Mondsee, Donnerstag, 14. Juni 2001:
Auch an diesem Abend war ich wieder im Lokal des „verrückten Wirtes“. Und soviel ich mich erinnern kann, fuhr ich auch an diesem Abend direkt von Unterach in dieses Lokal, denn mittlerweile gingen mir diese „feiernden“ Ungestalten mehr als auf den Wecker!
Kaum hatte ich das Lokal betreten, fing mich allerdings schon eine Gruppe von Leuten ab, welche an einem der Stehtische auf der überdachten Terrasse standen, welche ich schon länger kannte. Es dauerte allerdings nicht lange und ich stand allein an diesem Tisch. Als hätte ich es geahnt, man wollte mich eben wieder einmal dumm stehen lassen, denn eine Frau, welche zuvor noch an dem Tisch stand, meinte plötzlich,
„gehen wir rein! Wir wollen jetzt etwas erleben und nicht blöd herumstehen!“
Aber mittlerweile war mir auch dies egal, daher blieb ich einfach stehen und sah mir das Treiben in diesem Lokal an. Ich blieb einfach stehen, so wie ich dies sonst auch immer wieder einmal tue, wenn ich etwas erlebe, was mir gar nicht passt. Aber wenig später kam eine der Frauen, welche zuvor noch bei mir am Tisch standen, wieder zurück zu mir an den Tisch und meinte,
„magst Du nicht mittun! Das macht doch viel mehr Spaß!“
Worauf ich nicht anders konnte, als ihr klar zu sagen,
„nein!“
Wobei ich mich allerdings noch stark zurückhalten musste, denn hätte es all dieses Theater nicht gegeben, hätte ich ihr gesagt, sie soll verschwinden von mir! Als ob ich dabei mitmachen würde, mich selbst vorzuführen, oder dergleichen!
Nun stand ich also an diesem Stehtisch, direkt am Eingang des Lokals, mitten in der mit einer Zeltplane überdachten Terrasse und verfolgte, was sich nun abspielte.
Dabei fiel mir eine etwas ältere Frau auf, welche direkt am Beginn der kleinen Bar stand, an welcher diese „Silly“ arbeitete. Es schien so, als würden sich die beiden äußerst gut kennen, daher nahm ich an, dies wäre ihre Mutter gewesen. Sie blickte immer wieder einmal zu mir herüber, beobachtete mich, wie ich nun allein an diesem Tisch inmitten des Lokals stand und meinte dabei nun zu „Silly“,
„das passt ihm aber gar nicht, was ihr hier jetzt getan habt!“
Worauf diese „Silly“ lediglich mit den Achseln zuckte. Ich mir allerdings dabei dachte, wenn ihr nun dies egal ist, was sich hier abspielt, dann soll sie mich gernhaben! Im Jahr zuvor hatte ich es noch verstanden, als sie es nicht zu verstehen schien, weshalb ich hier derart behandelt werde, denn da war sie erst kurz hier und von jemanden, der von Auswärts kommt, kann man eben nicht erwarten, dass er eventuelle Vorgeschichten kennt, diese auch gleich richtig deuten kann und sein Verhalten diesbezüglich jemandem gegenüber anpasst. Nun hätte sie es allerdings sehr wohl wissen müssen, oder wissen können, war dieses Theater doch mittlerweile derart ausufernd, dass es eigentlich jeder in der Gegend mitbekommen musste. Allerdings schien es ihr egal zu sein.
Daher war mir dies aber nun auch egal und ich dachte mir, gehe einfach einmal für längere Zeit nicht in dieses Lokal. Zudem soll sie sich hier einen neuen Freund suchen, dann wird sie ohnedies bald erkennen müssen, dass hier nichts Gescheites dabei ist. Und selbst wenn doch, dann ist mir dies auch egal. Aber dieses Theater, diese permanenten Anfeindungen gegen mich, und dass wegen ihr, das reichte mir mittlerweile. Wenn es sein muss, dann sitze ich eben den gesamten Rest des Sommers zu Hause, aber dies kann so nicht weiter gehen. Außerdem hätte ich ohnedies nicht mehr gewusst, was ich hier mit ihr anfangen soll. Denn ein gemütlicher Abend mit Freunden, ein nettes Abendessen in einem Restaurant, vielleicht ein Kinobesuch in Salzburg, oder auch nur Baden gehen im See, denn Badeplatz hatte ich ja keinen, das wäre nun ohnedies nicht mehr möglich gewesen, ohne ständig diesen Anfeindungen ausgeliefert zu sein, weshalb ein Zusammenleben hier auch nicht mehr möglich gewesen wäre! – Zumindest für diesen Sommer.
