„Sei ruhig!“
Frankfurt, Donnerstag, der 19. Jänner 2017:
Den vierten Arbeitstag hatte ich mittlerweile hinter mir. Bisher war ich in Frankfurt lediglich jeden Tag um kurz vor acht Uhr mit der U-Bahn vom Hauptbahnhof in die Arbeit gefahren und davon kurz vor 18:00 Uhr wieder in mein Hotelzimmer zurück gekehrt. Nach einem kurzen Aufenthalt in meinem Zimmer ging ich dann wieder zurück zum Hauptbahnhof und kaufte mir dort eine Kleinigkeit zu essen, welche ich dann dort auch meist gleich in dieser „Markthalle“ am Bahnhof verspeiste. Mehr hatte ich bisher in Frankfurt nicht erlebt. Etwas anderes zu suchen, das schien mir auch übertrieben, denn wer weiß, vielleicht wäre ich in einer Woche ohnedies wieder ganz wo anders. Müsste ja nur mein Hotel ausgebucht sein, dann müsste ich mir auch gleich wieder ein anderes Hotel, vielleicht auch in einem ganz anderen Stadtteil suchen.
So war es auch an diesem Tag. Ich kam kurz vor 6 Uhr am Abend wieder zurück in mein Hotellzimmer, sah mir noch etwas im Fernsehen die Serie M*A*S*H an und ging danach wieder zum Hauptbahnhof, um mir dort etwas zu Essen zu kaufen. Ich war beim „Nordsee“ und kaufte mir dort eine Fischsemmel und aß diese dann auch gleich an einem der Tische in der „Markhalle“, in welcher dieser „Nordsee“ untergebracht ist.
Aber, schon als ich in diese „Markthalle“ am Hauptbahnhof hinein ging, fielen mir drei Männer auf, welche an einem der Tische, direkt gegenüber diesem Pizzastand, an der Wand saßen. Gleich neben einem Ausländer, welcher schon die Tage zuvor stets dort am gleichen Platz mit seinem Laptop gesessen hatte. Als ich nun an diesen drei Männern vorbei ging, meinte einer von ihnen,
„das ist der Habara!“,
und daher war mir klar, dies müssen Österreicher gewesen sein, denn der Ausdruck „Habara“ wird nur in Österreich für einen „Typen“ verwendet. Allerdings Österreicher aus Nieder- oder Oberösterreich, denn der Dialekt war nicht besonders ausgeprägt. Und dann ging es weiter,
„Das hat alles so gut funktioniert, wir haben sie rauf gelassen, dafür haben sie uns machen lassen, was wir wollen. Bis der daher gekommen ist!“
Danach fragte einer der anderen Männer an diesem Tisch,
„und was ist dies dann, wenn es nichts Politisches ist?“
Darauf wieder der erste Mann,
„Ja!“ – Eine Mafia!“
Danach ging ich auch gleich wieder retour in mein Hotel. Ich war gerade mal vielleicht eine gute halbe Stunde unterwegs. Aber, es schien mir, als wäre der Wirbel um meine Person mittlerweile wieder ziemlich groß geworden zu sein. Deshalb wollte ich auch gar nicht mehr aus meinem Hotelzimmer im Gutleutviertel hinaus gehen, denn, wer weiß. Daher blieb ich im Zimmer und sah fern.
Da ich nun mal Raucher bin, nützte ich die Gelegenheit meines Balkons und stand in unregelmäßigen Abständen immer wieder auf diesem, um eine Zigarette zu rauchen. Dabei fiel mir auf, der Wirbel um mich ist mittlerweile bis zum Hotel vorgedrungen, daher wollte ich auch keinen Schritt mehr vor die Tür gehen.
Kurz nach 11 Uhr am Abend wurde der Wirbel allerdings doch etwas heftiger. Ich stand noch einmal auf dem Balkon, um zu sehen, wer sich denn da aller auf dem Platz vor dem Hotel herum trieb, aber meist waren es einfach Passanten, welche immer wieder irgendwelche Bemerkungen über „den“ fallen ließen. Sonst waren lediglich einige Türken“ zu sehen, welche sich bei einem kleinen Kiosk, der auch von einem Türken betrieben wird und bei dem ich mir noch am Abend zuvor Zigaretten gekauft hatte, aufhielten. Dieser Kiosk schien die halbe nach offen zu haben, lediglich um 11 Uhr wurde der Stehtisch davon vom Betreiber weggebracht, aber sonst gingen auch noch viel später immer wieder dort ein und aus.
Danach legte ich mich wieder auf mein Bett, um weiter fern zu sehen. Aber da hörte ich plötzlich Stimmen vor dem Hotel auf dem Platz davor. Und da meinte einer,
„das ist der, um den es da geht!“
Dann meinte allerdings eine andere Stimme, es schien so, als wären es allesamt Türken gewesen,
„der ist gar nicht so daneben, wie die immer sagen. Der scheint ganz normal zu sein. – Der war auch gestern hier und hat sich Zigaretten gekauft und bisher war der nur in der Arbeit und hat sich am Abend am Bahnhof etwas zu essen gekauft. Mehr hat der nicht getan. Und trotzdem meine die, der soll vollkommen daneben sein! Das ist der nicht!“
Und dann wurde die Stimme dieses Mannes noch heftiger und er meinte weiter,
„das sind die Deutschen! Die wollen mit dem eine neue Herrenrasse aufbauen!“
Dann viel ihm allerdings gleich einer der anderen Türken ins Wort und meinte,
„sei ruhig! Das wissen wir eh alle, aber sei bloß ruhig!“
Ich nahm die wohlwollend zur Kenntnis, als ich dies auf meinem Bett liegend hörte. Denn ich dachte mir, es wissen wohl äußerst viele, was sich hier um meine Person und diesem „System“ abspielt. Auch viele Ausländer und das fand ich wieder einmal besonders gut! Zudem dachte ich mir, Anhänger des aktuellen türkischen Präsidenten Erdogan können die wohl kaum sein.
Es gibt eben nicht nur „Gleiche“, auch nicht bei den türkisch stämmigen Mitbürgern. Man kann und darf eben nicht alle in einen Topf werfen!
Nun stellt sich vielleicht noch die Frage, wie der Aufbau einer neuen „Herrenrasse“, wie dies dieser Türke formuliert hatte, mit der Erklärung, es sei eine Mafia, zusammen. Aber dies erklärt sich ganz einfach, denn mit der Methode, wie dieses „System“ aufgebaut ist, entsteht eben eine mafiose Parallelgesellschaft, mit der man eben auch politische Ziele verfolgen kann.
(2018-06-12)