„Schauen wir, dass wir die noch hinüber bringen!“
Wien, Samstag, der 3. März 2018:
Nun war ich schon wieder einige Wochen lang nicht in der Wiener Innenstadt gewesen, daher wollte ich an diesem Tag wieder einmal nachsehen, wie denn nun die Lage ist. Daher begab ich mich am Abend, kurz vor 22:00 Uhr zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt, um mir in diesem Lokal „Stadtboden“ ein paar kleine Biere zu genehmigen.
Kurz vor 22:30 Uhr war ich dann auch dort angekommen. Ich musste nicht einmal eine Bestellung aufgeben, denn die Kellnerin sah mich an und meinte, als ich mich an die Bar stellte,
„Ein kleines Budweiser?“
Ich nickte mit dem Kopf und wenige Minuten später stand auch schon das kleine Budweiser vor mir am Tresen. An diesem Tag waren mehr Gäste anwesend, als ich es vermutet hatte. Aber kurz nachdem ich an meinem Platz an der Bar Platz genommen hatte, kam ein junger Mann auf die Eingangstür des Lokals zu und meinte,
„da ist zwar viel los, aber es sind auch nur ihre bestellten Leute da!“
Daher war mir eigentlich schnell alles klar. Sie wollen wieder Eindruck schinden, daher wurde für diesen Samstag Abend wieder einmal vereinbart, wohin zu gehen ist.
Zudem vielen mir auch zwei ältere Männer, schräg gegenüber an der Bar auf. Beide trinken zusammen eines der exotischeren Biere, welche es in diesem Lokal zu trinken gibt. Es sah aus, als wäre es eine 1 Liter Flasche gewesen, welche sie gemeinsam tranken. Nun trinke ich zwar auch relativ häufig ein Bier, wenn ich abends ausgehe, aber ein Bierkenner bin ich deshalb noch lange nicht, daher wusste ich auch nicht, was dies ist. Es hat mich eigentlich auch gar nicht interessiert.
Zwischendurch ging ich vor die Tür, um eine Zigarette zu rauchen. Von der zuvor beinahe unendlich langen Schlange vor der Eingangstüre dieser neuen Cocktail Bar gleich rechts des „Stadtbodens“ war nun nichts mehr übrig geblieben. Offensichtlich waren mittlerweile alle am Türsteher vorbei ins Lokal verschwunden. Doch nun ging dieses nerv tötende min und her Laufen zwischen dieser Cocktail Bar und dieser Shisha Bar gleich links des „Stadtbodens“ der meist sehr jungen Gäste beider Lokale los. Ich war in beiden dieser Lokale noch nie gewesen, denn besonders einladend scheinen beide für mich nicht zu sein. Doch, als zwei dieser jungen Leute, zwei Burschen, welche vielleicht gerade mal das Alter dazu haben, in solch Lokale abends zu gehen, an mir vorbei gingen, als ich vor der Eingangstüre des „Stadtbodens“ stand, meinte einer,
„was machen wir mit ihm?“
Darauf der Zweite,
„schauen wir, dass wir den raus bringen, damit wir selbst etwas tun können mit denen!“
Ich frage mich bloß, was wollen diese beiden Burschen, die noch ziemlich grün hinter den Ohren zu sein scheinen. Sie wollen also selbst etwas tun mit denen. Dem ist eigentlich überhaupt nichts zu entgegnen. Aber, warum wollen sie mich deshalb „draußen“ haben? – Ich habe die beiden zuvor noch nie gesehen. Oder sind sie mir vielleicht noch nie aufgefallen – egal.
Wieder zurück im Lokal hatte ich die beiden etwas älteren Männer schräg gegenüber an der Bar etwas länger beobachtet. Sie vielen einfach auf. Denn sie hatten beinahe die gesamte Zeit, als ich in diesem Lokal war, nichts miteinander gesprochen. Sie saßen einfach nur da, tranken gemeinsam ihr Bier und blicken dabei, jeder für sich, gespannt auf ihr Smartphone. Vielleicht ist es ihnen aufgefallen, dass ich sie immer aus dem Augenwinkel beobachtete, denn wenig später zahlten sie und gingen. Bevor sie ihre Jacken anzogen und das Lokal verließen, meinte einer der beiden Männer noch,
„jetzt schauen wir, dass wir wenigstens die noch hinüber bringen …“
und dann hörte er einfach mitten im Satz zu sprechen auf und beide gingen zur Ausgangstür. Als beide das Lokal verließen, rief ihnen eine dieser slowakischen Kellnerinnen noch nach,
„trank You!“
Und dies fällt mir mittlerweile in diesem Lokal sofort auf. Denn eben diese Kellnerin hatte sich schon sehr oft bei meist älteren Gästen, als in das Lokal verließen, auf Englisch bei ihnen bedankt. Dies meist in Verbindung damit, da ihnen diese älteren Männer zuvor geholfen hatten und meine Erzählungen über dieses Unwesen dieser „Organisierten“ als bedeutungslos hinstellten. Doch meist waren dies gar keine Gäste, welcher es des Danks in englischer Sprache bedürfte, denn meist waren es Österreicher.
Zudem, von dieser einstmals „grünen“ Kneipe ist mittlerweile nicht mehr sehr viel zu erkennen. Will man die Gäste schon parteipolitisch einordnen, dann tummeln sich nun beinahe ausschließlich „rote“ Gäste in diesem Lokal. Aber das verwundert mich zumindest nicht im Geringsten.
Kaum waren diese beiden Männer gegangen, traf eine Gruppe von chinesischen Gästen im Lokal ein. Drei Männer, davon ein etwas jüngerer, welche sich an den letzten Tisch in diesem Lokal setzten und zwei jüngere Frauen, welche allerdings links von mir, am Ende der Bar Platz nahmen.
Als die drei Männer am letzten Tisch ihre Bestellung aufgaben, meinte einer der beiden etwas älteren Männer zu der Kellnerin auf Deutsch,
„jetzt müssen wir Stärke zeigen!“
und lächelte dabei die Kellnerin an. Diese wiederum lächelte ebenfalls nach dessen Äußerung und deutete gleich darauf auf ihre Muskeln am rechten Oberarm, als wollte sie zeigen, wie stark sie auch physisch sind. Ganz ernst dürften alle zusammen dies wohl nicht genommen haben, aber es ist immer wieder äußerst interessant, wie sehr und auch wie international dies alles miteinander vernetzt ist.
Als es Mitternacht wurde, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Für heute hatte ich genug. Also zahlte ich meine mittlerweile drei kleinen Budweiser Biere. Doch ich staunte nicht schlecht, denn dafür musste ich 12,60 € bezahlen. Also 4,20 € für jedes dieser kleinen Budweiser! – Wenn ich daran denke, vor nicht einmal drei Jahren hatte ich für dieselben kleinen Budweiser gerade mal 3,30 € bezahlt. Das entspricht einer Preissteigerung von beinahe 30% in nicht einmal drei Jahren! Aber, wen wundert es. Wenn eben nur gleichgesinnte Gäste in einem Lokal erwünscht sind, dann schließt man damit auch eine sehr große Zahl an potentiellen Gästen im Vorhinein aus, auch wenn diese sonst sehr wohl in dieses Lokal passen würden. Daher müssen eben diese wenigeren Gäste mehr bezahlen, damit in Summe die Rechnung des Lokalbetreibers wieder aufgeht und er sein Lokal nicht mangels fehlenden Umsatzes. und Gewinns schließen muss!
Mir reichte es für diesen Abend nun und ich ging wieder nach Hause.