Weshalb nun all dies sein musste, das war mir zwar überhaupt nicht klar, aber als ich da alleine an diesem Tisch stand und all dies mittverfolgte, hatte ich auch Zeit darüber nachzudenken.
Da fielen mir gleich einmal diese feiernden Leute von vergangenem Sonntagabend ein, unter denen sich eben auch diese Denise befand. Bei der ich in den vergangenen Jahren unzählige schwache Abende miterlebt hatte, da sie eben eine etwas frustrierte alleinerziehende Mutter ist, an denen ich eben nie auch nur ansatzweise Interesse zeigte. Dabei war es doch mittlerweile schon wieder so, als wäre ich jemand, der an jedem Finger mindestens drei Frauen umherlaufen hätte, wobei ich davon allerdings vielleicht lediglich eine gute Hand voll wenigstens kannte und von denen ich vielleicht mit drei, vier jemals ein Wort gewechselt hatte. Dass diese Frauen sich darüber freuten, wenn man mich hier derart dumm stehen lässt, darin bestand kein Zweifel.
Aber da waren auch noch diese unzähligen jungen Burschen aus der Gegen, welche sich vielleicht schon unzählige Male um die Gunst einer dieser Frauen bemühten, dabei allerdings verschmäht wurden, welche nun ebenfalls durchaus ein großes Interesse daran hatten, mich hier dumm stehen zu sehen.
Da fiel mir dieser Herbert K. ein, welcher schon an diesem Vormittag im Gastgarten des Restaurants, schräg gegenüber meinem Elternhause ein, welcher lautstark, sodass dies weit und breit zu hören war, schrie, „der kriegt keine mehr!“ Der übrigens der Vater von Eva K. ist, mit welcher ich ein Erlebnis hatte, welches ich überhaupt niemals verstehen würde, hatte ich doch mit ihr binnen eineinhalb Jahren gezählte sieben Male kurz kontakt gehabt, alles zusammen vielleicht einmal eine halbe Stunde lang, welche nun allerdings seit 1999 gegen mich tobt, als wäre ich das Allerletzte. Sich rühmt, mich ebenfalls ausrutschen gelassen zu haben. Wobei ich hier überhaupt nie ein Interesse hatte.
Dieser Herbert K. war allerdings auch als Fraktionschef der Bürgerliste Gemeinderatsmitglied in meinem alten Heimatdorf in dieser Zeit. Damit natürlich auch mit der Angelegenheit um die Umwidmung meines Grundstückes, welches damals noch Gemeinschaftseigentum von meiner Mutter, meinem Bruder und mir war, wobei er sich dabei auch stets hervortat, wahrscheinlich allerdings dabei auch andere Interessen vertrat.
Da gab es noch unzählige andere jüngerer Frauen, welche offensichtlich der Ansicht waren, bei mir wäre etwas zu holen, falls die Umwidmung meines Grundstückes erfolgen würde, wegen meines Desinteresses allerdings nun vielleicht ebenfalls ein Interesse hatten, mich hier dumm stehen zu sehen.
Nicht zu vergessen, all jene, welche eben kein solches Grundstück haben, das umgewidmet werden könnte und daher viel an Wert gewinnen könnte, was durchaus auch so etwas wie Neid entstehen lassen könnte. Nun allerdings, da ich hier derart dumm dastehe, dies vielleicht ein Grund dafür sein könnte, mir dies alleine deshalb schon zu verwehren.
