„Ja, wegen dem!“
Unterach, Sonntag, der 24. August 2003:
Am letzten Sonntag im August findet jedes Jahr der Kirtag (das Kirchweihfest) in meinem alten Heimatdorf statt. Da sich mein Elternhaus mitten im Dorf befindet und ich noch mit dem Ausräumen der Wohnung meiner Mutter beschäftigt war, kam ich dem Trubel gar nicht aus. Also ging auch ich am frühen Nachmittag aus dem Haus, um mir an der „Schirmbar“ im Dorfzentrum ein Bier zu genehmigen. Mit dem Kellner, welcher diese Bar auf eigene Rechnung betrieb, verstand ich mich relativ gut, daher dachte ich mir, ich genehmige mir bei ihm ein kleines Pils und esse auch dort etwas. Kaum hatte ich mir mein Bier bestellt, holte ich mir auch noch ein Grillhuhn, welche der Wirt der Weinschenke beinahe bei jedem Fest selbst grillt, und setzte mich gleich an den ersten Tisch neben der Schirmbar an der Hauswand, um zu essen.
Ich hatte mein Grillhuhn vielleicht zur Hälfte gegessen, da sah ich, wie die ältere Tochter von Bruno G., jener Bruno G, von dem es fünf Jahre zuvor hieß, er hätte mich der Mafia ausgeliefert, da man mich nicht mochte, beinahe entsetzt von ihrem Platz, direkt am Eingang in das Lokal, an dem sie mit Freunden zusammen saß, aufstand und meinte,
„nein! Jetzt kommt sie auch noch mit dem Kind daher!“
Nun blickte ich auf, um zu sehen, wer denn nun kommen würde. – Es war Eva K. mit ihrem Neugeborenen im Kinderwagen. Sie ging nun Eva K. entgegen und fragte sie ganz entsetzt, beide standen nun direkt vor meinem Tisch, einer dieser Festtagsgarnituren, an dem ich alleine saß,
„warum hast Du denn das gemacht!“
und sah dabei ihr Kind im Kinderwagen an.
Darauf Eva K.,
„ja wegen dem!“
und wandte sich dabei mit dem Kopf in meine Richtung.
Als ich dies hörte, blieb mir fast mein Grillhuhn in der Speiseröhre stecken und der Rest, welchen ich davon schon verzehrt hatte, kam mir beinahe wieder hoch. Das gibt es doch nicht, dachte ich mir, sie wird doch nicht tatsächlich dieses Kind nur deshalb bekommen haben, nur um mir damit zu schaden? Das ist doch unglaublich! Nun war die Angelegenheit ohnedies schon längst dämlich und kindisch genug, da ich eigentlich nie wirklich mit ihr etwas zu tun hatte und nun dies! Ich dachte mir, dies darf einfach nicht wahr sein! Hier zerstören sich einige ihr Leben selbst, nur um anderen damit Schaden zuzufügen.
Mein Hunger war, Gott sei Dank, groß genug, sodass ich mein Grillhuhn zu Ende essen konnte und in meinen Gedanken war ich mittlerweile irgendwo, nur um mich abzulenken, damit mein Hähnchen auch in mir blieb. Als ich endlich fertig war, stellte ich mich wieder an die Bar, trank noch ein kleines Pils und ging danach nach Hause. Der Tag war für mich gelaufen, denn ich konnte es einfach nicht fassen, dass Menschen dazu fähig sein würden!