Unterach, Sonntag, der 7. September 2003:
Besonders viel Schlaf bekam ich allerdings nicht mehr an diesem Tag – denn Nacht konnte man ja längst nicht mehr sagen. Schon vor Mittag war ich wieder aufgestanden. Wirklich schlafen konnte ich einfach nicht. Denn, nun hatte ich ja nicht nur das Problem, diese Angelegenheit mit „Silly“ nicht mehr klären zu können, zumindest nicht auf direktem Weg, sondern ich befürchtete auch, dies könnte nicht nur bedeuten, dass ich aus dem Lokal des „verrückten Wirtes“ hinausgeworfen wurde, ich könnte nun auch aus der Firma hinausgeworfen werden. Nicht umsonst hatte ich mich doch bis Freitag von diesem Lokal ferngehalten, da ich befürchtete, in der VA Tech würden manche auch nur die kleinste Gelegenheit nützen, um mich aus dem Unternehmen werfen zu lassen – und eben nur der geringste Vorfall in diesem Lokal des „verrückten Wirtes“ könnte für sie der Anlass dafür sein, mich sofort zu kündigen. – Dabei wollte ich dies am Vorabend eigentlich nur endlich erledigen, damit hier nichts mehr sein könnte, was auch nur irgendjemanden stören könnte. Dafür wollte ich eigentlich diese augenscheinliche „Zutraulichkeit“ von „Silly“ nützen. Nun ging das ganze ganz anders aus, als ich dies erhofft hatte.
Daher dachte ich mir, um mich etwas abzulenken, fahre ich erst einmal auf mein Grundstück, etwas außerhalb des Ortszentrums, gehe dort in die darauf befindliche Hütte, dort hatte sich ja mein Vater noch eine kleine Stube eingerichtet und entspanne mich erst einmal ein wenig. Danach wollte ich auch noch, wie ich dies sonst auch immer wieder in ähnlichen Situationen tat, in die Natur gehen. Was dort bedeutete, ich wollte über einen Wanderweg, gleich oberhalb des Dorfes, der vom Bereich des Attersees bis zum Mondsee verläuft, dem Viktor Kaplan Weg, entlang spazieren – wandern kann man dies ja in solch einem Fall nicht nennen. Ein Weg, welchen ich früher öfters dafür nützte, um etwas Laufen zu gehen. Sonst fuhr ich zu meiner Hütte am Grundstück stets mit dem Fahrrad hoch. Aber daran war an diesem Tag nicht zu denken. Denn dazu hatte ich einfach zu wenig Schlaf hinter mir.
Also ging ich zu meinem Auto, welches ich, wie immer, im Bereich des Strandbades geparkt hatte, um damit zu meiner Hütte zu fahren. Dort entdeckte ich, dass ich in der Früh, als ich dort angekommen war, mein Mobiltelefon im Auto liegen lassen hatte. Und als ich mir mein Mobiltelefon näher ansah, bemerkte ich, dass ich mehrere Anrufe erhalten hatte, wobei allerdings keine Telefonnummer angezeigt wurde. Daher ging ich davon aus, dies könnte durchaus mit meiner Mail, welche ich am frühen Morgen versendet hatte, zu tun haben. Weshalb ich eigentlich zufrieden war, denn daraus schloss ich, meine Mail wäre auch genau dort angekommen, wo ich sie haben wollte.
Zudem waren einige Sprachnachrichten auf meiner Mobilbox angezeigt. Aber als ich mir die anhören wollte, befanden sich darauf keine wirklichen Sprachnachrichten, sondern nur Geräusche, welche man von Störsendern am Radio, noch aus der Zeit in den 1980er Jahren, kannte. Mehr als zweieinhalb Stunden mit Aufzeichnungen solcher Störgeräusche befanden sich auf meiner Mobilbox und keine einzige Sprachnachricht. Der gesamte Speicher war voll. Und ich hatte zu tun, all diese unzähligen einzelnen Aufzeichnungen mit diesen seltsamen Geräuschen wieder zu löschen, damit ich meine Mobilbox wieder benützen konnte.
Während ich in meinem Auto saß, mir diese „Nachrichten“ auf meinem Mobiltelefon anhörte und versuchte, all diese wieder zu löschen, fiel mir auf, dass immer wieder Autos die Badstraße entlangfuhren, kurz anhielten und dann wieder weiterfuhren. Schon am Morgen, als ich noch im Büro saß und meine Mail tippte, war mir aufgefallen, dass immer wieder Autos dies Straße lang fuhren – man sieht vom Büro aus direkt auf die Hauptstraße durch den Ort – welche ich eigentlich nur von dieser Kneipe des „verrückten Wirtes“ her kenne.
Als dies war schon mehr als seltsam – beinahe unheimlich! Wobei, es kommt durchaus öfters vor, dass seltsame Gestalten mit ihren Autos wirr umherfahren und dabei doof in die Gegend starren, aber dass jemand stundenlange Störgeräusche auf eine Mobilbox spielen kann, ohne dabei das Mikrofon eines Telefons zu benützen, diese Möglichkeit hat nicht gerade jeder! Ich jedenfalls hätte überhaupt keine Idee, wie ich dies bewerkstelligen sollte!
(2019-10-30)