Mondsee, Donnerstag, der 2. August 2001:
Seit dem 14. Juni, dem Fronleichnamstag, hatte ich mich nun, wie ich es vorhatte, von dem Lokal des „verrückten Wirt“ ferngehalten. Und es geschah, was ich vermutet hatte. Es dauerte nicht lange, da wurde es wieder regelrecht ruhig. Wenig später gefolgt von diversen grinsenden Personen, welche vor meine Nase umherliefen, daher war schnell klar, was nun geschehen sein musste. Diese „Silly“ wird sich wohl einen aus der Mitte der Freunde vom „verrückten Wirt“ „geschnappt“ haben. Na, mir war es egal. Hauptsache es wurde wieder etwas ruhiger. Wobei, wirklich ruhig war es nicht geworden, es hatte sich lediglich etwas gelegt. Dass ich allerdings auch mit meiner anderen Vermutung recht hatte, das wird sich erst zeigen.
Nun, da es mittlerweile August geworden war und ich damals meist die ersten drei Wochen im August Urlaub hatte, wie auch nun, wollte ich einfach wieder einmal in dieses Lokal gehen, nur um zu sehen, was sich nun dort abspielt. Irgendwie wollte ich doch noch etwas von diesem Sommer haben und diesen nur in der Stadt zu verbringen, wo es mittlerweile für mich ähnlich geworden ist, wie in meiner alten Heimat, dazu hatte ich auch keine Lust. Daher war ich immer wieder auch der Suche nach einer Alternative, um nicht ständig angefeindet zu werden und irgendwo an einer Bar alleine herumzustehen. Nun wäre mein Jahresurlaub gekommen, da hätte ich dafür Zeit und auch Lust gehabt. Aber zuerst wollte ich einmal nachsehen, was sich nun hier abspielt.
Daher ging ich am späteren Abend, es dürfte so gegen 23:00 Uhr gewesen sein, in das Lokal des „verrückten Wirtes“. Und ich war regelrecht schockiert. Plötzlich eine ganz andere Stimmung. Zuerst wollte ich noch durch den überdachten Bereich der Terrasse durchhuschen, in der Hoffnung, mich würde niemand von dieser kleinen Bar, gleich am Eingang des Lokals, entdecken. Aber das ging schon einmal nicht. Denn dort waren nur zwei Personen, nämlich diese „Silly“ und ihr neuner. Wie ich es mir dachte. Allerdings wunderte es mich, dass sonst niemand bei ihnen war. Kein einziger Gast, niemand. Zudem wunderte es mich, dass diese kleine Bar überhaupt an einem Wochentag geöffnet war, denn dies gab es zuvor auch nie.
Aber ich ließ beide links liegen und ging gleich durch in das eigentliche Lokal. Wobei es mich zudem wunderte, dass lediglich eine einzige der Terassentüren geöffnet war. Wobei, angesichts der schrecklichen und lauten Musik, welche an diesem Abend gespielt wurde, wunderte mich dies dann doch nicht mehr. Es war, als wäre ich in einer ganz gewöhnlichen, lauten, Kneipe gelandet, mit Gästen, welche man sonst erst gar nicht dort erwarten würde. Nichts mehr von dem Möchtegern Promilokal, sondern eher mehr schummrige Hafenkneipe!
Es dauerte auch nicht lange und ich traf im Lokal jemanden, den ich schon lange kannte. Mit ihm hatte ich mich auch noch darüber unterhalten, wie seltsam sich dieses Lokal nun verändert hatte. Er meinte, dies wäre nun schon die ganze Zeit über so. Auch an Wochenenden. Nicht einmal vorne im Bereich der Terrasse wäre noch viel los gewesen an den letzten Wochenenden. Das wunderte mich zwar ein wenig, hatte der „verrückte Wirt“ doch nun erreicht, was er erreichen wollte. Zudem wollte ich auch sein Lokal nicht mehr besuchen, und auch dies schien ja in seinem Interesse zu sein, daher wäre ich der Meinung gewesen, nun müsste doch alles nach dessen Geschmack laufen.
Vielleicht war es auch dessen Geschmack, allerdings nicht jener der Gäste, welche eigentlich in dieses Lokal üblicherweise gehen möchten. Nun war es eine Kneipe geworden, bei der man den Anschein hatte, bei einigen der Gäste kommen wohl einige Male „lebenslänglich“ zusammen!
Mir reichte, was ich gesehen hatte und nach einem Getränk war ich auch schon wieder verschwunden, mit der Erkenntnis, hier würde ich ohnedies nichts mehr versäumen.
(2019-07-22)