„Seid ruhig, sonst fällt es auf!“
W.-E., Dienstag, der 8. Juli 2014:
Eigentlich hätte ich mich auf das Halbfinale der Fußball Weltmeisterschaft mit dem Spiel Brasilien gegen Deutschland gefreut. Daher blieb ich an diesem Abend extra in meinem Zimmer, um mir dort das Spiel anzusehen. Doch kurz bevor hatte ich noch einen Beitrag für meine Facebook Seite „Erzfeind der Organisierten“ geschrieben und damit war ich auch noch beschäftigt als das Spiel längst begonnen hatte. Daher kniete ich vor meinem Laptop um meinen Beitrag zu schreiben und daneben lief der Fernseher, wo gerade das Fußballspiel übertragen wurde. Doch nach dem dritten Tor für Deutschland musste ich den Ton abstellen, denn ich dachte mir, dies ist ein mehr als seltsames Spiel. Wer hätte gedacht, dass Brasilien bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land im Halbfinale solch ein schlechtes Spiel liefert.
Aber es war nicht so sehr das schlechte Spiel der Brasilianer, welches mich dazu veranlasste den Ton an meinem Fernseher abzustellen, es waren die Reaktionen in meiner Umgebung nach jedem Tor, welches für Deutschland gefallen war. Nach den beiden ersten Toren war dies noch ein angemessener Jubel, doch nach jedem weiteren Tor, welches für Deutschland gefallen war, hörte sich dies mehr und mehr nach einer Bestätigung dessen an, was von den Fußballfans in meiner Umgebung erwartet worden war. Es war mehr ein Ausstoßen von demütigenden Äußerungen gegenüber dieser brasilianischen Mannschaft, als wollten die Fans sagen, und noch eins bekommt ihr, und noch eins, und noch eins. Also, es war kein Torjubel mehr, keine Freude über ein gutes und erfolgreiches Spiel für die deutsche Mannschaft, sondern mehr und mehr eine Demütigung des Gegners.
Zum Halbzeitpfiff hatte ich dann den Fernseher auch ganz ausgeschaltet, denn mir wurde dies einfach zu viel. Ich wollte dies einfach nicht mehr hören. Schloss meine Fenster, drehte den Fernseher ab und schrieb weiter an meinem Beitrag. Ich hatte irgendwie den Eindruck, bei diesem Spiel kann etwas nicht stimmen. Denn, es mag sein, dass Deutschland zu dieser Zeit auch wirklich gut gespielt hatte, aber eine derartige Niederlage für Brasilien bei der Heim WM fand ich mehr als seltsam!
An eine Aussage eines Fußballfans, welcher sich offensichtlich ebenfalls am Fernseher zu Hause dieses Spiel angesehen hatte, kann ich mich noch mehr als gut erinnern, als er da meinte,
„jetzt müssen sie aber aufhören, denn sonst wird es zu viel!“
Und er lachte dabei herzhaft!
Aber kaum war das Spiel abgepfiffen und Deutschland siegte mit 7 – 1 gegen Brasilien war der Jubel einfach nicht mehr zu überhören. Doch auch dieser Jubel war irgendwie seltsam – mehr eine Genugtuung für die Fans, denn ein Jubel über einen Sieg in derartiger Höhe über Brasilien.
Den ganzen Abend wollte ich dann allerdings doch nicht in meinem Zimmer verbringen, daher dachte ich mir, ich warte bis der größte Rummel nun wieder vorbei ist, danach gehe ich noch in das „Räucherstübchen“, um mir dort ein paar kleine Weißbiere zu genehmigen.
Nun lag ich also auf meinem Bett und wartete ab, bis es auf der Straße wieder etwas ruhiger werden würde. Doch inmitten des größten Trubels nach dem Schlusspfiff hörte ich, wie einer der Gäste im Gästehaus, der Stimme nach war es der „Spaßvogel aus Bayreuth“, durch die Gänge lief und auch an jene Türen klopfte aus welchen der größte Freudentaumel zu hören war und dabei meinte,
„seid ruhig! Sonst fällt es auf!“
Dabei dachte ich mir bloß, was meint er wohl könnte bei diesem seltsamen Jubel auffallen? Also, ehrlich gesagt, ich hatte dieses Spiel nicht ernst genommen! Wobei ich natürlich betonen will, niemandem vielleicht gar eine Spielmanipulation nachsagen zu wollen. Doch, ich hatte dieses Spiel einfach, wie gesagt, nicht ernst genommen! Und dann noch diese Meldung von diesem „Spaßvogel“!
Danach ging ich noch in das, so wie ich es mir vorgenommen hatte, „Räucherstübchen“. Aber auch dort war der Jubel über dieses sensationelle Ergebnis mehr als eigenartig. Es war nicht, als wäre eine Sensation geschehen, sondern als wäre geschehen, was erwartet wurde. Es war einfach ruhig. Herrschte allerdings sonst bei beinahe jedem Sieg einer der von ihnen favorisierten Mannschaften en wahrer Freudentaumel, so war es einfach ruhig. Hätte „ihre“ Mannschaft, die Borussia Dortmund in einem internationalen Spiel gewonnen, so wäre eine Runde nach dem anderen über den Tresen im Minutentakt gewandet, doch an diesem Tag war es einfach, auch wenn ich es noch einmal wiederhole, ruhig.
Dort in diesem „Räucherstübchen“ trank ich, wie meist, noch drei kleine Weißbiere, sie kosteten dort auch einfach nicht viel, denn mit sechs Euro hatte ich meine Zeche bezahlt, und ging gegen halb ein Uhr in der Nacht wieder nach Hause.
Aber immer noch drang ein mehr als eigenartiger Freudentaumel vereinzelt aus den Zimmern in meiner Unterkunft und, immer noch, gerade als ich mich ins Bett legen wollte, lief dieser „Spaßvogel aus Bayreuth“ durch die Gänge, klopfte an jene Zimmer, aus welchen der meiste Lärm dröhnte und meinte dabei,
„seid ruhig, sonst fällt es auf!“
Sogar noch am nächsten Morgen, mein Wecker hatte mich gerade geweckt, lief er immer noch durch den Gang, in welcher auch mein Zimmer lag, klopfte an Zimmertüren und meinte,
„Seid ruhig!“
Also, ich fand dies mehr als merkwürdig, um dies einmal so auszudrücken!
(2018-07-11)