„Was is‘ denn jetzt!“
Stuttgart, Unterach, Freitag, der 6. September 2013:
Nun endlich war mein heiß ersehnter Urlaub gekommen und ich hatte auch den letzten Arbeitstag hinter mich gebracht. Da ich auch diese Woche mit dem Auto nach Stuttgart gekommen war, packte ich meine Sachen zusammen, verstaute diese in meinem Auto und begab ich mich wieder gegen halb drei Uhr nachtmittags auf den Rückweg nach Wien.
Da mittlerweile beinahe überall die Ferien zu Ende gingen, war auch der Verkehr auf der Autobahn relativ angenehm und ich kam wieder zügig voran. Sogar beim Tanken an der Raststation an der A8 in Hochfelln war es diesmal beinahe langweilig, denn es geschah nichts wirklich Besonderes. Mir vielen lediglich Personen auf, welche ganz genau darauf achteten, was ich tue. Aber daran war ich mittlerweile ohnedies gewohnt.
Somit war ich wieder bereits gegen 18:00 Uhr in Salzburg über die Grenze gekommen. Daher beschloss ich auch an diesem Tag wieder in meinem alten Heimatdorf in Unterach vorbei zu fahren, mir dort noch eine Kleinigkeit zu Essen zu kaufen, zudem noch in die Weinschenke am Dorfplatz zu gehen, rein nur um nachzusehen, was denn nun meine „Freunde“ treiben.
Am Weg nach Unterach – vorbei am Lokal des „verrückten Wirtes“:
Also fuhr ich wieder in Mondsee von der Autobahn ab, um über die Bundesstraße nach Unterach zu fahren. Dabei kam ich auch wieder an den Lokal dieses sogenannten „verrückten Wirts“ vorbei, welches ja direkt an der Bundesstraße liegt. Aber auch an diesem Tag fiel mir nichts Besonderes auf, als ich daran vorbei fuhr. Lediglich der Parkplatz vor dem Lokal schien mittlerweile sehr leer zu sein, aber auch dies verwunderte mich nicht, denn hieß es doch schon seit mehreren Jahren, dass die Zahl der Gäste in diesem Lokal sehr stark zurück gegangen wäre. Selbst konnte ich ja nun nicht mehr in dieses Lokal gehen, um dieses Gerücht, der „verrückte Wirt“ hätte sich selbst das Leben genommen, zu überprüfen. Dazu hatte man ja zehn Jahre zuvor bereits, mit dieses Angelegenheit um „Silly“, ausreichend viel unternommen, damit ich nur ja mit niemanden mehr in der Umgebung um diesen „verrückten Wirt“ etwas zu tun habe. Ich selbst war zudem seit September 2004 nie mehr in diesem Lokal und werde dies auch nie mehr betreten. Dazu war mir diese Angelegenheit damals einfach viel zu widerlich. Daher war ich eben auf andere Quellen angewiesen, um zu überprüfen, ob dieses Gerücht vielleicht doch stimmen konnte, wovon ich allerdings nicht ausgegangen war. Denn dafür war es mir in diesem Zusammenhang dann doch etwas zu ruhig. Aber ich nahm mir vor, meine Ohren aufzusperren und mich diesbezüglich umzuhören. Vielleicht würde ich darüber ja vielleicht in Unterach etwas in Erfahrung bringen.
In Unterach angekommen stellte ich wieder mein Auto am Parkplatz vor dem Strandbad ab und ging noch etwas in das Bad, um mich dort auf einer dieser Holzpritschen etwas zu entspannen. Aber mein spätsommerliches Sonnenbad in der Abendsonne viel doch etwas ins Wasser, denn mittlerweile war es dazu schon beinahe viel zu kalt geworden. Daher blieb ich dort nur kurz und ging gleich zu meinem Nachbarn, um mir dort noch einen Kaffee zu bestellen und dabei eine Kleinigkeit zu essen. Die Aufregung meiner ehemaligen Nachbarn über meine Anwesenheit hielt sich nun in Grenzen. Es schien beinahe schon so, als hätte man mich auch an diesem Tag dort erwartet. Aber dies war mir egal. Ich wollte nur einen Kaffee, etwas zu essen und mich umhören, ob ich nicht etwas über diesen „verrückten Wirt“ zu hören bekomme. Aber es hätte mich gewundert, dort bei meinen ehemaligen Nachbarn darüber etwas zu erfahren, denn bei ihnen hatte ich in all den Jahren keinen Kontakt zueinander feststellen können und auch die Gäste, welche üblicherweise zu ihnen ins Lokal kamen, waren nicht gerade jene Leute, welche auch zu den Gästen des „verrückten Wirts“ zählten. Daher verließ ich dieses Lokal bald wieder, um weiter in die Dorfmitte zu gehen, um dort die Heurigenschenke zu besuchen. Eines viel mir allerdings schon auf, an diesem Tag war die Art, wie ich in diesem Lokal stets bedient wurde, wieder völlig unauffällig. Keine Frage, ob ich vielleicht noch ein kleines Bier haben möchte, als ich aufgegessen hatte, so wie dies meine Nachbarin mich noch die Woche zuvor hämisch grinsend fragte, sondern lediglich eine kühle, ja beinahe angewiderte Behandlung ihrerseits, als würde ich sie einfach nur stören. Aber deren eigentlich unfreundliche Behandlung war auch früher schon so, daher hatte mich dies auch nicht gewundert. Ich dachte mir nur, es sieht wohl nicht so aus, als hätten sie auch diese Woche irgendetwas vor.
