Flachau, Mittwoch, der 29. Dezember 2004:
Einfach nur zum Schifahren zu gehen, wie ich dies früher tat, dafür hatte ich, nachdem was sich am Freitag vor Weihnachten in Flachau abspielte, hatte ich wirklich keine Lust. Auch wenn ich zwischen den Feiertagen Urlaub hatte. Vielleicht nun gar wo anders hinzufahren erst recht nicht.
Aber auch „Radi“ vom Lokal des „verrückten Wirtes“ hatte mir Ende Sommer erzählt, er würde, zusammen mit seiner Freundin, im Winter ein eigenes Lokal in der Flachau führen. Und er hatte mich direkt darauf angesprochen, ihn doch dort einmal im Winter zu besuchen. Weshalb ich mir nun dachte, es wäre vielleicht gar keine schlechte Idee, in an diesem Abend zu besuchen. Denn so könnte ich in Erfahrung bringen, was sich nun in dieser Angelegenheit mit „Silly“ vor Ort abspielt. Mittlerweile geschah, was ich befürchtet hatte, dieses „Theater“ war längst wieder voll ausgebrochen!
Also fuhr ich an diesem Abend direkt mit dem Auto in die Flachau, um „Radi“ und seine Freundin in deren Lokal in Flachau zu besuchen. Deren Lokal, welches ich zuvor überhaupt nicht kannte, nur durch die Beschreibung von „Radi“ überhaupt fand, war richtig schlecht besucht. Ich glaube, ich war zeitweise der einzige Gast in deren Lokal. Dies obwohl doch nun die Wintersaison voll im Gange war.
Dort unterhielt ich mich mit den beiden eine Weile. Wobei mich dabei „Radi“ fragte, ob ich denn schon einmal bei Gebhard T. gewesen wäre, denn auch er würde nun hier in Flachau sein eigenes Lokal, zusammen mit einem Partner, führen. Wobei ich etwas schmunzeln musste, und meinte, ja, dort wäre ich schon einmal gewesen. Aber auch er musste darüber schmunzeln, seine Freundin lachte regelrecht darüber, und er meinte danach weiter, ich sollte doch vielleicht heute, nachdem ich von ihnen wieder gegangen wäre, dort noch einmal vorbeischauen. Wobei ich anfangs darüber gar nicht erfreut war, denn schließlich hatte ich keine Lust mich heute von dieser „Silly“ vielleicht noch einmal verjagen lassen zu müssen. Aber dann, nachdem ich mich mit beiden noch etwas darüber unterhalten hatte, kam ich selbst zur Überzeugung, dies wäre eigentlich gar keine schlechte Idee. Denn schließlich könnte ich doch einfach nur diese „Bierstube“ besuchen.
Also fuhr ich, nachdem ich ihr Lokal wieder verlassen hatte, mit dem Auto weiter, stellte es am gleichen Parkplatz wie schon am Freitag vor Weihnachten wieder ab und ging in das Lokal von Gebhard T. Allerdings ließ ich die linke Seite seines Lokals einfach links liegen, als ich das Lokal betrat und steuerte gleich direkt an die bar dieser „Bierstube“. Schließlich wollte ich mir eine Situation, wie am Freitag vor Weihnachten, an diesem Abend gleich im Vorhinein ersparen.
An der Bar angelangt war ebenfalls ein Schmunzeln der Bediensteten in diesem Lokal deutlich zu erkennen. Auch ich musste nun schmunzeln. Denn es schien so, als wüsste nun jeder, weshalb ich dieses Lokal an diesem Abend betreten hatte, und auch warum ich dieses Lokal so betreten hatte.
Es dauerte auch nicht lange, da kam Gebhard T. direkt auf mich zu, um mich zu begrüßen. Worauf ich ihm erzählt hatte, zuvor bei „Radi“ und dessen Freundin gewesen zu sein, und beide hätten mir erzählt, ich sollte doch an diesem Abend auch noch hierherkommen. Zudem erzählte ich ihm, ich wäre bereits vor Weihnachten schon einmal hier gewesen, ihn hätte ich dabei allerdings hier nicht angetroffen. Worauf sein Schmunzeln im Gesicht und das seiner Mitarbeiter noch deutlich größer wurde. Aber von der Reaktion von „Silly“ mir gegenüber, als ich dieses Lokal betreten hatte, fiel kein einziges Wort.
