Wien, Dienstag, der 2. Mai 2006:
An diesem Tag fuhr ich gleich in der Früh mit meinem Auto nach Wien, um meinen Termin zum Vorstellungsgespräch kurz vor Mittag bei diesem Elektrounternehmen wahrzunehmen.
Dieses Gespräch fand unter Beisein des Einkäufers, mit welchem ich in der Woche zuvor den Termin vereinbart hatte, beim Abteilungsleiter in diesem Unternehmen statt. Ein Gespräch, welches wieder einmal mehr einer beinahe netten Plauderei glich und damit endete, dass ich zu meinem vorgeschlagenen Zeitpunkt am 1. Juni dort zu arbeiten beginnen könnte, falls ich mich dafür entscheiden sollte.
Dabei erklärte mir der Abteilungsleiter Franz L. auch gleich, mit welchem Projekt ich dabei betraut werden würde. Es wurde sich um die neue Konzernzentrale von Wiengas in Erdberg, dem dritten Wiener Gemeindebezirk, handeln, welche dort gänzlich neu im Areal des dortigen Gaswerks errichtet wird. Dieses Projekt würde derzeit vom Abteilungsleiter selbst betreut werden, doch dieser hätte neben seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter nicht ausreichend Zeit dafür, weshalb das Unternehmen dafür einen neuen Mitarbeiter suchen würde. Doch dieses wäre nicht das einzige Projekt, welches der neue Mitarbeiter zu bearbeiten hätte. Es würden noch viele weitere Projekte auf ihn warten. Doch dies würde die Hauptaufgabe sein.
Als Gehalt bot mir der Abteilungsleiter nun 2.900 Euro im Monat mit einem sogenannten All-In-Vertrag an. Wobei er meinte, dies wäre das äußerst mögliche Gehalt, welches er mir bezahlen könnte. Wäre ich damit nicht zufrieden, dann müssten wir zum „Chef“, dem Eigentümer des Unternehmens gehen, doch dieser würde in diesem Fall sofort nein sagen. Denn mehr Gehalt gäbe es für diese Position nicht. Wobei dies allerdings nur für die erste Zeit gelten soll. Sollte ich mich bei diesem Projekt bewähren, dann bestünde durchaus die Möglichkeit ein höheres Gehalt zu erhalten, welches danach allerdings mit dem Chef selbst zu vereinbaren wäre.
Zudem musste ich allerdings einen Dienstwagen nehmen, denn jeder der Mitarbeiter, Bauleiter wie sie in diesem Unternehmen genannt werden, hätte solch ein Auto. Wobei der Einkäufer meinte, dieses würde für mich bereits am Hof stehen und könnte ich bereits am ersten Arbeitstag übernehmen. Besonders begeistert war ich nicht gerade davon, nun mit solch einem Dienstwagen umherfahren zu müssen, handelt es sich dabei doch meist um eindeutig erkennbare Firmenfahrzeuge mit großer Aufschrift des jeweiligen Unternehmens, wie ich sie schon zu sehen bekommen habe, als ich das Firmengelände betreten hatte. Aber dieses Fahrzeug würde mir auch für den privaten Gebrauch zur Verfügung stehen und, da ich ja aus Salzburg käme, könnte ich dies auch führ Fahrten von und nach Salzburg verwenden. Wobei ich etwas lächelnd einwarf, dabei würden dann allerdings sehr viele Kilometer in relativ kurzer Zeit auf den Tacho des Autos gefahren werden Doch dies wurde ebenso lachend vom Einkäufer des Unternehmens und auch dem Abteilungsleiter mit den Worten, der Chef hätte dies ermöglicht, dann könnte ich dies auch nützen, zur Kenntnis genommen.
Das gesamte Gespräch verlief, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, dass ich diesen Job erhalten könnte. Wobei ich mir allerdings trotzdem noch etwas Bedenkzeit eingeräumt hatte. Obwohl für mich bereits klar war, diesen Job nun anzunehmen. Denn etwas besseres würde ich derzeit, davon war ich mittlerweile fest überzeugt, sowieso nicht erhalten. Weshalb ich dann auch am folgenden Tag zusagte.
Nur wenige Augenblicke nach diesem Gespräch erhielt ich bereits eine Mail jenes Mannes dieses Unternehmens für Personallösungen, welcher mich an dieses Unternehmen vermittelte.
Diese Mail las ich jedoch erst, als ich am Donnerstag abends wieder zurück in Salzburg in meiner Wohnung war. Denn so etwas wie einen Laptop, oder ein Smartphone hatte ich zu dieser Zeit noch nicht. Und zurück nach Salzburg kam ich erst wieder am Donnerstag abends, da ich mir für diese Woche drei Tage ein Zimmer in jener kleinen Pension in Oberlaa mietete, da ich nun ohnedies ganz nach Wien gehen wollte und daher hier erst einmal einige Tage verbringen wollte. Zudem wollte ich auch wissen, ob ich in dieser Pension wenigstens zunächst auch wieder ein Zimmer mieten könnte, hatte mir doch die Vermieterin noch im März etwas unhöflich erklärt, sie würde mir kein Zimmer für eine Nacht vermieten wollen, da es sonst sein könnte, dass dieses Zimmer den Rest der Woche leer stehen könnte. Wobei ich allerdings eher der Meinung war, sie wollte mir überhaupt kein Zimmer mehr vermieten. Doch nun, für diese drei Tage, nahm sie meine Reservierung wieder an.
