„Deutschland, hol den Zar!“
Wien, Samstag, der 23. Juni 2018:
Nun liegt meine Wohnung in Wien im Innenhof an welchem relativ viele Wohnhäuser grenzen. Darunter auch ein Studentenwohnheim. Für mich wohl die beste Informationsquelle über das Unwesen dieser „Organisierten“ überhaupt, denn darin spiegeln sich nicht nur die Anschauungen in meiner Branche, meiner direkten Umgebung, sondern aus der gesamten Gesellschaft, vor allem der jungen. Wohnen doch in den Wohnungen, welche ebenfalls in diesem Innenhof liegen nicht nur die Studenten aus deren Heim, sondern Bewohner aus allen Bevölkerungsschichten, aus allen sozialen Schichten, nicht nur Wiener, sondern auch sehr viele Zugezogene und eben auch, seit zweieinhalb Jahren ich. – Wenn ich nicht, wie meist, wochentags in Deutschland bin. Aber an all den Kommentaren, welche meist an offenen Fenstern oder an Balkonen von den Bewohnern im Innenhof abgegeben werden, lässt sich sehr leicht ein Gesamtbild dessen erstellen, wo die Anschauungen innerhalb dieser „Organisierten“ liegen. Obwohl, unvergessen eine Bemerkung eines Mieters von letztem Sonntag aus dem ersten Stock meines Wohnhauses, offensichtlich auch ursprünglich der Eigentümer dieses Grundstücken, auf welchem mein Wohnhaus errichtet wurde, der da zu seinem kleinen Sohn meinte und ihn zurechtwies, „nichts sagen über die, denn es wohnen nun auch wieder andere hier!“
Wobei es eigentlich egal ist, wo ich gerade bin, in meiner Wohnung in Wien, oder in Frankfurt, oder zuvor in München, bei Stuttgart, zuvor in Salzburg, oder auch einfach nur bei einem Fußweg durch die Stadt, im Café, egal wo auch immer. Daraus lässt sich sehr leicht ein Bild dessen erstellen, wo gerade die allgemeine Meinung innerhalb dieser „Organisierten“ liegt.
Heute Vormittag, als ich zur Bäckerei vor ging, um mir Gebäck für das Frühstück zu kaufen, liefen mir Passanten über den Weg, welche da meinten, dies sei nichts mit denen, denn nun sei endlich aufgekommen, sie hätten es übertrieben mit mir. Dies schien allerdings auch einigen Studenten aus deren Heim im Innenhof gegenüber auch aufgefallen zu sein, denn da meinte einer, als er sich mit einem seiner Studienkollegen auf deren Balkon traf, „jetzt zeigen wir ihnen, dass wir auch einen gehen lassen können!“
Wobei dies mit einem doch sehr hämischen Gelächter verbunden war, als wollten sie damit andeuten, sie könnten ohnedies tun und lassen, was sie wollen und wenn sie es dann doch vielleicht einmal übertrieben haben, na dann geben sie eben ein klein bisschen nach.
Am späten Abend allerdings sah dies schon wieder gänzlich anders aus. Denn da saßen wiederum einige dieser Studenten am Balkon, jedes dieser Appartements hat seinen eigenen kleinen Balkon, wobei allerdings bei vielen dieser Balkone die Trennwand zum benachbarten Balkon der Einfachheit einfach entfernt wurde, so lässt sich eben auch hier leichten eine kleine Gemeinschaft bilden, ohne mühselig den Weg zum Nachbarn zu suchen, um sich zu einem ihrer unzähligen „konspirativen“ Treffen zu versammeln. Meist sind sie dabei mit einer Flasche Bier bewaffnet, mit ausreichend gebunkertem Vorrat und so lässt es sich doch viel leichter weitere Pläne innerhalb ihrer neuen Gemeinschaft schmieden. Und dabei meinte einer von diesen Studenten am späteren Abend, „jetzt tun wir so und dann lassen wir ihn wieder fallen, dann wird er gehen!“
Wieder gepaart mit diesem unmöglichen hämischen Gelächter, was für sie alle zusammen doch so typisch ist. Manchmal habe ich regelrecht den Eindruck, ihr gesamter Tagesablauf, ihre gesamten Gedanken an einem Tag, drehen sich ausschließlich darum, welche neue Intrige sie wohl nun wieder schieden können. Dies alles stets gepaart mit dieser schier grenzenlosen Überheblichkeit, als könnten sie mit jedem und überall tun und lassen, was sie wollen. Und gerade in den Abendstunden erleichtert ihnen dies dann auch noch der meist übermäßige Bierkonsum.
