30. Juni 2005 von allen Lokalen, in welchen Leute dieses „verrückten Wirts“ als Gäste ein und aus gehen, oder auch Mitarbeiter, auch ehemalige, des „verrückten Wirts“ arbeiten, fern. Aber dies schien einfach nichts zu bringen. Ich wurde immer noch damit in Verbindung gebracht, was mein Leben nicht gerade leichter machte. Denn schließlich mieden mich all jene, welche mir im Leben wichtig waren, sobald dieses „Theater“ auch nur irgendwo wieder aufflammte.
Dann rief mich auch noch meine mittlerweile ehemalige Lebensgefährtin an und erzählte mir, sie wäre, zusammen mit ihrem neuen Partner, im Lokal des „verrückten Wirts“ gewesen. So gut war nach wie vor mein Verhältnis zu ihr, um sich noch gelegentlich miteinander zu telefonieren, aber auch zu treffen. Dabei erzählte sie mir, sie wären am Vorabend gegen 23 Uhr in diesem Lokal gewesen. Doch dort wären lediglich vielleicht fünfzehn Gäste im Lokal anwesend gewesen, wobei auch eine äußerst seltsame Stimmung herrschte und sie regelrecht als Fremdkörper betrachtet worden waren, weshalb sie das Lokal auch schnell wieder verlassen hatten. Worüber ich richtig lachen musste, als sie mir dies erzählt hatte, schließlich hatte ich so etwas Ähnliches schon des Öfteren zu hören bekommen.
Manchmal brauchte ich einfach etwas Abwechslung. Weshalb ich an diesem Nachmittag beschloss, nach München zu fahren, dort meine Bekannten zu besuchen, um vielleicht wenigstens mit ihnen einmal in Ruhe am Nachmittag ein Café zu besuchen. Der Kontakt zu ihnen bestand noch, auch wenn dieser mittlerweile sehr stark zurückgegangen war, nach all dem, was sich in den letzten drei Jahren abgespielt hatte. Doch an diesem Tag wollte ich einfach einmal in Ruhe auf einen Kaffee gehen und sollten meine Bekannten ich München dies nicht mehr wollen, dann wollte ich eben dies alleine tun. Ich brauchte einfach dringend einen kleinen Tapetenwechsel.
Das Treffen mit meinen Bekannten kam dann allerdings doch zustande, worüber ich richtig erleichtert war. Aber schließlich war es, so dachte ich zumindest, nun doch etwas ruhiger geworden.
Nun war dies allerdings die Zeit, in welcher die Fußball Weltmeisterschaft in Deutschland stattgefunden hatte. An diesem Abend war zudem das Spiel um Platz drei, bei welchem Deutschland gegen Portugal antreten wird. Und da wir nicht gerade zu den Fußball Fans gehörten, verabschiedeten wir uns am späteren Nachmittag wieder. Denn in den Trubel um dieses Spiel wollten wir einfach nicht hineingeraten. Allerdings wollte ich mir dieses Spiel zumindest im fernsehen ansehen, damit ich nächste Woche, sollte darüber gesprochen werden, wenigstens mitreden könnte.
Daher fuhr ich gegen 18 Uhr wieder zurück nach Salzburg. Wobei mich allerdings der Weg durch die Leopoldstraße in München führte, in welcher sich viele Fußball Fans zum sogenannten „Public Viewing“ eingefunden hatten. Als ich dabei an einem Lokal in der Leopoldstraße vorbeigekommen war, fiel mir auch noch zum Überfluss das Auto von diesem „Bobbi“, dem Eigentümer des Lokals des „verrückten Wirts“ und Betreiber eines Bordells in Salzburg auf. Wobei er selbst noch im Auto saß. Jedoch einige junge Männer sich um dieses Auto versammelten und einer dieser jungen Männer, als ich daran vorbei fuhr, mir mit geballter Faust entgegen schrie,
„den machen wir jetzt weg! – Und wenn es sein muss, dann tun wir ihm etwas! – Der geht mich an, dieser Typ! – Der Stört nur! Außerdem macht der uns alles hin!“
Woran ich bei all dem war, wusste ich ja! Da hatte ich es nicht nur mit „Spielchen“, mit „Theater“, mit „Gerede“, mit Tratsch“ zu tun. Aber das war alles das Gleiche!
(2021-02-06)