Ismaning, Dienstag, der 11. Jänner 2005:
Eigentlich wollten „Harry“ und seine Sekretärin nun jeden Montag und Dienstag in der Zweigniederlassung in „München“ verbringen. Aber diese Woche kamen beide erst heute am späten Nachmittag im Büro an. Was auch zu erwarten war. Schließlich war gestern erst der erste reguläre Arbeitstag nach den Weihnachtsfeiertagen. Allerdings verwunderte es doch etwas. Denn beide taten so, als hätten sie es gerade noch geschafft, hier rechtzeitig anzukommen. Wobei, es war vielleicht gerade mal erst 14:30 Uhr.
Nun saß also wieder seine Sekretärin direkt neben mir am Arbeitsplatz. Weshalb ich auch stets mitbekommen hatte, was sie dort zu tun hatte. Wobei ich mich aber auch stets gefragt hatte, was sie eigentlich zu tun hatte. Aber dies nur nebenbei. Sie war dekorativ allerdings, gerade für „Harry“, sehr gut zu gebrauchen!
Allerdings hatte ich an diesem Tag, kaum hatte sie ihren Arbeitsplatz neben mir bezogen, ein Telefonat mitbekommen. Wobei sie ziemlich aufgeregt schien, was allerdings nicht nur an der Hast gelegen sein kann, ihren Arbeitsplatz doch noch heute erreicht zu haben. Denn bei diesem Gespräch schien es um mich gegangen zu sein, dachte ich mir zunächst. Doch als sie dann meinte,
„der sitzt jetzt direkt neben mir!“,
war klar, dass es bei diesem Gespräch um mich gehen musste. Schließlich war es eben ich, der jetzt als einziger direkt neben ihr saß. Zudem ging es auch noch um eine Entsendung, welche eben nur zeitlich begrenzt möglich ist.
Und nach einer Weile meinte sie weiter,
„der bleibt jetzt da, bis er seiner endgültigen Bestimmung zugeführt worden ist!“
Nach ein paar Augenblicken wieder,
„das wird bis Ende November klar sein! Denn dann läuft der Zeitraum für seine Entsendung ab!“
Nun saß ich da, neben ihr, und wusste nicht recht, wie ich darauf reagieren sollte. Denn wie meinte sie da, bis ich meiner endgültigen Bestimmung zugeführt sein werde. Ich dachte mir, ich höre nicht recht. Hier würde ich also meiner endgültigen Bestimmung zugeführt!
Ich hatte es ohnedies längst vermutet. Hier würde es nicht wirklich eine Zukunft für mich geben. Mein geplanter völliger Neustart im Leben nicht recht gelingen würde. Aber dass man mich meiner endgültigen Bestimmung zuführen wollte, wie ein Stück Vieh, welches zuerst ausgenützt und dann dem Metzger zugeführt wird und damit seiner endgültigen Bestimmung an einem Speiseteller zugeführt wird, das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Mir lief es eiskalt über den Rücken, als ich dies hörte. Noch dazu von solch einem blonden, unscheinbaren und unschuldig wirkenden Püppchen, welche dies in ihrer piepsenden Stimme, zwar aufgeregt, aber dann doch eiskalt ihrem Gesprächspartner, oder wahrscheinlich ihrer Gesprächspartnerin am Telefon erklärte!
Nun wollte ich eigentlich an diesem Abend mit meiner neuen Wohnung in München alles klar machen, aber nachdem ich dies gehört hatte, wurde mir ganz anders. Denn, wenn hier so über mich geredet wird, dann könnte dies auch sehr schnell wieder zu Ende sein. Und hätte ich dann vielleicht eine neue Wohnung in München, aber keine Arbeit, dann würde ich danach sehr dumm dastehen! Dies könnte auch ins Auge gehen. Weshalb ich mir die Sache mit einer neuen Wohnung in München gleich wieder überlegte! Gut, dass mein potenzieller neuer Vermieter mir am Abend, als ich mit ihm telefonierte, ohnedies sagte, mit einer Vertragsunterzeichnung müssten wir noch etwas warten, denn es könnte sein, dass jemand aus seiner Familie diese Wohnung, welche ich heute mieten wollte, gerne hätte. Allerdings war dies nun angesichts dieser Ansichten in diesem Unternehmen ohnedies kein Thema mehr für mich. Denn mein Neustart im Leben müsste nun wohl andersherum begonnen werden. Erst eine neue Arbeit, welche man auch wirklich als Arbeit bezeichnen kann, und nicht als Bestimmung, bevor man seiner endgültigen Bestimmung zugeführt wird, was auch immer dies sein sollte, und danach eine neue Wohnung!
An diesem Tag war ich das erste Mal, seitdem ich nun in „Linz“ beschäftigt war, richtig schockiert!
(2020-08-23)