Ismaning, Montag, der 3. Jänner 2005:
Wie ich es mir letzten Mittwoch am Abend vorgenommen habe, bin ich heute schon wieder in der Arbeit. Obwohl eigentlich noch zwischen den Feiertagen Urlaub vorgesehen gewesen wäre, aber so direkt hatte ich dies mit Karl P. nicht vereinbart. Lediglich für die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr. Aber da ich ohnedies genug zu tun hatte, habe ich mich eben entschlossen, schon diese Woche wieder arbeiteten zu gehen. Wenn auch nur bis Mittwoch. Denn der Freitag, der 7. Jänner, gilt offiziell im Unternehmen als Tag, welcher einzuarbeiten ist, da die Büros an diesem Tag offiziell geschlossen sind.
Kaum kam ich an diesem Morgen ins Büro, sah mich unsere Sekretärin mit großen Augen ganz verwundert an. Denn offensichtlich hatte sie nicht mit mir gerechnet. Worauf ich es auch ihr erklärt habe, weshalb ich schon diese Woche wieder in der Arbeit bin. Zudem habe ich ihr auch erklärt, dass ich schon diese Woche, in der es etwas ruhiger sein wird, dafür nützen möchte, mir hier in München eine Wohnung zu suchen, damit ich in Salzburg meine Zelte endgültig abbauen kann. Dies hielt ich auch für ganz nützlich ihr das zu sagen, denn da sie aus der Gegend stammt, einem Dorf, nur wenige Kilometer entfernt von Ismaning, könnte sie mir vielleicht einen guten Tipp für eine Wohnung geben.
Aber kaum saß ich eine Weile an meinem Arbeitsplatz, holte mir nur kurz einen Kaffee, hörte ich, wie sie bereits mit jemanden darüber telefonierte, da ich an diesem Tag schon wieder in der Arbeit bin. Dabei meinte sie,
„der ist schon wieder da! – Sag’s dem Harry!“
Also war klar, sie musste mit jemandem aus dem Unternehmen darüber gesprochen haben. Wahrscheinlich mit einer ihrer Kolleginnen aus einem Sekretariat in Linz. Für „Harry“ schien dies offensichtlich wichtig zu sein, ob ich bereits in dieser Woche bereits wieder arbeite und nicht, wie vielleicht angenommen wurde, ich würde den Urlaub über die Weihnachtsfeiertage dafür nützen, in dieser Angelegenheit um „Silly“, dem „verrückten Wirt“ und meinem alten Heimatdorf aktiv zu sein. Eine andere Erklärung gab es für mich nicht, weshalb „Harry“ sofort darüber informiert werden sollte, dass ich von 3. Bis 5. Jänner bereits wieder arbeite. Nicht einmal Karl P. war dafür die erste Wahl, ihm dies mitzuteilen, sondern eben gerade „Harry“!
Aber eines fiel bei diesem Telefonat auch auf. Unsere Sekretärin hier in Ismaning schien nicht gerade zum engsten Kreis der eingeweihten zu gehören. Dies klang eher so, als müsste sie sich hier erst hocharbeiten du als nützlich erweisen!
Da über die Feiertage die Pension, in welcher ich bisher mein Zimmer hatte, geschlossen war, hatte ich mir für diese drei Tage ein Zimmer in diesem Jagdschlösschen, nur unweit weg von der Pension, in welchem ich zudem bereits einmal am Abend zum Essen dort war, gemietet. Grundsätzlich war das Zimmer nicht schlecht. Auch wenn ich gerade mal ein ganz kleines Einzelzimmer erhalten hatte. Aber dieses Jagdschlösschen hatte etwas Seltsames an sich. Es roch darin modrig. Gerade in den Gängen und auch etwas im Zimmer selbst. Aber als ich am Abend dann wieder im Restaurant saß, um dort zu essen, hatte sich dies schnell aufgeklärt. Denn einige der wenigen Gäste hatten sich darüber unterhalten, dass dies erst seit kurzen wieder geöffnet wurde, da es gründlich renoviert wurde, weil es abgebrannt war. Dies erklärte auch den doch eher spärlichen Besuch von Gästen. Wobei diese Woche allerdings auch noch dazu kam, dass gerade Weihnachtszeit war und daher viele in Urlaub gefahren sein würden.
(2020-08-22)