Als ich am Weg zu dieser Pension noch kurz an einer Trafik anhielt, um mir dort Zigaretten zu kaufen, bleib ein Fahrzeug neben meinem stehen. Wobei der Beifahrer des Fahrzeuges meinte,
„der macht sich nur eine schöne Woche in Wien!“
Wobei dies gar nicht einmal so falsch war. Denn schließlich würde ich ab Juni nun wieder in Wien arbeiten und deshalb erst einmal sehen wollen, wie es mir in Wien ergehen könnte, ohne diesem „Theater“, welches auch diese MCE meinetwegen veranstaltet hatte. Zudem sollte dies nun meine neue Heimat werden, denn aus Salzburg wollte ich ohnedies längst wegziehen und dorthin, wohin ich eigentlich gehen wollte, nach München, da tat sich nun überhaupt keine Möglichkeit mehr auf. Daher blieb mir auch gar nichts anderes übrig, als mich damit anzufreunden, von nun an in Wien zu leben. Daher wollte ich nun eben schon einmal einige Tage hier verbringen.
Am Abend begab ich mich daher auch in die Wiener Innenstadt. Wieder in jenes Lokal, welches ich schon aus der Zeit bei MCE kannte – dieses „1516“. Doch als ich gerade das Haus dorthin verlassen wollte, traf ich meine Vermieterin im Stiegenhaus. Weshalb ich mich mit ihr darüber unterhielt, weshalb ich nun hier in Wien sei. Dabei erzählte ich ihr von meinem heutigen Vorstellungsgespräch und, auf ihre Nachfrage, auch etwas widerwillig vom Unternehmen, bei welchem ich ab Juni wieder in Wien arbeiten würde. Diese Unternehmen schien sie zu kennen und meinte darauf,
„das ist ein gutes Unternehmen!“
Endlich in diesem Lokal in der Wiener Innenstadt angekommen, stellte ich mich dort auch gleich wieder an die Bar, so, wie dies schon zu jener Zeit, als ich noch bei MCE arbeitete. Ich wollte einfach sehen, wie man nun hier auf mich reagiert. Doch der Kellner hinter der bar starrte mich zunächst etwas ungläubig an, mich nun schon wieder hier zu sehen. Doch als dann auch noch diese junge russische Bedienung dazugekommen war, meinte er zu ihr,
„machst Du das!“
Worauf sie meinte, wenn auch etwas widerwillig,
„ja, ich mach‘ es!“
Daher war mir klar, auch hier würde mich nun wieder Ähnliches erwarten, wie schon zuvor. Doch, da ich dieses „Theater“ nicht unnötiger Weise umherziehen wollte, begann ich auch erst gar nicht. Mir vielleicht eine neue Kneipe zu suchen. Hatte ich doch schon in Salzburg zu Beginn der 2000er Jahre miterleben müssen, wie mühselig es erst wird, wenn ich zu viele Lokale regelmäßig aufsuche, denn dann würden gerade jene, welche dieses „Theater“ stets wieder aufflammen lassen wollen, nur kurz nach meinem letzten Besuch ebenfalls dorthin gehen, auch noch vorgeben, mit mir etwas zu tun zu haben, damit ich bei meinem nächsten Besuch dort erst gar nicht mehr gerne gesehen werde. Diese Lehre hatte ich aus Salzburg mitgenommen – nie wieder zu viele Lokale regelmäßig besuchen!
Eines war mir sehr wohl klar, auch in Wien würde ich diesem „Theater“ nicht leicht auskommen können. Jedoch ist Wien viel größer als Salzburg und hat zudem auch einen viel größeren Einzugsbereich. Weshalb hier wenigsten die Chance dafür bestehen könnte.
Anfangs dachte ich mir noch, wenn ich wieder zurück in Salzburg bin, dann werde ich mich mit jener Eigentümerin des Elektrounternehmens in Hallein noch einmal in Verbindung setzen, ihr erklären, ich hätte nun ein deutlich besseres Angebot, um mit ihr noch einmal über das Gehalt zu verhandeln. Doch nach einiger Zeit der Überlegung ließ ich dies wieder. Denn auch wenn ich in Salzburg das gleiche Gehalt erhalten würde, dann würde dies auch jene Nachteile der permanenten Gegenwart dieses „Theaters“ um mich und meine Person wettmachen. Daher war die Entscheidung für dieses Unternehmens schnell gefallen.
Nun würde ich dies allerdings nicht gerade als eine Wahlmöglichkeit zwischen zwei Jobangeboten bezeichnen, sondern ich hatte nun die Wahl, entweder weiter arbeitslos gemeldet zu sein und spätestens im Juli Gefahr laufen, meine Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können, was unter anderem auch bedeuten könnte, meine Bank würde mir meinen Kredit auf der stelle fällig stellen und danach wäre ohnedies alles vorbei, oder ich nehme eines dieser beiden Jobangebote an, wissentlich, dass dies auch keine Lösung auf Dauer sein werde und ich weiterhin um eine für mich richtig passende Stelle suchen werde müssen. Denn erstens sah ich diese stelle in diesem Elektrounternehmen nicht gerade als meine Berufung an, und zweitens, auch wenn ich hier in Wien etwas mehr in diesem Unternehmen verdienen werde, dann würde dies auch nur dann reichen, wenn ich nicht mehr länger zwischen Salzburg und Wien wöchentlich hin und her pendeln müsste. Mir also in Wien auch gleich eine neue Wohnung suchen könnte. Nun hatte ich also sprichwörtlich die Wahl zwischen Pst und Cholera – mehr nicht!
(2021-01-31)