Salzburg, Hallein, Freitag, der 28. April 2006:
Am späteren Vormittag begab ich mich auf den Weg nach Hallein, um den Termin für ein Vorstellungsgespräch in diesem Elektrounternehmen in Hallein wahrzunehmen.
Dort angekommen stellte ich erst einmal fest, gleich daneben befindet sich jenes Unternehmen meines ehemaligen Klassenvorstandes in der HTL, beziehungsweise das Unternehmen dessen Bruders, wobei mein Klassenvorstand neben seiner Tätigkeit als Professor an der HTL in Salzburg auch in diesem Unternehmen stets tätig war. Irgendwie amüsierte mich dieser Umstand, nun vielleicht in diesem Unternehmen, gleich in direkter Nachbarschaft zum Unternehmen meines Klassenvorstandes zu arbeiten. Die Gegend wäre auch sonst gar nicht schlecht gewesen.
Dieses Elektrounternehmen betrat ich allerdings mit einem etwas mulmigen Gefühl. Denn ich kannte es doch schon sehr lange, wenn auch nicht besonders gut. Jedoch viel Gutes hatte ich über dieses Unternehmen auch nie zu hören bekommen. Doch dann kam ich ins Büro der Chefin dieses Unternehmen und ich musste feststellen, hier schien es vielleicht auch gar nicht so über zu sein. Ich hatte mir diese Frau immer ganz anders vorgestellt, nach all dem, was ich zuvor über sie zu hören bekam.
Kaum hatte das Gespräch begonnen, erzählte mir die Eigentümerin dieses Unternehmens auch schon ihr Leid. Denn sie hätte eigentlich einen leitenden Angestellten, der das tägliche operative Geschäft führen würde, da sie selbst nicht aus dieser Branche kam und nur den betrieb ihres Vaters übernommen hatte. Doch dieser Arbeitnehmer würde nun schon seit 90 Tagen unauffindbar verschwunden sein. Wobei dies allerdings auch nicht das erste Mal war, da dieser Mann einfach verschwunden gewesen war. Nun wäre es allerdings bereits ein so langer Zeitraum, sodass sie sich um jemanden anderen umsehen müsste, der den Laden am Laufen hält. Diesen Mann, der nun schon seit drei Montagen abgängig wäre, kannte ich zwar selbst kaum, ich hatte ihn nur ein einziges Mal bisher selbst getroffen, jedoch kannte ich ihn vom Namen her ganz gut. Dabei handelte es sich eigentlich um einen Monteur, welcher das Alltagsgeschäft in diesem Unternehmen als eigentlich bauleitender Monteur übernommen hat.
So würde die Eigentümerin dieses Unternehmen schon seit geraumer Zeit nach einer Alternative für ihren bisherigen bauleitenden Monteur umsehen, welcher nun schon solange unauffindbar verschwunden war, weshalb sie sich in der Branche umzuhören begonnen hatte. Und Harald Z., „Zucki“, ehemals von der VA Tech hätte sie auf mich aufmerksam gemacht, da ich ohnedies nun auf der Suche nach einer neuen Arbeit sein müsste. Weshalb sie sich an das AMS wandte, ob ich nicht dort als arbeitslos gemeldet wäre. Worauf ihr dies bestätigt wurde und ich offensichtlich zu einer Bewerbung aufgefordert wurde. Was mich grundsätzlich auch nicht weiter stören würde, denn einen direkten Kontakt zu diesem Unternehmen hatte ich eben nie. Aber „Zucki“ hätte dies auch anders einfädeln können, hätte er nicht vielleicht doch ein schlechtes Gewissen, mich nun an dieses Unternehmen zu vermitteln. Anders kann es nicht gewesen sein, denn „Zucki“ hatte meine Telefonnummer. Aber verglichen damit, worum es bei VA Tech gegangen war, was angeblich nur „Spielchen“ waren, ich mich jedoch, trotz allem, dabei offensichtlich so weit bewährt haben musste, denn schließlich hieß es nun schon die ganze Zeit, dort hätten sie doch mich nehmen sollen, da ich der „Gescheitere“ gewesen wäre, wie es da immer wieder hieß, traute sich offenbar „Zucki“ dies nicht. Wobei er auch gut daran getan hatte. Jedoch kam dies nun doch ans Tageslicht.
