Salzburg, Donnerstag, der 11. September 2003:
Den ganzen Vormittag über saß ich auf meinem Arbeitsplatz und beschäftigte mich mit der Abrechnung für diese Raststätte an der Inntalautobahn in Tirol. Obwohl eigentlich dafür bei weitem nicht solch ein Aufwand notwendig gewesen wäre, aber mit irgendetwas musste ich mich ja in der Arbeit beschäftigen, um nicht sonst einfach nur doof auf meinem Arbeitsplatz zu sitzen, denn etwas anderes, eine andere Aufgabe hatte ich eben nicht. Wobei, auch diese Aufgabe mit Abrechnung schien schon wieder einzuschlafen, denn Herrmann St. hatte sich seit Donnerstag der Vorwoche nicht mehr blicken lassen und auch sonst war darüber nichts mehr zu hören.
Mittags, wie üblich, meist punkt zwölf Uhr, ging ich in den Supermarkt im gleich neben dem Betriebsgebäude liegenden Einkaufszentrum – der Shopping City Alpenstraße – um mir dort eine Kleinigkeit zu essen zu kaufen, diese mitzunehmen und dann auf meinem Arbeitsplatz zu essen. Als ich nun an meinen Arbeitsplatz zurückkam, klingelte plötzlich mein Mobiltelefon, welches ich noch vor Mittag zum Aufladen des Akkus auf die Fensterbank, neben meinem Arbeitsplatzgelegt hatte. Allerdings war die Rufnummer des Anrufers unterdrückt, sodass ich nicht erkennen konnte, wer mich da um die Mittagszeit, gleich als ich mich an meinen Arbeitsplatz setzte, anrief. Aber wer war dran? – Diese „Silly“. Sie klang regelrecht aufgelöst. Mir war sogar vorgekommen, sie hätte dabei geheult und wäre bei diesem Anruf mit dem Auto unterwegs gewesen. Jedenfalls waren im Hintergrund immer wieder fahrende Autos zu hören.
Nun meldete sie sich, fing allerdings danach gleich davon an, mir erzählen zu wollen, sie hätte überhaupt nie etwas von mir wollen und sie verstünde überhaupt nicht, warum ich ihr deshalb, noch dazu ins Haus ihrer Eltern eine Mail geschrieben hätte. Daher dachte ich mir, meine Mail vom Sonntagmorgen hätte wohl doch einen Erfolg gehabt, denn anders wäre dies nun nicht zustande gekommen. Aber sie brachte eigentlich überhaupt nichts anderes heraus, als, sie hätte niemals von mir etwas gewollt und dergleichen. Worauf ich ihr sagte, dies mag schon sein, wäre auch so in Ordnung, es sähe lediglich nun stets, wenn ich sie im Lokal des „verrückten Wirtes“ sehen würde, gänzlich anders aus. Zudem, ich höre darüber auch stets etwas ganz anderes und dieser Zustand wäre nicht mehr zu ertragen. Immer wieder fing sie dabei an, sie hätte niemals etwas von mir gewollt. Wobei sich dabei ihr, so empfand ich es jedenfalls, Geheule schon etwas seltsam anhörte und eigentlich etwas anderes vermuten ließ. Daher dachte ich mir, vielleicht hat sie es nun kapiert, was sie hier tat.
Allerdings wollte ich mit ihr darüber in der Arbeit, neben all den Kollegen, nun überhaupt nicht sprechen. Daher bat ich sie, darüber zu telefonieren, wenn ich zu Hause bin und ich darüber besser sprechen könnte. Ich glaube, ich hatte ihr ganze fünf Mal vorgeschlagen, darüber zu telefonieren, wenn ich zu Hause bin, allerdings wollte sie dies überhaut nicht akzeptieren, bis sie dann endlich einsah, dies wäre wohl doch besser so und auf meinen Vorschlag, Tags darauf, am Freitagnachmittag, um halb drei Uhr, denn ich sagte ihr, ab zwei wäre ich auf jeden Fall zu Hause, einging. Dabei bestand sie allerdings darauf, dass sie mich anrufen würde. Wobei, ich hätte sie ja gar nicht anrufen können, hatte ich doch keine Nummer von ihr und die Rufnummer bei diesem Telefonat war unterdrückt.
Sie klang bei diesem Telefonat derart aufgelöst und, wie gesagt, ich hatte den Eindruck, sie heulte dabei sogar, zudem fand ich es doch etwas seltsam, dass sie mich dabei nicht von zu Hause aus anrief, sondern unterwegs aus dem Auto, sodass ich mir dachte, sie hätte es nun vielleicht eingesehen, was sie hier tat und möchte dies nun bereinigen. Was ich ja schon einmal als einen sehr guten Ansatz empfand, denn so wie dies bisher war, konnte es einfach nicht mehr weitergehen. Mir ing das ganze Theater längst zum Hals heraus. – Und da war dann nun auch noch der Vorfall von vergangenem Samstag in der Nacht, als ich zum ersten Mal in meinem Leben aus einem Lokal hinausgeworfen wurde. Dies auch nur ihretwegen! Aber ich ging nun fest davon aus, sie hätte es eingesehen, dass dieses seltsame Irgendetwas zwischen uns beiden so nicht weitergehen könnte.
Mir gegenüber saß mein Kollege Richard B., welcher das ganze aufmerksam mitverfolgte und als das Telefonat nach nur wenigen Minuten wieder zu Ende war, stand er sofort auf, ging zur Bürotür hinaus, meinte zur Kollegin Andrea H., welche am Empfang saß,
„jetzt hat sie ihn angerufen!“
Und er verschwand für beinahe eine ganze Stunde im Büro, wovon er erst nach einer guten Stunde wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehrte.
Jetzt hatte Richard B. scheinbar richtig etwas zu erzählen! – Dies war auch der Grund, warum ich mit ihr in der Arbeit nicht sprechen wollte.
Mir war dies nun allerdings egal, denn ich war nun froh, endlich dies mit „Silly“ klären zu können, auch wenn ich darauf angewiesen war, dass sie mich anrufen würde. Daher dachte ich mir, kläre das jetzt mit ihr, besprich das, und wenn sie sich dann wieder seltsam benimmt, dann gebe ihr einfach einen Tritt in den Allerwertesten!
(2019-10-31)