„Das liegt an der mangelnden Integration!“
Frankfurt, Sonntag, der 8. April 2018:
Auch am Sonntag saß ich nachmittags wieder, an diesem für mich unfreiwilligen Wochenende in Frankfurt, in diesem kleinen Café am Riedberg. Meine drastischen Sparmaßnahmen machen dies notwendig.
Ich saß nur wenige Minuten an meinem Tisch am Gehsteig, dank der endlich waren Temperaturen konnte ich wenigstens im Freien sitzen, kamen zwei Frauen Mitte vierzig zu diesem Café und setzten sich an einem der wenigen noch freien Tische, direkt mir gegenüber. Nach wenigen Minuten bemerkte ich, wie eine dieser beiden Frauen immer wieder zu mir rüber blickte und dann meinte sie zu ihrer Tischnachbarin,
„jetzt müssen wir aber wirklich schauen, dass wir etwas unternehmen wegen denen, denn da sind Leute dabei, welche richtig daneben sind!“
Anfangs dachte ich noch, nun scheint doch etwas Bewegung in Sache zu kommen, ja gar ein Ruck durch die Leute zu gehen. Aber dann antwortete ihre Tischnachbarin ganz entsetzt,
„ja das liegt einfach an der mangelnden Integration!“
Aber liegt dies vielleicht tatsächlich an der mangelnden Integration, wenn sich Personen in Gruppen der Gesellschaft einschleichen wollen, dort gar die Führung übernehmen wollen, welche noch dazu, wie es nicht nur diese Frau ausdrückte, sondern immer wieder auch von anderen oftmals zu hören ist, „richtig daneben“ sind? Dazu muss ich mich nur in meiner unmittelbaren Umgebung umsehen und stelle dabei fest, hier liegt überhaupt kein Wille zu einer Integration vor! Sehe ich mir nur meine Kollegen in der Arbeit an, welche übrigens beinahe alle nicht aus Frankfurt, oder deren Umgebung stammen, lediglich ein Kollege stammt direkt aus Frankfurt, hat allerdings auch kroatische Wurzeln, die meisten kommen gar aus dem ehemaligen Osten, dann erkenne ich, hier liegt auch überhaupt kein Wille vor, sich hier in der Gesellschaft zu etablieren. Sie möchten alle am liebsten gar ganz unter sich bleiben. Lediglich beruflich würden sie gerne die Führung in jenem Bereich, in welchem sie tätig sind, übernehmen. Aber privat, da ist nicht einmal ansatzweise ein Willen zu erkennen, Teil der Gesellschaft zu sein. Ganz im Gegenteil. Auch dabei muss ich lediglich nur daran denken, welchen Unmut es immer wieder erzeugt hatte, wenn ich, bis vor kurzer Zeit immer wieder abends in der Frankfurter Innenstadt unterwegs war. Nicht deshalb, da sie dies etwa als nicht passend ansehen würden, sondern weil sie dies selbst nicht wollen – sich selbst dabei unwohl fühlen würden, sich ins Getümmel der Gesellschaft zu werfen. Nun, da ich dies seit diesem seltsamen Abend in Frankfurt Sachsenhausen vom 10. Februar dieses Jahres zurück gestellt habe, ist diesbezüglich der Unmut gegenüber mir beinahe verschwunden. Irgendwie seltsam, oder? – Für mich jedenfalls schon, denn wurde mir doch nicht immer wieder vorgeworfen, ich würde mich dabei viel zu eigensinnig verhalten und niemanden mitnehmen wollen! Dabei wollte dies doch in Wirklichkeit gar niemand.
