„Der kommt nirgends mehr rein!“
Unterach, Freitag, der 26. Februar 2016:
Wie ich es mir schon am Mittwoch zuvor vorgenommen hatte, fuhr ich an diesem Tag, am Rückweg von München nach Wien, noch in meinem alten Heimatdorf im Salzkammergut in Unterach vorbei. Ich wollte einfach wissen, ob in diesem Dorf schon etwas über meine nunmehrige Situation und meine Bemühungen eine neue Arbeit zu finden, bekannt ist.
Kaum angekommen in diesem Dorf, ging ich in das Kaffeehaus meines alten Nachbars, es ist eigentlich eine Bar – Pizzeria, so ein alles in einem Lokal, wie es sehr viele in solch einem Dorf gibt. Als ich das Lokal betrat, setzte ich mich, wie üblich, an die Bar, und zwar an jenen Teil der Bar, von dem aus man sowohl des größten Teil des Lokals im Überblick hat und auch sehen kann, was sich vor dem Lokal auf der Straße abspielt. Nun war aber an diesem Tag einiges geboten in diesem Lokal, der Wirt lud zum Muschelessen ein. Wohl eines der kulinarischen Höhepunkte im Dorfleben, sodass sich an diesem Tag beinahe das gesamte Dorf in diesem Lokal einfand, um an diesem Event Teil zu haben. Das gibt’s ja nur zweimal im Jahr, meinte einer der Gäste.
Aber, als ich so an meinem Platz an der Bar saß und meinen Kaffee trank, bekam ich auch schon zu hören, was ich gehofft hatte. Gäste links hinter mir, an einem der größten Tische im Lokal, begannen sich über mich zu unterhalten. Das war auch zu erwarten, denn schließlich und endlich kennt mich in diesem Dorf so gut wie jeder. Gerade wegen diesem Theater und, weil ich deshalb auch schon sehr lange nicht mehr in diesem Dorf lebe, aber doch immer wieder vorbei komme. Da meinte eine Frau, sie kam kurz zuvor mit ihrem Mann in das Lokal, beide grüßten mich und sie schienen dabei beinahe erleichtert zu sein mich wieder einmal zu sehen, und setzten sich direkt hinter mich an einen der Tische, zu ihrem Mann,
„jetzt wollen sie ihm schon wieder alles nehmen. – Ich versteh‘ das einfach nicht!“
Als ich dies hörte, dachte ich mit, naja, genau so sieht es aus, zudem scheint schon wieder einmal etwas Größeres im Laufen zu sein. Aber, dies war genau das, was ich zu hören hoffte, denn somit wusste ich, auch in diesem Dorf ist längst schon wieder bekannt, wie es mir derzeit ergeht. Daher spitzte ich meine Ohren wieder einmal ganz besonders. Der Abend eignete sich dafür auch bestens, fand sich doch beinahe das gesamte Dorf, allerdings nur jene, welche auch zu meinem ehemaligen Nachbarn ins Lokal gehen, das ist nun mal nicht so, es geht nicht jeder in jedes Lokal, hier gibt es nicht nur Ressentiments, sondern auch klare Abgrenzungen, wer wohin geht – gehen kann, in diesem Lokal ein.
Besonders spannend wurde es am Stammtisch des Lokals, gleich am Eingang. Hier fanden sich auch viele der langjährigen Wegbegleiter des Wirts ein. Dazu gehören, unter anderem, Peter B., ein Spross aus einer Familie aus dem oberösterreichischen Zentralraum, welche durch die Herstellung von Polstermöbel und Betten wurde, wovon er selbst lebt, das erschloss sich mir die letzen zwanzig Jahre nicht, und auch Fritz N., ebenfalls ein Gastwirt, welcher jahrelang in Unterach Gaststätten betrieb, nun allerdings in Mondsee lebt und dort eine Art von Imbissstube betreibt. Über mein Vorstellungsgespräch vom vergangenen Mittwoch wurde zwar an diesem Tisch nicht gesprochen, so wie ich es erhofft hatte, aber alleine durch dieses hämische Schmunzeln von Ernst Sch., als ich das Lokal betrat und mir meinen Kaffee bestellte, war mir klar, auch er scheint wieder einmal bestens informiert zu sein über mich. Ein Gespräch darüber, wie es einem geht, was man nun tut, so, wie man es eigentlich unter ehemaligen Nachbarn erwarten könnte, das gab’s schon lange nicht mehr. Eigentlich kann ich mir gar nicht daran erinner, das es dies jemals gegeben hätte. Abe warum auch, wenn er ohnedies alles weiß, auch ohne mit mir zu sprechen, warum sollte er sich das antun und mit mir auch noch selbst zu sprechen. Für mich ist Ernst Sch. der typische Vertreter des sogenannten „Polizeidienstes“, welchen ich so liebevoll „PolDi“ getauft hatte, denn sein Schwager ist Polizist in Bad Ischl und so hat er beste und auch direkte Kontakte hin zur Staatsgewalt. Zudem darf man nicht vergessen, er ist Parteimitglied der ÖVP, sitzt für diese Partei auch im Gemeinderat und war zudem langjähriger örtlicher Wirtschaftsbundobmann – übrigens eine Position, welche eigens für ihn geschaffen wurde, als er in dieses Dorf kam, nachdem er meine Nachbarin geheiratet hatte.
