Salzburg, Dienstag, der 19. August 2003:
Seitdem ich von der Projektsteuerung bei diesem Projekt in Linz, der „NVD“, eine Abfuhr erhalten hatte, als ich am 8. August angefragt hatte, ob ich nicht doch noch bei diesem Projekt weiterarbeiten könnte, hoffte ich, wenigstens für das Büro, in welchem ich zuvor gearbeitet hatte, bei der Neuerstellung des Leistungsverzeichnisses mitarbeiten zu können, so wie ich an meinem letzten Arbeitstag darum gebeten wurde, dafür zur Verfügung zu stehen, um mir wenigstens dabei etwas Geld dazuverdienen zu können, denn mein Gehalt, welches ich nun bei VA Tech verdiente, reichte zudem auch nur, um meine laufenden Kosten abzudecken, aber es meldete sich einfach niemand bei mir.
Ich hatte es beinahe schon aufgegeben und mir gedacht, auch dies wäre nur ein Schönreden dessen gewesen, was man mit mir hier tatsächlich vorhat, um mir nicht alles sofort klarzumachen. Ich war auch schon hier der Meinung, ich wäre einfach nur reingelegt worden und niemand hätte tatsächlich je vorgehabt, dass ich hierfür noch zur Verfügung stehen sollte. Aber dann, am frühen Nachmittag, klingelte plötzlich mein privates Mobiltelefon und mein ehemaliger Kollege Stephan K., einer der beiden jungen Kollegen, welche noch gar nicht solange in diesem Büro arbeiteten, war am Apparat und meinte, er uns seine Kollegen wären nur daran, das Leistungsverzeichnis neu zu erstellen und hätten dazu an mich nun eine Frage. Er meinte, in meiner Ausschreibung wäre eine Position gewesen, welche einen sehr hohen Betrag im Angebot der Bieter bei deren Angeboten ausgemacht hätte, niemand allerdings so recht wusste, worum es sich dabei handeln könnte. Er sagte wörtlich am Telefon,
„da gibt es eine Position, die heißt Ko…, Ko…, Komm…, Kompensationsleiter! – Weißt Du, worum es sich dabei handelt? Die ist in jeder Obergruppe mit der gleichen Länge vorhanden, wie der jeweilige Tunnelabschnitt, aber niemand weiß, wofür die notwendig ist.“
Besonders überrascht hat mich diese Frage nicht, denn als ich noch selbst bei diesem Projekt arbeitete, hatte es solch, oder eine ähnliche Frage zu diesem Kompensationsleiter relativ häufig gegeben. Wobei, wenn man es einmal erklärt bekommt, sofern man nicht mit Bahntechnik zu tun hat, ist dies relativ leicht zu verstehen. Deshalb habe ich ihm dies auch gleich ausführlich erklärt, auch um zu zeigen, dass ich dabei auch immer noch voll bei der Sache wäre, in der Hoffnung, von nun an öfters mit ihm, oder den ehemaligen Kollegen wegen dieses Projektes zu tun zu haben.
Während ich nun mit Stephan K. telefonierte, saß Harald Z. an seinem Arbeitsplatz und lauschte aufmerksam, wie ich meinem ehemaligen Kollegen den Kompensationsleiter erklärte. Kaum war das Gespräch beendet und mein ehemaliger Kollege auch noch meinte, er würde sich wohl nun noch öfters bei mir melden, sprang Harald Z. plötzlich von seinem Platz auf, ging zur Tür hinaus und meinte dabei einfach,
„das verstehe ich nicht!“
Wobei er regelrecht vorwurfsvoll klang, als könnte er es überhaupt nicht verstehen, weshalb ich nun meinem ehemaligen Kollegen den Kompensationsleiter so ausführlich erklärt hatte.
Allerdings konnte auch ich nicht verstehen, weshalb er dies offensichtlich nicht verstehen konnte, denn schließlich hielt ich mich mittlerweile an jedem noch so kleinen Strohhalm fest, um aus meiner aktuellen Situation wieder herauszukommen und dabei kam mir diese Anfrage von meinem ehemaligen Kollegen aus dem Büro, für welches ich zuvor gearbeitet hatte, gerade recht. Hatte ich dabei ja zudem gehofft, wenn ich wenigstens hier noch etwas weiterarbeiten könnte, mit anderen Firmen in Kontakt treten zu können, um mir einen raschen Wechsel in ein anderes Unternehmen zu ermöglichen. Hier bei VA Tech sah ich überhaupt keine Zukunft, denn mehr als an meinem Arbeitsplatz zu sitzen und die Zeit totzuschlagen hatte ich hier nicht zu tun. Und ein Arbeitstag, bei welchen man um acht Uhr zu arbeiten beginnt, allerdings um viertel nach acht bereits zum ersten Mal auf die Uhr blickt, der kann richtig lange sein!
Wenigstens konnte ich nun wieder etwas Hoffnung schöpfen, doch endlich aus dieser nicht zu ertragenden Situation wieder zu entkommen. Auch wenn dies nur darin liegt, mir wenigstens etwas Geld hinzuverdienen zu können.
Noch viel mehr stieg meine Hoffnung, als mich mein ehemaliger Kollege am folgenden Tag vormittags gleich noch einmal anrief und meinte, ob ich denn nicht auch einmal vorbeikommen könnte, denn er hätte noch weitere Fragen, bezüglich der Ausschreibung für die „NVD“ an mich. Worauf ich mit ihm gleich für den nun folgenden Tag vereinbart hatte, am späten Nachmittag im Büro vorbeizukommen und ihnen zu helfen. Gegen siebzehn Uhr wollte ich bei ihnen sein, was ihm auch ganz recht passte, denn er meinte, nun würde es ohnedies beinahe jeden Tag später werden.
(2019-09-04)