Salzburg, Dienstag, der 9. September 2003:
Nachdem es Tags zuvor in der Arbeit richtiggehend ruhig war, ja regelrecht auffällig ruhig gewesen war, ging ich an diesem Tag schon wieder frohen Mutes in die Arbeit, denn es schien so, als wäre nicht viel mehr geschehen, als dann ich des Lokals des „verrückten Wirtes“ verwiesen wurde, mit dem Hinweis, dieses nie wieder zu betreten, was mich ohnedies nicht weiter störte, denn ich wollte ohnehin schon lange nicht mehr dieses Lokal betreten und mit den Leuten von dort, den Stammgästen, diesen „Insidern“, wie ich sie früher immer bezeichnete, schon gar nichts mehr zu tun haben.
Auch außerhalb der Arbeit war es nun regelrecht auffällig ruhig geworden. Es war über diese Angelegenheit überhaupt nichts mehr zu hören gewesen, als wäre in den vergangenen dreieinhalb Jahren überhaupt nichts gewesen. Und ich dachte mir schon, all die Tratschtanten würden sich nun über mich die Mäuler zerreißen und ich zum Gespött der Leute werden. Aber es war gar nichts! – Überhaupt nichts zu vernehmen über diese unsägliche Angelegenheit mit dieser „Silly“.
Doch dann, als ich am Morgen in der Arbeit saß, gegen neun Uhr, ich die Kollegen, welche nacheinander das Büro betraten, mich sonst immer sofort im Blick hatten, beinahe schon gar nichts mehr registrierte, betraten Beatrix L., die kaufmännische Leiterin des Betriebs, und Michael B., der Betriebsrat, das Büro. Beatrix L. sah mich beinahe entsetzt an und meinte dann zu Michael B.,
„gel, das stimmt aber nicht, dass der das geworden wäre!“
Doch Michael B. meinte darauf zu ihr,
„doch! Der wird der Neue, wenn er die noch kriegt! – Frag‘ den Karl! Das ist immer noch so!“
Und er deutete dabei mit seinem Kopf in eine Richtung im Büro, in welcher, außer einem Besprechungsraum, nur mehr das Büro von Karl P. lag.
Nun saß ich auf meinem Arbeitsplatz, zuckte beinahe zusammen und dachte mir, gibt es das? Die sind tatsächlich der Meinung, dieses Gerücht, ich würde in diesem Betrieb der neue Geschäftsführer werden, würde stimmen und nun wäre dies sogar davon abhängig gemacht worden, ob ich „die“, und damit konnte nur diese „Silly“ gemeint sein, noch „kriegen“ würde! Eine andere Erklärung hatte ich nicht für diese Situation. Also noch verrückter kann man nun wirklich nicht mehr sein, war ich der Meinung.
Dann gingen beide an ihre Arbeitsplätze. Und nun war zu beobachten, wie ein Kollege nach dem anderen, der der Meinung war, in diesem Betrieb, abseits der Geschäftsführung, etwas zu sagen hätte, Richtung des Büros von Karl P. pilgerte und dann teils verwundert, teils regelrecht entsetzt, manche auch gänzlich nachdenklich oder ungläubig wieder zurück an ihre Arbeitsplätze gingen. Karl P. schien an diesem Morgen schon früher im Büro gewesen zu sein, denn er fiel mir gar nicht auf. Aber im Büro musste er gewesen sein, denn am späteren Vormittag verließ er dann das Büro, nicht ohne mich dabei noch mit einem seltsamen Grinsen zu bedenken.
Nun wurde ich allerdings richtig nachdenklich. Denn nun, egal ob dieses Gerücht nun stimmt, oder nicht, wurde mir einiges klar. Daher spitzte ich wieder meine Ohren. Aber es blieb um diese ganze Angelegenheit einfach still. Es herrschte sonst, abgesehen von dieser Situation mit Beatrix L. und Michael B. an diesem Morgen, Totenstille darüber, als wäre überhaupt nie etwas geschehen!
(2019-10-31)