Das Loswerden unliebsamer Mitarbeiter – im „neuen System“ kein Problem!
Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 5.7.2017 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kuendigung-unliebsamer-mitarbeiter-fertiggemacht-vom-eigenen-chef-1.3572840) gibt es in Deutschland regelrecht einen Markt für das Loswerden unliebsamer Mitarbeiter. Beträge im fünf-, sechsstelligen Bereich sollen dafür Arbeitgeber für Anwälte im Jahr ausgeben, welche sich wiederum Detektive leisten, um diese Mitarbeiter auszuspionieren, ihnen Fehlverhalten nachzuweisen um sie danach kündigen zu können.
All dies ist im „neuen System“ in der Bau- und Immobilienbranche, aber auch im Anlagenbau kein Problem mehr. Da sich dieses System ohnedies permanent am Randbereich der Legalität bewegt, ist es ein Leichtes, unliebsamen Mitarbeitern ein Fehlverhalten anzulasten. Durch die erhöhten Preise und die dadurch erzielbaren höheren Margen ist die Notwendigkeit, Druck auf die Mitarbeiter auszuüben, um die erhofften Ziele zu erreichen, stark gesunken, sodass es sich Arbeitgeber oder Vorgesetzte in einzelnen Bereichen leisten können, willfährigen Mitarbeitern Vergünstigungen zukommen zu lassen, welche danach das Auspionieren von unliebsamen Mitarbeitern gerne übernehmen. Der Druck auf diese willfährigen Mitarbeiter wird dabei soweit genommen, sodass ihnen mehr als genügend Zeit bei der Erbringung ihrer Arbeitsleistung bleibt, um dies in ausreichendem Maße durchzuführen. Wird aber einer dieser unliebsamen Mitarbeiter dabei ertappt, ähnlich wenig Leistungswillen an den Tag zu legen, hat es ihn schon erwischt.
Der sogenannte „Team-Viewer“, eigentlich eine Firmenbezeichnung für eine Remote-Desktop-Verbindung für zwei, oder mehrere Computer untereinander, leistet dabei besonders gute Dienste. Entwickelt um es Administratoren von der Ferne aus zu ermöglichen auf Computer zuzugreifen um darauf Einstellungen vorzunehmen, ohne sich dabei vor Ort an den Rechner begeben zu müssen, oder mehrere Mitarbeiter parallel an einer Aufgabe arbeiten zu lassen, kann dies natürlich auch für ganz andere Zwecke verwendet werden. Es ist wie mit der Erfindung des Schwarzpulvers. Auch damit kann man sowohl ein wunderschönes Feuerwerk abfeuern, als auch erheblichen Schaden anrichten. So ist es auch bei diesen Remote-Desktop-Verbindungen zwischen verschiedenen Rechnern. Diese gibt es auch in den verschiedensten Ausführungen, so auch in solchen, bei welchen User an einem verbundenen Computer keinerlei Anzeichen dafür erkennen kann, mit einem anderen Computer verbunden zu sein. Dadurch lässt sich der User, ein unliebsamer Mitarbeiter, problemlos bei seiner Arbeit ausspionieren, ohne dass dieser davon etwas mitbekommt. Mit einer entsprechenden Messenger Funktion bei dieser Remote-Desktop-Verbindung lassen sich zudem beinahe unbemerkt von anderen Mitarbeitern, Nachrichten untereinander austauschen, sodass diese willfährigen Mitarbeiter stets bestens informiert sind.
Somit kommt es in diesen Unternehmen zu einer besonders starken Solidarisierung dieser willfährigen Mitarbeiter untereinander, sie „organisieren“ sich, und einer totalen Entsolidarisierung mit anderen, unliebsamen Mitarbeitern. Auch betroffene Mitarbeiter untereinander wagen es kaum, sich untereinander zu vereinigen und sich dagegen zur Wehr zu setzen, haben sie doch oft gar keine Ahnung, woher die Anschuldigungen gegen sie kommen und womit sie es zu tun haben.
Würde auch ein Vorgesetzter für einen dieser unliebsamen Mitarbeiter eintreten, da sich dieser in seinem Bereich bisher bestens bewährt hat und sonst ein ordentlicher Mitarbeiter ist, so hilft ihm dies auch nichts, denn dann werden eben die Vergünstigungen durch das „neue System“ in diesem Bereich nicht angewendet, sodass dem Vorgesetzten letztendlich gar nichts anderes mehr übrig bleibt, als sich von diesem Mitarbeiter abzuwenden.
Der betroffene Mitarbeiter, einmal in Ungnade gefallen, egal aus welchen Gründen auch immer, will er auch nur seine eigene Meinung oder Ansicht vertreten, hat somit keine Chance mehr.
Bleibt nur anzumerken, dies ist eine äußerst undemokratische, asoziale und bedenkliche Entwicklung in diesen Unternehmen.
Kündigung unliebsamer Mitarbeiter – Fertiggemacht vom eigenen Chef – Süddeutsche