Eicherloh, Freitag, der 2. September 2005:
Regelrechtes Unbehagen kam in mir auf, wenn ich nur daran dachte, ab nächster Woche nun für diese MCE in Wien arbeiten zu müssen. Zudem konnte ich es überhaupt nicht verstehen, weshalb ich absolut keine Chance hatte, auch nur den Hauch einer Alternative zu diesem Job zu erhalten. In München, dort, wohin ich eigentlich nun gehen wollte, da ergab sich schon rein gar nichts. Im Gegensatz dazu lief es bei MCE regelrecht reibungslos, auch wenn mir der Ablauf meiner Bewerbung gar nicht gefiel. Schon gar nicht dieses zweite Bewerbungsgespräch, weshalb ich am Mittwoch in Wien gewesen war.
Nun dachte ich mir, wenn es schon nicht möglich gewesen war, in München, dort, wohin ich eigentlich wollte, eine neue Arbeit zu finden, so möchte ich wenigstens noch einmal dort einen Tag, auch wenn es dann nur ein Nachmittag wurde, verbringen. Schließlich hatte ich dort auch gute Bekannte, auch wenn es mit ihnen wegen all diesem Käse, welchen ich in meinem Leben erleben muss, nicht mehr leicht war. So verbrachte ich diesen Nachmittag mit meinen Bekannten in München. Es würde ohnedies für längere Zeit der letzte Tag sein, an dem dies möglich sein würde.
Am Abend wollte ich dann, bevor ich wieder nach Hause fahre, noch einmal in die Gaststätte jenes Hotels in der Umgebung von München gehen, in welcher ich in der Zeit, als ich für diese VA Tech in „München“ gearbeitet hatte, mein Zimmer hatte. Dort so etwas wie auf Widersehen zu sagen, denn so schnell würde ich hier nicht mehr herkommen. Zudem wäre ich gespannt gewesen, wie dort darauf reagiert wird, wenn ich erzähle, von nun an ich Wien zu arbeiten.
Doch zu einem Gespräch, mit Ausnahme der Bedienung kam es erst gar nicht. Ich sah nur, wie die Chefin des Hauses kurz aus dem Fenster blickte, als ich im Gastgarten saß und dabei zu einer der Bedienungen meinte,
„das ist jetzt vollkommen daneben gelaufen!“
Aber offensichtlich hatten Gäste am Nebentisch dies beobachtet. Zwei etwas ältere Personen saßen dort. Ein Mann und eine Frau. Worauf die Frau meinte,
„jetzt kann er da runter gehen! – Das hat er jetzt davon, weil er nicht tun wollte, was die von ihm wollten!“
Hatte mich dies schon ziemlich irritiert. Störte mich noch viel mehr der Dialekt der beiden, als ich sie reden hörte. Denn es waren offenbar Niederösterreicher, die hier nun neben mir am Tisch saßen. Die zudem noch ganz genau darüber bescheid zu wissen schienen, was ich gerade erlebe – bis ins kleinste Detail!
Dabei muss ich dazu erwähnen, zu dieser Zeit war ich alles andere als ein Freund von Wien und Wienern. Dies war zudem auch in meiner Umgebung sehr vielen bekannt. Wobei dies allerdings an sehr vielen der Zweitwohnungsbesitzer in meinem alten Heimatdorf gelegen ist. Waren doch darunter äußerst viele mehr als seltsame Personen.
(2020-11-04)