Unterach, Montag, der 20. März 2006:
Nach all dem, was sich in den letzten Tagen abgespielt hatte, fuhr ich an diesem Abend in ehemaliges Heimatdorf, um dort in das Lokal meines dortigen Nachbarn zu gehen und zu lauschen, was dort darüber gesprochen wurde. Hatte ich doch schon oft miterleben müssen, dass gerade dort sehr viel darüber bekannt war, wie es mir nun ergeht und sich in meinem Umfeld abspielt. Zudem ist dieses Lokal ohnedies die einzige Möglichkeit zu dieser Zeit in Ermangelung anderer offener Lokalitäten, abends noch irgendwo hinzugehen. Andere Lokale hatte ich zu dieser Zeit auch gar nicht mehr betreten in diesem Dorf.
Kaum hatte ich mein Auto vor meinem ehemaligen Elternhaus abgestellt, stieg aus und wollte gerade zu meiner Nachbarn hinüber gehen, klingelte mein Mobiltelefon. Ein ehemaliger Arbeitskollege von MCE BIS in Wien, Oliver K., rief mich an. Worüber ich mich besonders freute, hatte ich doch nicht mehr daran gedacht, auch nur von irgendjemandem aus diesem Unternehmen etwas zu hören, nachdem ich mich am 26. Jänner wortlos aus dem Büro hinausgeschlichen hatte.
Aber Oliver K. wollte wohl unbedingt mit mir sprechen, dementsprechend aufgeregt war er auch. Wobei er meinte, wenn ich das nächste Mal in Wien wäre, sollte ich mich unbedingt bei ihm melden, denn dann würden wir gemeinsam auf ein Bier gehen. Zudem hätte er mir etwas zu erzählen. Denn, kaum war ich aus dem Unternehmen ausgeschieden, hatten sie, wie er meinte, alle zusammengefangen, denn im Unternehmen wäre Feuer am Dach, da das Betriebsergebnis des letzten Jahres derart schlecht war, die Aussichten für dieses Jahr nicht besser seien und vor allem, bei dem Projekt MCC eine regelrechte Katastrophe drohte. Am 2. Februar soll dieses Krisengespräch im Unternehmen gewesen sein, denn es wäre Feuer am Dach. Es würde die Schließung des gesamten Unternehmens drohen. Wobei an diesem Tag extra noch jemand im Büro nachschauen gekommen war, ob ich auch ja nicht mehr hier wäre, damit ich dies nun ja nicht mitbekomme.
Darüber war ich nun mehr als überrascht, meinte doch Ewald M. noch Anfang Jänner, es hätte noch niemals Konsequenzen nach einem schlechten Jahresergebnis, oder einem schlechten Projektergebnis gegeben. Dies würde einfach ausgeglichen werden und danach ginge es weiter wie zuvor. Nun schien dies doch ganz anders zu laufen. Weshalb in mir auch so etwas wie Schadenfreude aufgekommen war.
Die Entwicklung und die Prognose bei MCC soll allerdings derart katastrophal sein, weshalb nun ein eigener Führungsstab eingerichtet worden war, um dieses Projekt wenigstens noch rechtzeitig fertigstellen zu können. Denn sonst drohten auch noch verheerende vertragliche Konsequenzen, welche zudem auch nicht unerhebliche Kosten mit sich gezogen hätten.
So wurde nun ein großer Führungsstab für dieses einzelne Projekt eingerichtet. Aber nicht nur dies. Sondern die gesamten bestehenden Projektmannschaft wurde es verboten, an diesem Projekt weiter zu arbeiten. Worauf mir Oliver K. weiter erzählte, ein weiteres Unternehmen im Konzern der MCE, ein Elektrounternehmen aus Deggendorf in Bayern, sei mit der Fortführung der gesamten Arbeiten bei diesem Projekt betraut worden.
