Wien, Samstag, 14.8.2021 15:45 Uhr:
Nun ist gerade genau das passiert, was ich seit Wochen fürchte.
Ging um 14:30 Uhr noch Zigaretten kaufen, da ich Vormittag vergessen habe, bzw. vor dem Fernseher eingeschlafen bin. Daher musste ich nun zur U-Bahn-Station Volkstheater vorgehen, denn die Trafiken in der Umgebung haben sonst alle am Samstag nachmittags geschlossen.
Am Rückweg dachte ich mir, ich könnte eigentlich noch auf einen Kaffee gehen. Aber ich hatte außer meiner Geldtasche nichts dabei. Zudem bin ich gerade auch nicht getestet. Das hätte ich zwar heute auch noch tun können, aber da ich am Montag wieder nach Frankfurt fahren muss, dafür ein gültiges, also nicht älter als 48 Stunden altes Testergebnis benötige, werde ich dies erst morgen tun, da dies sonst am Montagnachmittag nicht mehr gültig wäre. Somit blieb mir fast nichts anderes übrig, als illegal (!) ins Kaffee zu gehen. Wenn ein Testergebnis von mir verlangt wird, dann geh ich eben einfach wieder.
Bisher wurde ich dort allerdings noch nie um ein Testergebnis, oder ein gültiges Impfzertifikat gefragt, daher dachte ich mir, dies wird wohl diesmal auch nicht verlangt werden. Doch denkste! Kaum setzte ich mich auf einen freien Tisch, ohnedies skeptisch, ob ich das überhaupt tun soll und nicht besser gleich wieder nach Hause gehe, wurde ich auch schon von der neuen Kellnerin im Café nach einem gültigen Impfausweis gefragt. Worauf ich ihr erklärt habe, dass ich heute nichts mit hätte als meine Geldtasche, da ich nur schnell Zigaretten kaufen wollte. Worauf sie dies dabei belassen hatte. Hatte ihr auch noch gesagt, sonst würde ich wieder gehen, wenn darauf bestanden werden würde.
Doch kaum verschwand sie im Lokal, hörte ich von dort eine Frauenstimme, die da meinte,
„das passt schon bei ihm. – Wennst den wieder weg schicktst, dann kommt der nie wieder. Das hat der bei den anderen auch schon gemacht. – Der boykottiert das total, was sie da jetzt vor haben. Dass sie die Leute alle durchorganisieren wollen. “
Wobei, diese Situation hatte ich bisher noch nie. Allerdings schon vielfach befürchtet, dass es dazu kommen wird.
Aber genau das ist es, was mich an diesen 3G-Regeln so sehr stört. Denn es ermöglicht Subjektivität der Gastronomen, wie bisher nie gekannt. Denn wenn ein Gastronom einen nicht mag, dann verlangt er ebenso ein Zertifikat, und wenn dann derjenige das nicht vorweisen kann, dann hat der Gastronom ganz einfach die Möglichkeit, diesen Gast abzuweisen, wegzuschicken! Gleich daneben sitzt ein anderer Gast, der ebenfalls kein gültiges Zertifikat hat, wird aber erst gar nicht kontrolliert, weil der Gastronom ihm gut gesonnen ist!
Aber wenn ich das schon höre, „sie” wollen die Leute „durchorganisieren”! Was für eine Verharmlosung. Was für ein Schwachsinn. Das ist nichts anderes, als die „Leute” gleichzuschalten! In ein System hineinzuzwingen! Und das hatten wir schon einmal!
Zudem, wenn die derzeit geltenden Regeln unbedingt eingehalten werden sollen, dann aber auch alle! Denn registrieren musste ich mich nicht!
Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte, hörte ich, wie die Kellnerin hinter mir kassierte. Also bezahlte ich auch gleich. Doch die Kellnerin ging zuerst hinein, um meinen Kassenbon zu holen. Nun wollte ich einen Scherz ablassen, als sie mich dann doch kassierte, und meinte, ich gehe lieber nach Hause, bevor ich auch noch verhaftet werde. Aber das hat sie gar nicht interessiert, vielleicht auch gar nicht verstanden. Sondern einfach nur für meine Melange, die eigentlich 3,80 kostet, auf meinen Fünfer nur einen Euro herausgegeben …
Als ich nun nach Hause gekommen bin, dringst sich ein junger Mann an der Haustür vor. Als ich ihn etwas skeptisch angesehen habe, zeigte er mir den Hausschlüssel, weil er nun wahrscheinlich dachte, ich meine, er wäre eine hausfremde Person. Aber ich kannte ihn schon. Es ist der, was auch immer, junge Mann, welcher öfters bei meiner Nachbarin ein und aus geht. Als ich dann durch die Haustüre durchgegangen bin, ließ er sich extra zurückfallen und ging ganz langsam, tippe am Mobiltelefon herum, allerdings nur, damit ich nicht mitbekomme, wohin er im Haus geht. Aber das wusste ich ohnedies längst. Regelrecht widerwillig ging er dann durch die zweite Haustüre, die ich ihm aufgehalten habe. Auch in den Aufzug stieg er nur ein, weil die Tür einfach vor ihm nicht zugehen wollte.
Mir ist der Typ ohnedies suspekt. Denn meist sitzt er im Treppenhaus und raucht dort. – Darf er vielleicht nicht am Balkon? – Dort steht auch stets ein Glas Wasser deshalb. Allerdings auch Räucherstäbchen. – Wofür er auch immer diese braucht …
Aber eines weiß ich ganz gewiss: Mit solchen Personen will ich nicht organisiert sein!