„Und geht schon los!“
München, Montag, der 13. Juli 2015:
Jeden Montag am Morgen hatten wir nun also unsere sogenannte „interne Runde“ im Bereich „Engineering“. Aber wir waren offensichtlich nicht die einzige Gruppe oder Abteilung, welche am Montag Vormittag eine interne Besprechung abhielten, denn meinst füllten sich erst gegen Mittag die Reihen wieder im Projektbüro, erst nach Mittag waren meist wieder alle da.
Die Mittagspause verbrachte ich nun beinahe immer in meinem Appartement, hatte ich dieses doch gleich im Wohnhaus gegenüber. Zufällig! – So sah es zumindest am Angang aus.
Aber kurz nach Mittag, ich hatte mir eine frische Tasse Kaffee geholt und saß an meinem Arbeitsplatz, ging plötzlich die Tür in unser Büro auf und Bernd W., der Geschäftsführer für den Bereich Projektmanagement stand in unserem Büro, kam zu mir an meinen Arbeitsplatz und letzte mir eine Mappe, gefüllt mit Kopien, auf den Tisch und meinte einfach,
„und geht schon los!“
Und er drehte sich um und ging wieder. Etwas überrascht sah ich mir die Mappe an und stellte fest, darin befand sich eine Kopie der „AHO“, der Angehängten Honorarordnung für den Bereich Projektsteuerung. Mein Kollege Thomas P., er saß ebenfalls auf seinem Arbeitsplatz mir gegenüber, hatte dies mit bekommen und meinte ebenfalls etwas verwundert,
„was war jetzt?“
Ich sagte ihm, die AHO hat er mir auf den Tisch gelegt und ließ zu Ausdruck kommen, ich wüsste nun nicht recht, was ich damit anfangen sollte. Aber Thomas P. meinte darauf, er wird wohl damit gemeint haben, ich sollte mich damit wohl vertraut machen. Doch ich kannte die AHO schon, hatte ich doch damit gerade im Hochbauamt in Stuttgart zu tun. Zwar bei weitem nicht so viel wie mit der HOAI, aber trotzdem.
Nun sah ich mir die Mappe noch etwas genauer an, ob sich vielleicht nicht doch auch noch andere Unterlagen darin befinden, aber es war tatsächlich nur die AHO. Daher wusste ich wirklich nicht, was ich nun damit anfangen soll, was sich Bernd W. nun von mir erwarten würde.
Aber ich dachte mir, ich sehe mir doch gleich einmal an, welchen Stellenwert diese AHO hat. Denn bei der HOAI war die klar. Dies ist ein Bundesgesetz, welche die Honorarleistungen für Architekten und Ingenieure im Bereich öffentlicher Aufträge regelt. Bei der AHO war mir dies allerdings nicht klar, daher begann ich im Internet zu recherchieren, ob ich dazu Informationen finden würde.
Kaum hatte ich allerdings den Begriff „AHO“ in die Suchmaschine eingegeben, kamen nur sehr wenige Ergebnisse für den Begriff „AHO“, umso mehr allerdings für den Begriff „HOAI“, was mich etwas verwunderte. Daher sah ich mir zuerst die Ergebnisse für „AHO“ an, dachte mir dann allerdings, vielleicht finde ich bei den Ergebnissen für die HOAI einen Hinweis darauf, ob die AHO vielleicht mit der HOAI in Verbindung stehen und diese dort in irgend einer Weise für Verbindlich erklärt wurde. Aber auch dazu fand ich nichts.
Daher sah ich mir eben noch mehr die Ergebnisse für die HOAI an. Dazu fand ich, unter anderem, sogar das Abstimmungsergebnis im Bundesrat, in dem zu sehen ist, welches Bundesland dafür, oder dagegen gestimmt hatte.
Aber, als ich mir dies ansah, meinte plötzlich mein Kollege Thomas P., den ich irgendwann einfach „das Riesenbaby“, ob seiner Erscheinung, seiner Art sich zu bewegen, zu Sprechen, genannt hatte, und sprach einfach, ohne mich, oder sonst jemanden anzusprechen,
„wenn der jetzt auf die ganze HOAI los geht, dann wird er sich aber anschauen, denn dann hat er alle gegen sich, auch die anderen und die haben uns dabei geholfen! – Denn das hat nur mit uns funktioniert!“
Nun war ich doch etwas überrascht, denn wen könnte er sonst gemeint haben als mich. Und wie käme er dazu, ich würde nun auf die gesamte HOAI losgehen? Gäbe es dazu vielleicht einen Anlass? – Offensichtlich schon. Zudem meinte er noch, dann hätte ich alle gegen mich. Und nicht nur das. Er meinte auch noch, dies hätte nur mit ihnen funktioniert, was doch etwas verwunderlich klang. – Ich wusste allerdings mittlerweile längst, was es damit aus sich hat!
Zudem war mir nun einerseits auch klar, wen ich mir gegenüber am Arbeitsplatz sitzen habe. Wieder einmal einen, welcher offensichtlich jede auch noch so kleine Aktivität während meiner Arbeit mit verfolgt – ja mit verfolgen soll. Er mir also genau auf die Finger sehen soll, damit ich nur ja nichts mache, was ihnen nicht passt! Andererseits wusste ich nun, wo ich meinen neuen Arbeitskollegen Thomas P., das „Riesenbaby“, einordnen musste.
(2018-07-13)