Frankfurt, Dienstag, 23.6.2020 12:50 Uhr:
Stehe gerade an der Heißen Theke im Supermarkt, um mir für die Mittagspause eine Kleinigkeit zum Essen zu kaufen.
Muss aber relativ lange warten. Denn neben mir bedient die Verkäuferin gerade den Pensionisten aus Dresden, den Mann der beiden, welche bisher stets an ihrem Stammplatz beim Bäcker vorne saßen. Die Verkäuferin dürfte ihm allerdings dabei klargemacht haben, jedenfalls sprachen sie darüber, dass es äußerst störend für die anderen Kunden im Markt sein, wenn beide, Rentner, beinahe jeden Tag zu Mittag an ihrem Stammplatz bei der Bäckerei sitzen würden, denn dadurch ginge anderen Gästen eben auch Platz, gar ein ganzer Tisch verloren.
Er meinte darauf, ihm würde dies nicht auffallen, da er eben Rentner sei! Lacht dabei auch noch.
Heute ist er auch allein unterwegs und kauft auch tatsächlich im Markt ein. Gar für eine ganze Jause. Sonst lief er nur durch den Markt, holte sich Servietten, Zeitschriften, oder sonst Kleinigkeiten und saß danach mit seiner Frau am Stammplatz beim Bäcker. Heute hingegen kauft er nur ein.
Als ich danach vor dem Markt auf der Bank saß, sah ich ihn auch noch, wie er mit seinem Einkauf in der Tiefgarage verschwand.
Offensichtlich wurde es ihnen tatsächlich klargemacht, dass dies, ihre Art Mittag beim Bäcker zu verbringen, für andere Kunden störend ist.
Allerdings fiel überhaupt kein Wort darüber, dass sie, beide ja offensichtlich mindestens mit dem Staatsapparat in der DDR eng verbunden, hier auch stets ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Nachspionieren von ihnen unangenehmen Mitbürgern, nachgekommen sind. Dabei aber auch ihre Fans anzogen, wobei einer die Frau gar einmal als „wahre Größe” in dem, was sie macht, bezeichnete. Stasi spielen, um es auszusprechen! – Als gäbe es dies einfach nicht.
Mich jedenfalls hat gerade dies stets am meisten gestört!