Da dieses Gespräch sehr locker ablief, fragte ich die Eigentümerin, weshalb sie denn gerade auf mich gekommen wäre. Schließlich gäbe es doch nun mehrere ehemalige Mitarbeiter der VA Tech, welche auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sein müssten. Wobei ich Richard B. erwähnte, der schließlich auch aus der unmittelbaren Umgebung stammen würde. „Hörbi“ hatte ich mir erst gar nicht zu erwähnen getraut. Doch darauf meinte sie ziemlich abwertend, der B., der wäre doch nicht. Dieser würde vielleicht sogar während der Arbeit einschlafen. Und sie würde jedoch jemanden brauchen, der ihr quasi das Unternehmen im Alltagsgeschäft führend würde. Worauf ich lachen musste. Hatte ich doch über Richard B. selbst immer gesagt, ein 10er Valium müsste für ihn regelrecht ein Aufputschmittel sein. Somit wäre es beinahe noch richtig lustig bei diesem Gespräch geworden.
So unterbreitete sie mir ein Angebot, ich sollte in ihrem Unternehmen als leitender Angestellter für das Alltagsgeschäft quasi den Laden übernehmen. Dafür würde sie mir 2.500 Euro im Monat zahlen, jedoch keinesfalls mehr. Wobei ich allerdings ein Firmenauto erhalten würde, welches ich mir selbst aussuchen könnte.
Für die Eigentümerin des Unternehmens schien es beinahe schon eine ausgemachte Sache zu sein, dass ich nun bei ihr im Unternehmen anfangen würde. Wobei auch ich nun gar nicht mehr so abgeneigt gewesen wäre. Schließlich handelte es sich dabei um ein Unternehmen, welches beinahe bei jedem größeren Bauvorhaben im ganzen Bundesland Salzburg stets mit dabei gewesen war und daher auch eine nicht uninteressante Aufgabenvielfalt mit entsprechenden Aufträgen geboten hätte.
Doch im Hintergedanken hatte immer wieder diese unerklärliche Abgängigkeit ihres derzeitigen Bauleiters, wie sie ihn nannte. Denn mittlerweile kannte ich bereits mehrere solche Fälle von unerklärlichem, regelrechtem Verschwinden von einzelnen teils leitenden Arbeitnehmern. Wobei ich diesen Mann natürlich nicht kannte und daher auch nicht weiter nachfragte, da ich mich dabei auch überhaupt nicht einmischen wollte. Jedoch, sobald ich an meine aktuelle Situation dachte und mir nun mit all dem drumherum nichts anderes übrig bleiben würde, als solch eine Stelle anzunehmen, mit diesem immer noch allgegenwärtigem „Theater“ um diese „Silly“, diesem schon regelrecht als Kriegszustand zu bezeichnenden Konflikten mit einzelnen Personen in meinem alten Heimatdorf, aber auch hier in Salzburg, wo ich kaum aus dem Haus hinausgehen konnte, ohne nicht sofort „angegangen“ zu werden, da kamen mir doch immer wieder starke Zweifel, ob es nicht besser wäre, sofort abzusagen, als erst noch eine Bedenkzeit zu erbitten.
Unter normalen Umständen hätte ich nun durchaus darüber nachzudenken begonnen, ob ich dieses Angebot nicht doch annehmen soll. Allerdings fand ich das Gehaltsangebot für diese Tätigkeit mit 2.500 Euro doch etwas sehr niedrig. Wobei ich der Meinung war, darüber könnte man durchaus noch einmal sprechen, wenngleich sie dies zunächst gänzlich ausgeschlossen hatte, Allerdings im Laufe der Zeit würde sich hier vielleicht eine noch bessere Gesprächsbasis, wie diese nun schon bestanden hätte, ergeben und für mich etwas mehr dabei herauszuholen gewesen wäre.
Doch mit all dem anderen „Theater“, welches mich und meine Person, gerade seit der Zeit, als ich im August 2003 bei VA Tech zu arbeiten begonnen hatte, war dies für mich beinahe völlig ausgeschlossen. Denn ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich nach all dem, nun einfach hier weiterarbeiten könnte. Da hatte ich regelrecht Bedenken, mir könnte es binnen kürzester Zeit ebenfalls so ergehen, dass ich einfach nicht mehr aufzufinden wäre, wie diesem bauleitenden Monteur, der ihr bisher den Laden schupfte.
