„Wahnsinn, wie einfach das gegangen ist mit dem!“
Wien, Freitag, der 13. Jänner 2017:
Wie beinahe jeden Tag ging ich auch an diesem Tag kurz nach Mittag ins Café Raimund, um mir dort eine Melange zu gönnen. Dieser Tag war allerdings etwas anders, denn es würde wohl für längere Zeit der letzte Wochentag sein, an dem ich mir in Wien nachmittags einen Kaffee gönnen kann.
Und so saß ich wie immer im Raucherbereich des Cafés an einem der Tische, den Nichtraucherbereich stets im Blick und sinnierte etwas vor mich hin. Denn das vergangene Jahr war für mich alles andere als das, was ich mir in meinem Leben vorgestellt hatte. Saß ich doch das ganze Jahr über arbeitslos zu Hause und war zur Tatenlosigkeit verdammt.
Dabei hatte doch die aktuelle Bundesregierung meinen Job als Mangelberuf eingestuft, sodass der Zugang für Ausländer aus sogenannten Drittstaaten erleichtert wird, da ja angeblich zu wenig Österreicher diesen Job ausüben. Dabei hatte ich alles versucht, um endlich wieder in Österreich und vor allem in Wien wieder einen Job zu erhalten, aber dies scheint wohl undenkbar zu sein.
So wird es wohl am Sonntag Nachmittag mit dem Zug nach Frankfurt gehen und ich werde wohl oder über dort meinen Job verrichten müssen. Wobei, für meine Tätigkeit, oder vielmehr, meine Auffassung für die Ausübung meines Berufes die Bezeichnung Job nicht wirklich die Richtige ist, denn ich sehe dies tatsächlich als Berufung und über meinen „Job“ aus Leidenschaft aus.
Aber da fiel mir plötzlich ein älteres Ehepaar, so sah es jedenfalls aus, als wären beide miteinander erheiratet, welche von ihrem Platz im Nichtraucherbereich aufstanden und das Lokal verlassen wollten. Da blickte der Mann zu mir rüber, begann zu lachen und meinte zu seiner Frau,
„Wahnsinn, wie leicht das gegangen ist mit dem, dass wir den wegbekommen!“
Nun saß ich wieder einmal da und dachte mir, wie kann man bloß derart bösartig einem Menschen gegenüber sein, den man nicht einmal kennt. Noch nicht einmal jemals etwas mir ihm zu tun hatte. Aber das scheint ihnen richtig Spaß zu bereiten, wenn sie sich an mir austoben können.
Dann meinte seine Frau darauf,
„ja, aber trotzdem, das können wir nicht machen, dass wir dafür die Staatsgewalt missbrauchen, nur um so einen weg zu bekommen.“
Die Dreistigkeit ihrerseits scheint wohl überhaupt keine Grenzen mehr zu kennen, denn dieses Café befindet sich direkt neben dem Justizpalast in Wien, dazwischen liegt lediglich die Volksgartenstraße, und immer wieder konnte ich im letzten Jahr beobachten, dass sich eben auch Bedienstete aus dem justizpalast mittags in diesem Café einfinden, um dort zu Mittag zu Essen.
Übrigens, ist es tatsächlich so einfach gegangen? – Mir sind derartige Versuche bereits seit dem Jahre 1993 bekannt! Und dies sind mittlerweile 24 Jahre!
Man bedenke dabei, in diesem Justizpalast befindet sich neben dem Obersten Gerichtshof Österreichs, dem OGH, auch das Oberlandesgericht für Wien, sowie die Oberstaatsanwaltschaft. Und Gäste, welche in diesem Gebäude ihrer Arbeit nachgehen, finden sich doch sehr häufig im Café Raimund ein! Gut, es war mittlerweile 13:30 Uhr geworden und das Lokal war bereits nicht mehr so gut besucht, aber, mir wäre es in meinem Leben niemals eingefallen, derart über einen anderen Menschen offen in aller Öffentlichkeit, in solch einem Umfeld zu sprechen.
Aber, bei diesen Personen scheint wohl alles etwas anders zu sein!
Ich sah den beiden dann noch nach, wohin sie gingen, denn sie verließen das Lokal auch in Richtung des Justizpalastes. Aber dort, an der Volksgartenstraße, befindet sich auch ein Zugang zur U-Bahn und darin verschwanden sie auch. Nicht auszudenken, wären beide auch noch in den Justizpalast hineingegangen, sie würden dort auch noch arbeiten und wären selbst lediglich zu Mittag schnell in dieses Café gegangen, um dort ihr Mittagessen einzunehmen.
Was aber, wenn es tatsächlich so ist? Beide hatten jedenfalls eine Aktentasche dabei und es sah auch so aus, als wären beide von der Arbeit gekommen und ins Café gegangen, um dort Mittag zu Essen. Vielleicht waren beide gar kein Ehepaar, sondern lediglich gleichgesinnte, bestens vertraute Arbeitskollegen?
Ich war es mittlerweile ja längst gewohnt, wenn junge Leute derart in meiner Umgebung über mich sprechen, wenn dies allerdings eigentlich gut situierte Personen um die 50 Jahre tun, dann ist dies mehr als bedenklich! Und worin liegt der Grund dafür, mich unbedingt weg zu bekommen?
Zurück zur Übersicht: Den “Sozial-Revolutionären” ausgeliefert