Ein Dorf wie ausgestorben
Unterach, Freitag, der 8. September 2017:
Dieser sogenannte Polizeidienst „PolDi“ hat wohl ganze Arbeit geleistet in meinem alten Heimatdorf.
Endlich kam ich einmal am Weg ins Wochenende nach Wien etwas früher raus und nachdem ich auch auf der Autobahn bis Nürnberg gut durchgekommen bin, beschloss ich kurzerhand wieder einmal einen Abstecher in mein altes Heimatdorf im Salzkammergut zu machen. Daher bog ich in Nürnberg Richtung München ab, dort weiter nach Salzburg und dann über M. nach U. Dies ist ein Umweg von gerade mal 80 km oder eine halbe Stunde, aber gerade in den Sommermonaten zur Ferienzeit keine vorteilhafte Route, aber nun, da die Ferien zu Ende sind und auch der Urlaubsverkehr wieder nachgelassen hat, dachte ich mir, dies wäre heute eine gute Gelegenheit wieder einmal nach U. zu fahren und in Erfahrung zu bringen, wie nun dort die Situation ist. Immerhin war ich vor gut einem halben Jahr das letzte Mal in diesem Dorf. Am Weg von Salzburg nach U. kam ich auch in M. an dem Lokal des „verrückten Wirts“ vorbei. Ich war etwas verwundert, denn das Lokal war geschlossen und dies gab es doch früher nie. Sonst war eben gerade dieses letzte Ferienwochenende jenes Wochenende an dem der Saisonabschluss gefeiert wurde. Aber heute war das Lokal finster. Ich hatte überhaupt keine Ahnung warum. Als ich dann zu Hause in Wien war, hatte ich natürlich sofort im Internet zu recherchieren begonnen und dabei festgestellt, der „verrückte Wirt“ hatte bereits Ende September 2015 sein Lokal für immer geschlossen! – So viel dazu, was ich mit denen zu tun habe! Ich bekomme es nicht einmal mit, wenn dieses Lokal bereits zwei Jahre geschlossen hat! Aber das ist eine andere Geschichte.
Nun fuhr ich also nach U. in mein altes Heimatdorf im Salzkammergut. Dort, kurz nach halb neun am Abend angekommen, wollte ich eigentlich zu meinem damaligen Nachbarn in sein Lokal, einer Bar und Pizzeria, gehen, um einen Kaffee zu trinken, aber kaum angekommen musste ich feststellen, er hatte bereits an diesem Abend geschlossen. Eigentlich hätte ich darüber auch gar nicht verwundert sein sollen, denn Ernst Sch. der Wirt, ist bekannt dafür, sein Lokal sehr schnell hinter dem letzten Gast zuzusperren, auch wenn es noch nicht einmal so spät am Abend ist.
Also fuhr ich deshalb weiter bis zum Hauptplatz, um dort in die Weinschenke von Andreas M. zu gehen. Kaum im Lokal angekommen, musste ich feststellen, auch hier hält sich der Gästeandrang in Grenzen. Lediglich sechs Gäste waren im Lokal anwesend, als ich zur Tür hinein ging, wovon ich allerdings niemanden kannte. Daher ging ich weiter an seine kleine Bar um mir dort ein kleines Pils zu kaufen. Ich war gespannt, wie er reagieren wird, wenn er mich sieht. Kaum bin ich an die Bar vorne gekommen, hatte er mich wohl im Augenwinkel erkannt und zuckte regelrecht zusammen, was mir natürlich nicht verborgen blieb, hatte ich doch genau so etwas erwartet. Allerdings tat ich dann so, als wäre gar nichts, denn ich wollte ins Gespräch mit ihm kommen, nur um herauszufinden, was denn nun in diesem Dorf los wäre. Doch kaum hatte ich ihn angesprochen, reagierte er, als würde er mich nicht verstehen, dabei war klar zu erkennen, er wollte mich nicht verstehen, um mit mir nur ja nicht reden zu müssen. Ich dachte mir, gut, dann reden wir eben nicht miteinander. Mehr als ihnen anbieten, ein Leben nebeneinander zu führen, kann ich nicht. Wenn dies keinesfalls angenommen wird, dann lebt man wohl gegeneinander. An mir sollte dies allerdings nicht scheitern.