Nun habe ich zudem mittweile Weile zwei türkische Arbeitskollegen. Wobei es dabei völlig unbedeutend ist, ob sie türkisch stämmig sind, oder irgendeine andere Herkunft haben. Ich erwähne dies nur deshalb, da es einfach der Realität entspricht. Beide Kollegen sind längst erwachsene Personen, der eine Mitte zwanzig, der andere neue Kollege, geschätzt gar Mitte dreißig. Beide haben allerdings immer noch die türkische Staatsbürgerschaft, obwohl auch beide bereits hier in Deutschland geboren wurden und seit ihrer Geburt in Deutschland leben. Daher frage ich mich, wenn sich tatsächlich hier jemand integrieren will, bereits hier geboren ist und um die dreißig Jahre alt ist, warum besitzt er dann immer noch nicht die deutsche Staatsbürgerschaft, sondern die Staatsbürgerschaft seines Herkunftsstaates? Dazu habe ich mich erst vor kurzem mit meinem neuen Kollegen unterhalten und er meinte dabei, er möchte dies auch gar nicht, denn schließlich ist und bleibt er immer noch Türke und will es auch bleiben. Aber warum geht er dann nicht wieder zurück in seine Heimat, wenn er doch Türke bleiben will? Auch dazu bekam ich prompt eine Antwort und er meinte dazu, er hätte die Wahl zwischen der Metropole Istanbul mit 13 Millionen Einwohnern, aus welcher seine Familie ursprünglich stammt, oder eben einem Leben hier und da sei für ihn vollkommen klar, wofür er sich entscheiden würde. Also, hier liegt überhaupt kein Wille vor, sich hier in Deutschland zu integrieren! – Oder verstehe ich dabei etwas falsch? – Ich glaube nicht! – Er nützt einfach nur die Vorzüge und die Möglichkeiten, welche ihm Deutschland bietet und lebt hier mit seiner Familie in ihrer eigenen, zwar nicht abgeschlossenen Welt, aber ohne den Willen, jemals selbst Deutscher zu werden. Er könnte doch auch in der Türkei in eine andere Stadt ziehe, in eine andere Gegend, schließlich besteht die Türkei nicht nur aus Istanbul. Aber da würde es ihm wohl finanziell nicht so gut gehen. Er hätte viel weniger Möglichkeiten, sich beruflich weiter zu entwickeln. Wirtschaftlich ist wohl Deutschland viel interessanter als die Türkei. Eines hatte mich allerdings in dem Gespräch mit ihm doch sehr irritiert, als er da meinte, er könnte so auch jederzeit wieder zurück gehen in die Türkei. Jetzt schon, meinte er dabei, denn es sei nicht mehr so wie früher, als sie dort noch verfolgt worden wären. Und dies fand ich nun doch etwas befremdend. Denn gerade seit dem gescheiterten Putsch im Jahre 2016 stand doch die Türkei beinahe jeden Tag in den Medien, ob des doch sehr undemokratischen und rechtsstaatverachtenden Vorgehens gegen angebliche Beteiligte des Putschversuches. Mittlerweile ist darüber kaum mehr etwas den Medien zu entnehmen, denn es scheint so, als würde dies auch kaum mehr jemanden berühren. Bei den zigtausenden entlassenen und verhafteten ehemaligen Staatsangestellten behält auch kaum noch wer den Überblick. Und nun müsste gerade er und seine Familie keine Verfolgung mehr befürchten müssen?
Für den zweiten Kollegen gilt Übrigends eine ähnliche Begründung, warum er noch immer die türkische Staatsbürgerschaft besitzt. Dazu hatte ich ihn allerdings noch nicht im Detail befragt, aber seine Äußerungen diesbezüglich sind beinahe identisch. Wobei ich noch einmal festhalten will, dass es sich bei diesen beiden Kollegen um Türken handelt, ist rein zufällig! – Dazu fällt mir ein, ich könnte diesbezüglich auch einmal meinen kroatischen Kollegen befragen, ob er mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Bei der Kollegin aus Polen weiß ich, auch sie ist, obwohl sie auch bereits mehr als zwanzig Jahre in Deutschland lebt, immer noch polnische Staatsbürgerin.
Und wie sind nun meine Kollegen einzuschätzen bezüglich der Frage, ob sie vielleicht auch „daneben“ sind? – Nun, dazu schreibe ich äußerst ausführlich darüber, ohne diese Frage direkt beantworten zu wollen!
Also, mangelnde Integration mag vielleicht eine Rolle spielen, aber in diesen Fällen liegt einfach kein Wille dazu vor! Dies habe ich allerdings auch schon die letzten Jahre immer wieder in gleicher Weise erlebt.