Dies Auswirkungen des prognostizierten Projekterfolges, aber auch der aktuelle Stand des Projektes schienen ziemlich heftig zu werden. Daher fragte ich Oliver K. auch, was denn nun mit Alois H., meinem ehemaligen Chefs bei MCE, Abteilungsleiter bei BISOI und Projektleiter bei MCC weiter geschehe. Worauf er mir erzählte, ihn hätten sie sofort hinausgeschmissen. Jedoch mit der Auflage, er müsse sich jederzeit zur Verfügung stellen, falls es an ihn bezüglich des Projektes Fragen gäbe. Was nichts anderes bedeutet, er müsste wohl gekündigt worden sein, allerdings mit sofortiger Freistellung vom Dienst. Worüber ich nun richtig lachen musste und mich auch, ehrlich gesagt, auch regelrecht freute. Denn dies war für mich einfach nur ein wenig Genugtuung, nachdem was ich von September bis Jänner in diesem Unternehmen erleben musste. Gerade wegen Alois H. und seiner linken Aktion, mich mit einer einzigen Mail und ein paar völlig falscher Aussagen aus dem Unternehmen hinauswerfen zu lassen. Das vergönnte ich nun Alois H. regelrecht.
Ich konnte es fast nicht fassen, was ich da nun zu hören bekam. Tags zuvor schon von der Abwicklung der gesamten Region West bei VA Tech, nun auch noch diese Entwicklung bei MCE. Es schien also, als hätte ich doch vollkommen recht gehabt und hätte auch richtig dagegen gesteuert. Zuletzt hatte ich noch mit ihm vereinbart, sobald ich einen Termin für mein Vorstellungsgespräch, vielleicht schon nächste Woche, hätte, würde ich mich bei ihm melden und dann würden wir gemeinsam abends auf ein Bier gehen.
Was mich allerdings nun beschäftigte, war, jener Donnerstag, gleich als ich aus dem Unternehmen ausgeschieden war, als alle zusammengefangen wurden, wie Oliver K. erzählte, musste der 2. Februar gewesen sein. Und dies war genau jener Tag, als ich vom AMS eine Aufforderung für eine Bewerbung in einem Ingenieurbüro in Wien erhalten hatte. Wobei es sich dabei gerade um jenes Ingenieurbüro handelte, welches bei MCC die Bauüberwachung bei den haustechnischen Gewerken, also auch bei der Elektrotechnik hatte. – War dies ein Zufall? Kaum vorstellbar!
Kaum hatte ich eine Weile mit Oliver K. telefoniert, hörte ich nebenbei die Eingangstür des Lokals meines Nachbars, seine älter Tochter kam die Straße entlang auf mich zu, blieb dann aber an der Hausecke ihres Hauses stehen du hörte mir einfach ungeniert beim Telefonieren zu. Worüber ich mich über diese Frechheit richtig geärgert hatte. Daher wollte ich, kaum war das Telefonat zu Ende, auch gleich in deren Lokal gehen und fragen, was dies soll. Jedoch hätte ich mich auch, als ich sie sah, in mein Auto setzen können oder gar in mein ehemaliges Elternhaus gehen können, denn damals hatte ich dort noch Zutritt. Daher hatte ich es bei einem bösen Blick von mir belassen, als ich dann ins Lokal gegangen war.
Aber kaum betrat ich dieses Lokal sah ich, ich bin der einzige Gast. Nur die Wirtsleute, mein Nachbar und seine Frau, sowie die ältere Tochter saßen am ersten Tisch, welcher ohnedies beinahe stets ausschließlich von ihnen belegt ist, waren im Lokal anwesend. Daher hörte ich auch, worüber sie sprachen, als ich mich im Lokal an die Bar gestellt hatte. Wobei meine Nachbarin noch ihre Tochter fragte, was mir „dieser“ alles erzählt hätte, und diese darauf meinte, sie hätte nicht alles mitbekommen, aber scheinbar hätte mir „der“ alles erzählt, wie es bei denen im Unternehmen nun weitergehen würde. Worauf mein Nachbar meinte,
„das werden wir schnell herausgefunden haben, wer das war! – Da werden wir etwas tun!“
Es sah so aus, als wäre hier längst wieder alles bekannt und sie würden sich nun im Krisenmodus befinden. Was allerdings nichts anderes bedeuten würde, nun bestünde die Gefahr, dass sie wieder besonders bösartig werden könnten.
Den Rest des Abends stand ich alleine an der Bar. Kein weiterer Gast betrat den ganzen Abend, solange ich anwesend war, das Lokal! – Fand ich zudem auch bezeichnend!
(2021-01-14)