Zudem gab es doch auch eine Unzahl an anderen Personen in meiner alten Heimat, welchen ich einfach ein Dorn im Auge war. Ich einfach der kleine Bruder meines Bruders sein musste, welchen sie gut kannten, mit dem sie vielleicht tun und lassen konnten was sie wollten, nun könnte dies allerdings ganz anders sein, da aufgekommen war, ich bin eben nicht der kleine Bruder meines Bruders, weil eben schon über dreißig Jahre alt.
Da gab es allerdings auch nun in der Arbeit viele, mit welchen ich zusammenarbeitete, zusammenarbeiten musste, bei denen ohnedies schon bei der kleinsten Kleinigkeit Probleme gab, welche nun vielleicht ebenfalls ein vielleicht sogar sehr großes Interesse hatten, mich hier dumm stehen zu wissen, auch wenn ich sie hier kaum antraf. Die sicher nicht zu jenen gehörten, mit welchen man gut und konstruktiv zusammenarbeiten konnte, sondern es ohnedies stets schwierig war. Mich vielleicht stets als unangenehmen Konkurrenten sahen, den sie damit loswerden konnten.
Wer weiß, wie viele sonst noch glaubten Gründe dafür zu haben, mich hier nun dumm dastehen zu sehen, oder auch nur zu wissen. Gründe, welche sonst vielleicht niemals der Rede wert gewesen wären, oder längst schon vergangen und vergessen wären, nun allerdings, durch dieses Theater wiederaufkamen und sie glaubten, hier vielleicht doch noch eine offene Rechnung begleichen zu können.
Nun gab es eben jemanden in der Person des „verrückten Wirtes“, welcher ihnen damit die Möglichkeit dazu gab. Kurzum, er sich damit gleichgesinnte suchte und offensichtlich auch rasch fand. Er hatte eben all dies zuvor erwähnte und vielleicht, auch noch viel mehr, in einen Topf zusammengeworfen, kräftig umgerührt und nun meinte, überall die Zügel in der Hand zu haben und all denen ihre Wünsche und Hoffnungen damit zu erfüllen.
Zudem hatte er sich ja auch noch mit einen homosexuellen Bordellbetreiber aus Salzburg eingelassen, welcher ihm nun die Möglichkeit gab, hier in diesem Lokal Geschäftsführer zu sein. Dieses Lokal bot ihm natürlich die ideale Bühne für dieses Intrigenspiel, um damit Gleichgesinnte anzuziehen. Dazu kam eben auch noch die Verbindung zu diesem Bordell in Salzburg, welches ja gleich zu einer ganzen Bodellkette gehört.
Da war allerdings an diesem Abend noch ein Mann in diesem Lokal, welcher mir besonders auffiel – Georg Sch. – ein Unikum in meinem alten Heimatdorf. Er könnte längst in Pension sein, betreibt dort allerdings ein Buffet eines öffentlichen Badeplatzes des Landes, welches allerdings mehr ein Buffet der danebenliegenden Tennisplätze ist. Seine jüngeren Töchter, auch wenige Jahre jünger als ich, lebt in Mondsee. Die war allerdings an diesem Abend hier nicht anwesend. Eigentlich würde er längst nicht mehr in solch ein Lokal passen, aber es kamen immer wieder diverse Personen in dieses Lokal, daher war dies nichts Ungewöhnliches. All dies eigentlich nichts Besonderes, wäre da nicht diese Aussage gewesen, als er vom Inneren des Lokals kam und ihn dann, beinahe neben mir, jemand aufhielt und er zu diesem Mann, auf die Frage, was er denn hier suchen würde, sagte, bevor er mich mit argwöhnischem Blick ansah und das Lokal verließ,
„ich habe ihnen gesagt, sie sollen es jetzt nicht übertreiben, denn sonst fällt es auf, was wir hier tun! – Bei uns laufen nämlich schon Leute umher, welche schauen, was wir da tun!“