Nun mag man vielleicht anmerken, dabei handle es sich lediglich um einzelne subjektive Eindrücke, welche zudem vielleicht sogar noch von grundsätzlicher Abneigung meinerseits geprägt sind. Unzählige Studien und Erhebungen würden hier etwas ganz anderes darlegen. Aber da stellt sich die Frage, ob, gerade in Bezug auf diese „Organsierten“ Studien und Erhebungen überhaupt repräsentativ sein können, oder gar ernst zu nehmen sind. Denn, auch eines fällt sogar mir immer wieder auf, sie sind wirklich meist äußerst nette und liebe Leute, ja sie sind sogar besonders freundlich. Meist schon so freundlich, dass dies schon als übertriebene Freundlichkeit anmutet. Dies kann man beinahe den ganzen Tag mit verfolgen. Ob in der Früh beim Bäcker, am Tag in der Arbeit, in der U-Bahn, im Supermarkt, oder auch im Restaurant oder sonst irgendwo. Sie sind meist schon richtig überrieben freundlich. Manchmal hat man gar schon den Eindruck, tritt einer, trotz äußerster Vorsicht, einmal jemanden auf die Zehe, in der U-Bahn, oder sonst wo, und dies dabei so heftig, dass beinahe der gesamte Vorderfuß platt gedrückt sein müsste, dann meint man, der müsste doch jetzt seinen Peiniger regelrecht anfahren und ihn schimpfend zurechtweisen, er solle doch gefälligst etwas mehr aufpassen und seine Quadratlatschen wo anders hin stellen. Aber nichts dergleichen geschieht, sondern man hört lediglich, dies könne schon mal passieren, es sei nicht so schlimm oder es sei ohnedies alles in Ordnung, obwohl der Verletzte noch stundenlang deshalb dahin humpelt. Ja seine Verletzung gar noch dafür nützt, um dafür noch mehr Zuwendung und Zuvorkommen von anderen zu erhalten. Da stellt sich die Frage, ist dies überhaupt noch natürlich? Oder ist dies nicht einfach nur aufgesetzt – vielleicht sogar eine getrimmte Freundlichkeit? Also ernst zu nehmen ist es jedenfalls nicht! Keine übertriebene Freundlichkeit ist ernst zu nehmen! Und da stellt sich eben auch die Frage, ob diese Personen auch bei einer eventuellen Befragung, bei einem Interview zum Thema Integration auch tatsächlich ihre wahre Meinung dazu preis geben. Oder nicht einfach nur eine aufgesetzte, vorgefertigte, oder gar getrimmte Meinung, einen vorgegebenen Katalog von Ansichten als die ihren ausgeben!
Daher bin ich jedenfalls der Meinung, gerade auch einzelne und subjektive Erfahrungen sollten für die Meinungsbildung darüber herangezogen werden. Daher schreibe ich auch meine Erfahrungen darüber zusammen und stelle diesen anderen zur Verfügung, damit sie diese auch mit ihren eigenen Erfahrungen vergleichen können und sich dann darüber auch selbst ihre Meinung bilden können, um nicht nur auf vor anderen dazu vorgegebenen Studien und Erhebungen darüber angewiesen zu sein. Ich jedenfalls bin zum Schluss gekommen, es liegt eben nicht an der mangelnden Integration dieser „Organisierten“, sondern grundsätzlich am fehlenden Willen dazu und weiter am Willen, sich ihre eigene Welt zu schaffen!
Nun könnte man der Meinung sein, diese Einschätzung, es läge nur an der mangelnden Integration wenn Leute „daneben“ wären, sei einfach nur naiv. Aber auch dazu habe ich ganz andere Erfahrungen sammeln müssen. Denn dies geschieht mit vollem Bewusstsein in voller Absicht! Diese Leute, welche „völlig daneben“ sind, werden eben gerne dafür benützt, um sich dadurch selbst Vorteile zu verschaffen. Nichts einfacher, als die Arbeit, einen potentiellen Kontrahenten loszuwerden, durch jemanden der „völlig daneben“ ist, erledigen zu lassen. Dabei macht man sich die Hände selbst nicht schmutzig. – Ein Schelm, der Böses denkt!
Als die beiden Frauen ihren tisch wieder verließen, gingen beide an meinem Platz vorbei. Dabei sah mich die eine der beiden an und meinte dabei regelrecht mitleidsvoll,
„hat er verloren …“