Aschaffenburg, Dienstag, 17.4.2019 17:00 Uhr:
Seit Frankfurt sitzt ein Mann neben mir am Platz im ICE 226 nach Wien. Er hat ebenfalls bis Wien seinen Platz reserviert.
Kaum am Platz angekommen, beginnt er sein „Wohnzimmer“ einzurichten, packt seine Trinkflasche aus und stellt diese ganz provokant am Sitz ab, zuvor wirft er noch seine Zeitung „Die Zeit“, welche er sich offensichtlich als Gratisausgabe am Hauptbahnhof geholt hat, auf den Sitzplatz. Kaum hatte er sich hingesetzt, beginnt er mit seinem rechten Ellenbogen um die Sitzlehne zu kämpfen! Immer wieder versuchte er meinen Arn von der Lehne wegzudrücken. Kurz nach Hanau kam die Zugchefin und kontrollierte die Fahrkarten. Ich nahm mein Mobiltelefon ganz vorsichtig aus der linken Jackentasche, um nur ja nicht meinen Arm von der Lehne nehmen zu müssen, zeigte mein Ticket und steckte das Mobiltelefon, so vorsichtig wie zuvor, wieder wieder in die Jackentasche. Dann er,
„T‘schuldigung! – T‘schuldigung!“
Seinem Akzent nach ein Osteuropäer. Er hätte scheinbar die Fahrkartenkontrolle genützt, um die Lehne endlich zu erobern, aber das gelang nicht. Daher begann er mir zu erklären, er könnte so nicht sitzen. Er bräuchte den hinteren Teil der Lehne, da er ja auch größer sei als ich. Worauf ich ihm erklärt habe, wenn er so weiter machen würde, dann käme es noch so weit, dass er mit mir zu boxen anfangen würde, nur weil er die Lehne haben möchte. Darum habe ich ihm erklärt, ich sei eben schon am Platz gesessen, als er gekommen war und die Sitzreihe eben nur eine mittlere Lehne habe, daher werde er sich damit abfinden müssen zu bekommen, was übrig ist von der Lehne. Schließlich könnte man ja auch ohne Lehne am Platz sitzen. Aber er scheinbar nicht. Daher meinte er, nachdem er mich zu beschimpfen begann,
„das ist unvernünftig!“
Zog aber gleich wieder zurück, als ich ihn böse anblickte. Er hörte allerdings nicht auf, mich zu beschimpfen. Daher habe ich ihm gesagt, er muss sich eben heute damit abfinden, dass er die Lehne nicht bekommen wird. Er könne auch gerne die ganze Fahrt über so weiter machen, er würde sie trotzdem nicht erhalten. Aber er wollte immer noch nicht aufgeben und beschimpfte mich weiter. Daher habe ich ihm gesagt, er könnte tun was er wollte, er bekäme die Lehne nicht und jetzt Ende der Diskussion.
Da blickte er sich hilfesuchend um, aber niemand reagierte auf ihn. Nun zog er aufgeregt seinen Laptop aus der Tasche und begann darauf wild zu tippen, schluchzte allerdings nach einiger Zeit. Ich blickte einmal kurz zu ihm rüber, was er denn da schreiben würde, er grinste dabei lediglich, als wollte er mir sagen, Dir werde ich es schon zeigen. Genauso hämisch grinste er schon, als er mit mir zu sprechen begann.
Leider habe ich nicht erkennen können, was er da auf seinem Laptop geschrieben hatte.
Kurz nach Aschaffenburg hat er dann offensichtlich eingesehen, dass er sich wohl besser einen anderen Platz suchen sollte.
Widerlich der Typ. Hatte auch noch ein Foto davon gemacht, wie „wohnlich“ er sich eingerichtet hatte und wieviel Platz er für sich beanspruchen wollte.
Als er dann endlich weg war, meinte ein Mann neben mir in der Sitzreihe,
„was sollen wir nur tun, die wollen den jetzt ganz weg haben, aber der geht ihnen einfach nicht!“
Was mag dies wohl für ein Schwachkopf sein …