Manchmal ist es nur eine kleine Aussage, welche große Bedeutung erlangt, hier war es nicht nur dies, sondern die Aussage, „was wir hier tun!“ Denn er ist bekannt dafür, stolz darauf zu sein einer der eifrigsten Bordellgänger in meinem alten Heimatdort zu sein und prahlt regelrecht damit, welche toller Hecht er denn dort wäre. Dabei ist er allerdings Stammgast jenes Bordells, von welchem mit doch zwei Jahre zuvor Andreas M., der Wirt der Weinschänke im Dorf, erklärte, was dieser „Nokia Club“ sei. Georg Sch. Ist dabei sicher keine wesentliche Person, allerdings dieses „wir“ störte mich dabei. Denn er kennt dies auf jeden Fall. Etwas anderes braucht er mir erst gar nicht erzählen. Und als Wirt dieses „Tennis Buffets“ hatte er natürlich auch besten Zugang zu einem Herbert K. zum Beispiel, welcher doch einer der eifrigsten Tennisspieler im Dorf ist. Oder aber auch einem Bruno G., von dem doch meine Nachbarin im Dorf meinte, er hätte mich der „Mafia“ ausgeliefert. Für mich schloss sich hier ganz einfach der Kreis. Dazu kam auch noch, dass der neue Eigentümer dieses Lokals vom „verrückten Wirt“ ebenfalls ein Bordellbetreiber ist.
Für mich war, ab diesem Zeitpunkt, all dies ein einziges Unding! Ich konnte eigentlich gar nicht mehr anders, als dies so zu sehen. Daher hatte ich mir vorgenommen, damit und mit niemandem davon etwas zu tun haben zu wollen und mich davon fernzuhalten, denn hier konnte etwas nicht stimmen. Niemand macht so etwas nur aus Spaß. Oder weil er jemanden eins auswischen will. Hier musste einfach etwas dahinterstecken und mit diesem Theater hatte man einfach versucht, eine Menge an Gleichgesinnter dazugewinnen zu können. Zudem, so sah ich es, wollte sich damit der „verrückte Wirt“ damit emporschwingen, mit dem Vorsatz, er würde damit alle Zügel in die Hand bekommen und zieht ab nun dabei die Fäden! Was sie damit alles vorhaben werden, oder vielleicht ohnedies schon längst tun, das wusste ich allerdings damals noch nicht. Mir war nur klar, ich will damit keinesfalls etwas zu tun haben!
Nun hatte es allerdings an diesem Abend den Anschein, als hätte diese „Silly“ doch absichtlich bei diesem Intrigenspiel mitgewirkt, wenn auch, wovon ich immer noch überzeugt war, nicht in vollem Wissen darüber, was der „verrückte Wirt“ hier tut, daher war mir nun egal, wie dies mit ihr weitergehen würde. Zudem war da noch dieses Achselzucken, als offensichtlich ihre Mutter meinte, „das passt ihm aber gar nicht, was ihr hier jetzt getan habt!“, daher wollte ich für längere Zeit nicht mehr in dieses Lokal gehen, auch mit ihr nichts zu tun haben, fall sie tatsächlich mit dabei ist, denn dann würde sich hoffentlich wenigstens dieses Theater wieder etwas legen.
Wenn es allerdings eines gibt, was ich bis heute nicht verstehen kann, dann ist es dies, wie können sich derart viele Personen dessen rühmen, was in diesen vier Wochen im Mai geschehen ist, denn dafür waren gerade mal zwei Personen erforderlich – „Silly“ und dieser „Verrückte Wirt“! Daneben gibt es vielleicht noch eine Hand voll Personen, welche darüber bescheid wussten, der Rest redet über etwas, womit er überhaupt nichts zu tun hatte. Denn diese „Silly“ hätte nur einfach damit aufhören müssen, mich ständig anlaufen zu lassen, dann hätte dieses Intrigenspiel niemals funktioniert. Und ich bin immer noch davon überzeugt, sie wusste damals nicht, wobei sie hier mitwirkt, denn diesen dafür notwendigen abgebrühten Eindruck erweckte sie bei mir nicht. Und wie sich noch herausstellen wird, war sie auch nicht so abgebrüht.
(2019-07-20)