Sie selbst arbeitete auch an diesem Abend, war allerdings in ihrem Benehmen ganz anders als noch gut eine Woche zuvor. Sie lief regelrecht aufgescheucht, beinahe planlos von der Bar immer wieder in ein Hinterzimmer und wirkte auch sonst, als wäre in der Zwischenzeit etwas geschehen, was sie regelrecht durcheinandergebracht hätte. Es war, als wäre sie beinahe wie aufgelöst. Es schien beinahe so zu sein, als könnte es tatsächlich der Fall gewesen sein, dass ihr Vater ihr tatsächlich eine geknallt hatte, als sie zu Weihnachten nach Hause gekommen war. So, wie es meine beiden Nachbarn aus meinem alten Heimatdorf sich gegenseitig erzählten als sie mich auf dem Balkon meines Elternhauses entdeckten. Sie hätte einem regelrecht leidtun können an diesem Abend, denn wenn sie nur ansatzweise erlebt, was ich wegen dieser Angelegenheit erlebe, dann war ihre Reaktion auf mich nur allzu verständlich.
Allerdings ließ ich sie den ganzen Abend über links liegen. Denn der Schock über ihre Reaktion mir gegenüber von vorletztem Freitag steckte mir noch in den Knochen. So etwas wollte ich nun nicht noch einmal erleben. Denn das ist auch unangenehm, wenn man vor anderen Gästen in solch einem Lokal derart behandelt wird. Zudem war dieses Lokal nun deutlich besser besucht als noch vor Weihnachten.
Irgendwie hatte ich auch mittlerweile überhaupt keine Lust mehr, mich um diese Angelegenheit zu kümmern. Daher dachte ich mir, wenn nun die Situation so ist, dass ihre Kollegen darüber schmunzeln, wenn ich in dieses Lokal komme, dann soll mir dies recht sein – und aber auch recht bleiben. Weshalb ich dies nun dabei belassen wollte und auch nichts weiter mehr unternehmen wollte. Denn, es schien so, als würde sich dies nun auch von selbst wieder lösen und Ruhe einkehren. Eine wirkliche Klärung der Angelegenheit wäre ohnedies nicht mehr möglich.
Daher kam ich zum Entschluss, nächste Woche gleich wieder arbeiten zu gehen, auch wenn ich eigentlich noch Urlaub hätte, aber dies war für die Tage von 3. bis 5. Jänner ohnedies nicht fest vereinbart gewesen. Lediglich von 24. Dezember bis 2. Jänner war das Büro in München geschlossen. Ab 3. Jänner wäre zumindest die Sekretärin wieder in der Arbeit und auch ich hatte meinem Chef Karl P. gesagt, es könnte durchaus sein, dass auch ich bereits ab 3. Jänner wieder im Büro wäre, hatte ich doch ohnedies genug zu arbeiten und Angebote zu kalkulieren. Schließlich hatte mich diese Unterhaltung an einem der Nebentische in diesem Restaurant am Mittwochabend gar nicht unübersichtlich werden lassen. Zeigte diese doch, dass all dies von anderen auch teilweise sehr genau mitverfolgt werden würde und dabei auch mehr als kritisch angesehen werden würde.
Zudem wollte ich mir ab nächster Woche auch gleich eine Wohnung in München suchen, damit ich nicht weiter in einer Pension übernachten müsste. Und auch gleich aktiv mit der Suche nach einer neuen Arbeit in München beginnen. Denn hier sah ich ohnedies keine Möglichkeit einer Klärung mit „Silly“, wenn ihre Kollegen darüber nur mehr schmunzeln, dann soll mir dies recht sein. Dies würde nicht mehr bedeuten, als dass sich dieses Theater dann auch von selbst wieder auflösen würde. Und meine Arbeit bei VA Tech in München wäre ohnedies, da ich dorthin lediglich entsendet war, zeitlich begrenzt sein. Somit wollte ich nun, gleich zu Beginn des nächsten Jahres, wirklich mit einem Neustart in meinem Leben beginnen. Denn, so wie dies nun war, konnte dies durchaus auch bleiben. Auch wenn ich in München nicht weit von meiner alten Heimat entfernt bin und ich deshalb sicher hin und wieder zurück in meine alte Heimat kommen würde. Somit, dachte ich, würde nun einem totalen Neustart in meinem Leben nichts mehr im Wege stehen. – Dachte ich!
(2020-08-19)