Aber kaum versuchte ich mit Andreas M. ins Gespräch zu kommen, merkte ich, wie an einem der Tische im Lokal sich die Anspannung, seit dem ich im Lokal erschienen bin, zu legen beginnt und ich dachte mir, vielleicht war dies nun doch keine gute Idee. Aber dann begannen wenigstens die Gäste untereinander wieder in normaler Lautstärke zu sprechen. Und so hatte ich auch in Erfahrung bringen können, wie nun mein ehemaliger Nachbar über mich spricht, denn da hieß es, Ernst Sch. sei ganz überrascht gewesen, da ich wusste, sie selbst wären es gewesen, welche diesen Aufruhr meinetwegen inszeniert hatten. Ernst Sch. hatte sich dabei wohl sogar mit meinem Bruder darüber unterhalten und dieser hatte ihm darauf erklärt, ich wäre wohl schon viel früher, also längst vor dem Jahre 1998 unterwegs gewesen, nur sie hätten dies einfach nie mitbekommen. Als ich da so an der Bar auf meinem hölzernen Barhocker saß, konnte ich nur den Kopf schütteln, denn wenn selbst mein Bruder nicht weiß, wie ich in den 1990er Jahren lebte und trotzdem sei jedermann zu ihm gelaufen und Informationen über mich zu sammeln, um dieses Intrigenspiel gegen mich anzuzetteln, dann ist hier wohl alles falsch gelaufen. Immerhin war ich damals bereits am Ende meiner 20er Jahre! Aber gut, ich lebte nicht mehr in diesem Dorf und die Erzählungen meines Bruders können wohl nur der Phantasie entstammen. Aber nun wusste ich wenigstens, wie mein ehemaliger Nachbar Ernst Sch., ÖVP-Mitglied im Gemeinderat und örtlicher Wirtschaftsbundobmann über mich spricht.
Zwischendurch ging ich einmal kurz vor die Tür um eine Zigarette zu rauchen, denn seit dem Schlaganfall von Andreas M. ist dies eine strikte Nichtraucherkneipe. Da stand ich nun vor der Tür an einem der Tische, an welchem ein Aschenbecher stand, kommen zwei der Gäste, ein älteres Paar zur Tür heraus. Diese beiden hatte ich in diesem Dorf noch nie gesehen, aber trotzdem kannten sie mich offensichtlich, denn als sie an mir vorbei gingen, da sprach die Frau einfach vor sich hin,
„das ist jetzt in Stein gemeißelt, was sie mit dem damals getan haben!“
ohne dabei ihren Mann anzusprechen. Dieser antwortete darauf auch nicht. Aber ich bin dies ohnehin schon längst gewohnt, daher denke ich über derartige Aussagen, meist gemurmelt, gar nicht mehr lange nach. Ich nehme sie lediglich zur Kenntnis, denn vielleicht kann ich so eine Aussage einmal gebrauchen und sie ergibt für mich einen Sinn oder einen weiteren Zusammenhang. Kaum hatten sich die beiden von dem Lokal und mir entfernt und bogen um die Hausecke, war auch meine Zigarette zu Ende und ich ging wieder zurück in das Lokal.
Als ich dann kurz einmal auf die Toilette musste, kam ich dabei an der Küche vorbei. Zuerst wollte mich die Lebensgefährtin von Andreas M, Antonia M., gar nicht sehen, aber am Rückweg blieb ihr dann doch nichts anderes übrig, da ich gerade auf den Gang trat und an der Küchentüre vorbei ging, als sie direkt im Bereich der Tür zu schaffen war und da meinte sie, als sie mich sah, ohne mich zu grüßen,
„scheisse! Den hätte ich damals nicht so ausliefern sollen!“
Mir war es egal, denn ich wusste ohnedies längst all ihre Schandtaten gegen mich und diese waren harmlos im Vergleich zu anderen, daher hatte ich sie einfach ignoriert. Aber dann ging ich wieder zurück an die Bar und setzte mich auf meinen Barhocker, da kam Andreas M. aus der Küche und ich hörte die beiden noch sprechen, wobei Antonia meinte,
„hoffentlich erzählt er nicht von uns auch noch alles, denn die anderen welche bei dem dabei waren, stehen jetzt schön blöd da.“
Sie meinte damit wohl diesen „Verrückten Wirt“, welchen sie über viele Jahre hinweg ausreichend mit Stoff für dessen Intrigenspiele versorgt hatten. Aber da erwiderte Andreas M. darauf,
„na! Des tut der net!“
Naja, ich kann und werde ihnen dies nicht ersparen, denn wie man sich so derart widerlich jemandem gegenüber benehmen kann und ihnen eigentlich völlig fremden Personen, und dabei meine ich nicht nur diesen „verrückten Wirt“, derart mit meist erfundenen, völlig verdrehten, oder einfach willkürlich ergänzten Geschichten über mich, den Weg für ein dermaßen überzogenes Intrigenspiel bereiten kann, werde ich ihnen wohl nie vergessen. Schon gar nicht, wenn ich, so wie an diesem Tag, in ihr Lokal komme und mich dabei auch noch behandeln lassen soll, als wäre ich der letzte Dreck. Respekt anderen Menschen gegenüber sieht ganz anders aus! Und auch wenn sie richtig liebe und nette Mitmenschen spielen können, sie bleiben ein verlogenes Pack! Mir wurde es dann einfach zu blöd und daher trank ich meinen Kaffee, welchen ich mir in der Zwischenzeit nach dem Pils noch bestellt hatte, relativ rasch aus, denn es war auch nicht zu erwarten, dass an diesem Abend noch andere Gästen kommen werden, und ging. Als ich dann bezahlt hatte, verabschiedete ich mich bei Andreas M. mit den Worten,
„A guot’s Nächtle!“,
und er wusste, wie immer, was ich damit meine.