Nach einiger Zeit, nachdem ich das Treiben am Stammtisch beobachtet hatte, bekam ich auch mit, worüber sie dort sprechen. Es war auch nicht schwer herauszufinden, denn dafür blickten sie viel zu oft zu mir herüber an die Bar, begleitet mit einem schmunzeln im Gesicht – es ging über mich und ihr Treiben. Da fragte Fritz N. Peter B. was sie denn nun tun würden und Peter B meinte darauf,
„wir tun jetzt so, als wären wir bei denen dabei, denn so lassen sie ihn auch hierher nicht mehr kommen und wir haben Ruhe. – Stell Die vor, der würde wieder hierher kommen und täte danach nichts (mit tun ist dabei das Knüpfen zwischengeschlechtlicher Kontakte gemeint) und wir haben uns die ganze Zeit über, derart seinetwegen aufgeführt – da stünden wir schön blöd da!“
Fritz N, quittierte dies mit einem erfreuten Lächeln. Dann aber fragte Peter B. Fritz N., der ja nun in Mondsee lebt, was denn sie nun tun würden und Fritz N. meinte darauf,
„wir tun den jetzt ganz weg! – Der ist viel zu gefährlich, denn wenn der weiß, dass wir das alles selbst waren mit denen!“
Aber was meinte Fritz N. damit? – Die Erklärung dafür ist sehr einfach. Seit Ende der 1990er Jahre werden gerade aus diesem Zirkel immer wieder Gerüchte verbreitet, ich wäre ja einer der größten Hallodris, welche hier herumlaufen und dabei hatten sie keine Gelegenheit ausgelassen, mich deshalb überall anzuschwärzen und gerade jene, welche dies aber gerne wären, es aber nicht sind, gegen mich auszuhetzen. Daher rührt dieser unvorstellbare Wirbel diesbezüglich über mich. Und nun wissen sie selbst, dies alles, was sie seit dieser Zeit über mich verbreiten, ist alles erlogen und frei erfunden. Und da gerade meine Branche, die Elektrotechnik, eine sehr konservative Branche ist, passt einer wie ich, so wie sie mich eben darstellten, so ganz und gar nicht in diese Branche. Damit versuchten sie mich, jahrelang aus dieser Branche hinauszudrängen um mich damit von einem guten und geregelten Einkommen fern zu halten. Und, wenn dies nun alles aufkommen würde?
Zudem hat sich eben in dieser Branche ebenfalls ein Zirkel gebildet, welcher nur Allzugerne auf diesen Zug der Intrigen aufgesprungen ist, um mögliche Konkurrenten aus der Branche zu vertreiben und für sich daraus Vorteile zu erlangen. Die ist auch hinlänglich gekannt, jedoch ist dieser Zirkel nur sehr schwer zu fassen. Daraufhin meinte Peter B. in der Runde, nun gäbe es allerdings ein großes staatliches Unternehmen, welches jetzt allerdings etwas dagegen unternehmen möchte. Da sprang beinahe der Wirt, Ernst Sch., vom Tisch auf und ging zur Küche hinaus. Von dort kam er allerdings nach einiger Zeit wieder retour, lächelte und meinte, „die haben wir aber im Griff!“
Ich bestellte mir danach noch ein kleines Bier und danach ein Mineralwasser, die Weinschenke, welche ich im Anschluss besuchen wollte, hatte geschlossen, daher blieb ich noch in diesem Lokal. Als dann dies Gäste immer weniger wurden, wurde es auch noch richtig spannend, die Gespräche am Stammtisch mit zu verfolgen, denn dann ging es darum, wie es mir nun in Wien so ergeht. Und da meinte Ernst Sch.,
„dort hat er keine Chance mehr! Da kommt er nirgends mehr rein!“
Fritz N. wollte wissen, wie sie denn dort organisiert sind und Ernst Sch. begann zu erklären,
„die sind genau so organisiert, wie wir auch hier. Jede Gruppe hat ihre eigene Feuertruppe, die sie, wenn es nötig ist, aber auch gegenseitig austauschen.“
Und dann wurde ich hellhörig, denn – „Feuertruppe“?
Dies muss man wissen, was damit gemeint ist und dieser Begriff kommt nun mal nicht aus irgendeiner gesetzesmäßigen Vereinigung, keinem Verein, keiner Partei, oder sonstigen Interessensvertretung, nein, dieser Begriff kommt von der Mafia. Nun ist es zwar nicht so, dass diese – sie alle vom Stammtisch zählen ja zu diesen sogenannten „blöden Buben“, welche zwar mittlerweile doch ein etwas höheres Alter erreicht haben – Stammgäste Mafiosi sind, aber irgend woher müssen sie dies allerdings kennen. Dabei zählen gerade sie mit Sicherheit nicht zu den Bücherwürmern der Gegend, wodurch sie sich dieses Wissen aus entsprechender Literatur besorgen könnten und in der Tages- und Wochenpresse kommt dies nur äußerst selten vor. Daher stellt sich die Frage, woher haben sie dieses Wissen darüber? Irgendjemand muss ihnen all dieses Wissen vermitteln, um dies auf- und ausbauen zu können! Diese „Feuertruppe“ ist auch keine Feuertruppe wie dies von der wirklichen Mafia her bekannt ist, dies sind einfach nur diese sogenannten „Jungs“, welche ausgeschickt werden, um Unruhe zu stiften!
Ich fuhr dann weiter nach Wien, für diesen Abend hatte ich genug zu hören bekommen und zudem hatte ich noch einen langen Weg vor mir.
Zudem war mir klar, in diesem Dorf ist längst wieder bekannt, den Job in diesem Ingenieurbüro in München werde ich keinesfalls erhalten und zudem man will mir wiederum alles weg nehmen, also mich dazu wieder, mein Grundstück in diesem Dorf „günstig“ als Grundland zu veräußern. Und genau diese Informationen wollte ich haben. Welche sie mir wieder einmal bereitwillig selbst gegeben haben.
In finde es immer wieder spannend, wie in einem Dorf wie diesem, so ganz nebenbei, wenn sich das halbe Dorf zum Muscheln Essen eintrifft, an einem Stammtisch in solch einem Lokal gesprochen wird!
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