Aber richtig verwundert haben mich an diesem Tag die Reaktionen von Bewohnern im Innenhof, als beim Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden bei der Fußballweltmeisterschaft in Russland in der 94. Minute das Siegestor für Deutschland durch Toni Kroos gefallen ist. Dabei klang es, als hätte die österreichische Nationalmannschaft selbst gespielt und den Sieg erreicht. Ich stand gerade am Balkon, als dieses Tor fiel, und hatte bereits meine Vorhänge zugezogen, sodass ich nicht auf meinen Fernsehen sehen konnte, deshalb musste ich doch glatt kurz in die Wohnung zurück gehen, um zu sehen, was denn nun vorgefallen war, so überschwänglich war der Jubel im Innenhof.
Richtig nachdenklich wurde ich allerdings als danach noch aus einer der Wohnungen Gesänge in eindeutig österreichischem Akzent zu hören waren, bei denen es im Text hieß, „Deutschland, hol den Zar!“
Dabei bereitet mir der geistige Zustand dieser Personen immer wieder größte Sorgen! Und ich frage mich zudem, soll dies etwa die Zukunft, der Kern der von unserem neuen Bundeskanzler Kurz proklamierten „unaufhaltsamen Erneuerung“ sein? Denn dieser „unaufhaltsamen Erneuerung“ liegt doch, wie der Bundeskanzler selbst meinte, liegt doch auch eine Bewegung zu Grunde! Und diesen „Organisierten“ liegt ebenfalls eine Bewegung zu Grunde. Dabei gilt zudem doch gerade der neue Bundeskanzler als „ihr Liebling“! Einer von den anderen, welche nicht zu diesem Unwesen gehören und, wie mein Nachbar aus dem ersten Stock dies letzten Sonntag meinte, kann dies wohl kaum gewesen sein! Auch die feuchtfröhlichen Studenten aus deren Heim gegenüber werden wohl auch kaum solche sein, welche nicht mit dabei sind.
„Deutschland, hol den Zar“ klang es da in den Gesängen nach dem Siegestreffer der deutschen Fußballnationalmannschaft! Und ich frage mich immer wieder, weiß unser neuen Bundeskanzler Sebastian Kurz von der ÖVP davon, welche Ansichten in dieser Bewegung der „Erneuerung“ herrschen, welche Ziele da immer wieder, wenn auch meist unbedarft, dafür aber vielleicht umso ehrlicher gemeint, genannt werden, gilt er doch als „ihr Liebling“? Weiß unser neuer Innenminister Kickl von der FPÖ, welche Umtriebe es gegenwärtig in diesem Land gibt? Wissen beide davon, dass gerade solche Personen den Kern dieser Bewegung der Erneuerung bilden, welche offensichtlich auch der Kern der von Kurz proklamierten Bewegung der „unaufhaltsamen Erneuerung“ bei den Wählern sind? Denn offensichtlich haben diese Personen ein Problem mit Österreich, sonst würden derartige Äußerungen bei solchen Gesängen nicht fallen! Oder zeigt dies lediglich den psychischen Zustand des Kerns dieser Bewegung in der Bevölkerung, was allerdings auch nicht viel unbedenklicher ist! Und, welchen Zar meinten da diese irren Fußballfans? – Etwa Zar Putin?
Für mich ist dies einfach ein Haufen gänzlich Verrückter!
(2018-06-24)
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