Daher dachte ich mir, nun fahre ich erst einmal nächsten Montag nach Wien zu diesem Vorstellungsgespräch in diesem Elektrounternehmen in Wien und, sollte ich dort ähnliches Gehalt, vielleicht sogar etwas mehr, erhalten, dann sage ich hier ab. Ich sah hier in Salzburg und Umgebung für mich einfach keine Zukunft mehr. Ich wollte einfach weg. In einer anderen Stadt ein neues Leben anfangen und nicht mit diesem „Theater“, welches mir einige mit diesen angeblichen „Spielchen“ den Rest meines Lebens verbringen müssen.
Am Rückweg nach Salzburg in meine Wohnung fuhr ich noch an der Trafik nur unweit meiner Wohnung vorbei. Dort stieg ich aus meinem Auto aus, um in die Trafik zu gehen, als gerade neben mir ein weiteres Auto einparkte und die Beifahrerin aus dem geöffneten Fenster, mittlerweile war es sehr warm geworden, beinahe schon vorsommerlich, meinte,
„der wird doch jetzt nicht hierher kommen! – Nach all dem, was sich hier abgespielt hat!“
Worauf der Fahrer meinte,
„werden wir eh sehen, was er jetzt sonst noch machen kann!“
Diese Gedanken hatte ich die gesamte Rückfahrt selbst immer im Kopf. Weshalb ich erst einmal das Gespräch am Montag in Wien abwarten wollte, um mich danach zu entscheiden.
Schön wäre es schon gewesen, nun hier wieder in Salzburg zu arbeiten. Vielleicht damit auch in meiner alten Heimat wieder so manches ins Lot zu bringen. Vielleicht auch mit meinem Grundstück etwas zu unternehmen, auch wenn dies nur bedeuten würde, anstelle der Hütte auf dem Grundstück ein kleines Haus darauf zu errichten, das hätte schon durchaus auch Sinn ergeben. Aber mit all dem „Theater“ im Hintergrund, vor allem jenem um diese „Silly“, welches immer noch allgegenwärtig war, schien dies für mich ausgeschlossen. Ich konnte ja nicht einmal aus dem Haus hinausgehen, um nicht damit konfrontiert zu werden. Meist musste ich dazu nicht einmal aus dem Haus hinausgehen, sondern es reichte schon etwas schöneres, wärmeres Wetter, um dies selbst in meiner Wohnung hier in Salzburg von der Straße oder dem Gastgarten unter meinem Balkon hören zu müssen. Hier in Salzburg gab es für mich zu dieser Zeit einfach keine Zukunft mehr. Schon gar nicht, wenn ich nun in Hallein arbeiten würde, denn gerade von dort kamen doch eine Vielzahl meiner „Freunde“, gerade in Bezug auf diesen „verrückten Wirt“ in Mondsee. Wobei ich mich immer mehr über diese „Silly“ selbst zu ärgern begonnen hatte, denn es wäre ein Einfaches gewesen, wenigstens dieses „Theater“ mit ihr zu beenden, hätte sie nur ein einziges Mal einen direkten Kontakt zugelassen, wie auch immer dies sonst ausgegangen wäre. Aber somit wären diese elendigen Intrigenspiele darum endlich zu Ende gewesen. Wobei es auch ihr danach besser ergangen wäre. Aber dies wollte sie offensichtlich selbst nicht. Weshalb ich immer mehr zur Ansicht gekommen war, sie müsste wohl selbst ein riesen Arschloch sein, oder einfach derart dumm, sodass sie selbst nicht erkennen kann, was sie hier getan hatte.
Hätte ich es mir wenigstens leisten können, noch länger arbeitslos gemeldet zu sein, dann wäre diese Bewerbung für mich sofort beendet gewesen und ich hätte für diese Stelle abgesagt. Aber so musste ich eben nun noch auf das Gespräch am Montag der folgenden Woche warten.
An diesem Tag erhielt ich zudem noch weitere Aufforderung zur Bewerbung vom AMS. Darunter befand sich diesmal auch eine bei einem Elektrounternehmen in St. Pölten. Aber da ich nun der Meinung war, ohnedies keine besseren Angebote mehr zu erhalten, hatte ich mich bei diesem Unternehmen erst gar nicht mehr beworben.
Daneben auch noch für eine Stelle bei einem Unternehmen in Steyr.
Aber es sah nun überhaupt nicht mehr danach aus, als ob ich noch bessere Stellenangebote erhalten würde.
(2021-01-31)