Ich wollte dann aber doch noch nicht weiter nach Wein fahren, denn es war erst kurz nach halb elf und daher beschloss ich, noch in das Lokal von Siggi T., auch eine Bar und Pizzeria, zu schauen. Vielleicht würde ich dort noch jemanden treffen um mich wenigstens ein wenig zu unterhalten.
Kaum ging ich zu meinem Auto, bogen zwei jüngere Männer um das Haus und gingen in die Weinschänke. Das waren übrigens die einzigen zwei Passanten, welche ich an den ganzen Abend auf der Straße sah. Ich kannte sie nicht, aber offensichtlich wussten sie, wer ich bin, den einer von ihnen meinte,
„der kann auch noch ein U.er (also ein Dorfbewohner) werden, denn der versteht sich mit allen Leuten“.
Ich ließ auch dies beiden einfach links liegen und ging weiter zu meinem Auto und fuhr zu diesem Siggi T. in seine Bar Pizzeria, einem dieser Jedermann Kneipen, welche es in sehr vielen kleinen Dörfern gibt. Aber kaum war ich in diesem Lokal erschienen, bot sich mir das gleiche Bild. Gerade mal sechs Gäste konnte ich zählen. Aber wenigstens wurde ich von der Wirtin begrüßt. Auch der Wirt, als er später kurz nachsehen kam, grüßte mich, was ich in der Form gar nicht erwartet hätte. Aber trotzdem. Wirkliche Freundlichkeit sieht anders aus. Allerdings kannte ich von den Gästen beinahe alle, was mir allerdings auch nicht weiter half, denn gelten gerade diese Leute nicht zu meinen Unterstützern. Aber im Hintergrund fielen mir wiederzwei jüngere Männer auch, welche ich nicht kannte und auch noch nie gesehen hatte. Beide erweckten allerdings den Eindruck, als würden sie ganz genau wissen, wer ich bin, denn sie unterhielten sie längere Zeit über mich.
Eine richtig dumme Bemerkung der Wirtin in meine Richtung hatte mir dann auch den Spaß verdorben, mich eventuell mit dem Personal zu unterhalten, denn sie meinte,
„die haben den die ganze Zeit dafür hergenommen, damit sie alles über die heraus bekommen.“
Irgendwie war es mir dann allerdings doch zu blöd, denn auch hier schien es so, als würden sich keine weiteren Gäste mehr einfinden und unter den Anwesenden war niemand, welcher sich mit mir unterhalten wollte. Daher trank ich mein Mineral, kaufte mir allerdings dann noch einen Kaffe, denn schließlich und endlich hatte ich noch 250 km bis Wien zu fahren, zahlte dann und verließ das Lokal.
Schwer enttäuscht saß ich dann in meinem Auto und fuhr weiter nach Wien. Denn dies war ja nun das letzte Ferienwochenende in dieser Region und dafür hätte ich mir doch etwas mehr erwartet. Zudem hatte ich doch selbst über 25 Jahre in diesem Ort gelebt und, wenn ich dies mit meiner Jungendzeit vergleiche, dann war das letzte Ferienwochenende eigentlich immer das letzte Wochenende im Jahr, an den noch halbwegs etwas los war. Damals hatte man immer am ersten Schultag den Eindruck, es würden die Gehsteige hochgeklappt und das Jahr sei zu Ende. Nun war auch schon an diesem letzten Wochenende der Ferien niemand mehr am Abend unterwegs. Gerade zwei Passanten auf der Straße hatte ich entdeckt und in zwei Lokalen ganze zwölf Gäste gezählt. Ich fragte mich, woran die wohl liegen könnte und kam dabei zum Schluss, hier muss wohl dieser „Polizeidienst PolDi“ gewütet haben und hat dabei ganze Arbeit verrichtet. Aber ich frage mich immer wieder, wenn ich so etwas erlebe, falls dies tatsächlich Teil dieser sogenannten „Modernisierung“ sein sollte, dann hätten die Urheber davon besser vorher ihre Pläne offen auf den Tisch legen sollen, denn ich habe den Eindruck, irgendwann werden die Bürger feststellen, sie hätten sich eigentlich genau das Gegenteil erwartet. Denn wo hier eine Modernisierung liegen sollte, erschließt sich mir dabei ganz und gar nicht. Dies ist auch keine Stärkung des ländlichen Raums, denn man kann eigentlich nur jedem jungen Menschen in solch einem Dorf raten, unbedingt eine höhere Schulausbildung zu absolvieren und auch zu studieren, um, sobald jemand erwachsen wird, vor hier wegzuziehen, falls er nicht irgendwann in der Tristesse des Alltags in solch einem Dorf zu Grunde zu gehen. Möglichkeiten bieten sich hier kaum. Und dies wird auch nicht besser, sondern eher schlechter. Ich hatte dieses Dorf viel besser in Erinnerung. Unabhängig von dieser nun wohl in Stein gemeißelten Geschichte, welche nicht nur mich belastet und auch unabhängig von all den anderen Plänen und Vorhaben, welche ich von diesen „Organisierten“ kenne.
Hier wird es ein böses Erwachen geben, davon bin ich fest überzeugt. Es ist lediglich die Frage, wie lange dies noch dauern wird.
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