Das zweite große Gerücht: Der angebliche Prozess im Fall D.
Gegen neun Uhr kam ich dann in diese Weinschenke am Dorfplatz. Dort war es doch etwas anders. Die Situation war regelrecht angespannt. Kaum kam ich in das Lokal, trafen mich schon Blicke, als wollte man mich damit töten. An der kleinen Bar stand schon mein Bruder und an diesem kleinen Stehtisch an der Außenwand, direkt der Bar gegenüber, standen Freunde der Wirtsleute, welche mich schon regelrecht erwartet hatten. Der Wirt selbst, Andreas M., bediente mich, als würde ich einfach nur stören. Keinerlei Anzeichen mehr von Verwunderung, da ich in seinem Lokal erschienen war und auch kein Zucken, als er mich sah. Aber wenige Minuten später kam noch ein weiterer Gast zu den Freunden der Wirtsleute dazu, Peter W. Und der Wirt fragte ihn, woher er denn nun gerade komme und er antwortete darauf,
„aus Mondsee!“
Dies allerdings in einer Art, als wäre es ihm regelrecht unangenehm gewesen, dies nun in meiner Gegenwart auch noch laut sagen zu müssen. Auch er hatte mich zuvor regelrecht angewidert begrüßt. Er stand nun ebenfalls an diesem kleinen Stehtisch gegenüber der Schenke und musterte mich. Mir war dies egal. Ich blieb nur ruhig an meinem Hocker an der Bar sitzen und genoss mein kleines Pils. Es wunderte mich auch nicht, da sie nun offensichtlich zumindest einen Groll gegen mich hatten, denn so wie sie sich in den vergangenen Jahren benommen hatten, so als könnte ihnen ohnedies niemand etwas anhaben und sie tun und lassen können was sie wollen, dabei ein Benehmen an den Tag legten, als einen sie ohnedies jedem restlos überlegen, ja eine eigene abgehobene Gesellschaft, welche anderen vorgeben könnte, wie und was sie zu tun hätten, wie sie zu leben hätten, und nun sollte vielleicht gerade ich derjenige gewesen sein, welcher doch etwas verraten haben könnte, war die beinahe verständlich. Peter W. sagte zwar nicht wo er in Mondsee gewesen wäre, aber es war ohnedies klar, dass er sich dort zumindest im Umfeld dieses „verrückten Wirtes“ befunden haben musste. Immerhin waren doch beide seit vielen Jahren miteinander befreundet und er zählte auch jahrelang zu seinen Stammgästen. Aber nach wenigen Minuten fragte er den Wirt, als dieser wieder einmal an seiner Schenke stand,
„was is‘ denn jetzt! – Das von der letzten Woche ging ja vollkommen daneben!“
Und er sah mich dabei an, als wollte er mich am liebsten sofort loswerden. Aber Andreas M., der Wirt, antwortete darauf nicht, sondern schüttelte lediglich den Kopf. Sagte aber gleich darauf,
„am 24. Oktober ist schon der Prozess wegen dem! Das ist in der Woche vor dem Nationalfeiertag! – Bis dahin müssen wir den heraus gebracht haben!
Ich saß an meinem Barhocker an der kleinen Bar und als ich dies hörte – er sagte dies zudem in einer Lautstärke, sodass dies eigentlich jeder im Lokal hören konnte – dachte ich mir, so schnell schießt kein Preuße! Denn die Antwort von Andreas M. ergab eigentlich überhaupt keinen Sinn, allerdings hatte ich während der gesamten Woche schon immer wieder das Gerücht vernommen, im Fall D. sollte angeblich bereits schon Ende Oktober der Prozess stattfinden!
Das Gerücht – schon im Amt in Stuttgart:
Gerade einer meiner Kollegen im Amt in Stuttgart fiel mir die ganze Woche damit auf, wie er mit anderen Kollegen darüber sprach, bereits in wenigen Wochen sollte der Prozess wegen diesem D. stattfinden. Darüber war ich wirklich überrascht und wunderte mich, warum gerade er in diesem Zusammenhang so gut informiert zu sein schien. Denn gerade er bleibt doch beinahe die gesamte Woche stets an seinem Arbeitsplatz im Amt und hat kaum Termine außerhalb. Wenigstens alle zwei, drei Wochen, wo er sich auf einem Auswärtstermin befindet. Ganz im Gegenteil zu mir, der ich doch beinahe jeden Tag an mindestens einem Termin außerhalb des Amtsgebäudes Teil nehme. Aber gerade in dieser Angelegenheit schien er trotzdem besonders gut informiert zu sein. Wo er allerdings diese Information bezog, der Prozess im Fall D. sollte bereits Ende Oktober stattfinden, blieb mir leider verborgen. Zudem hielt ich dies für völligen Quatsch. Denn wie sollte in solch einem Fall binnen nicht einmal drei Monaten bereits ein Prozess stattfinden. Daher hielt ich dies einfach nur für dummes Gerede eines Kollegen, welcher sich auch einmal wichtigmachen wollte. Seit Anfang August fiel mir allerdings auf, dass sich mein Kollege, Andreas M., sich äußerst häufig mit meinem Chef, Mathias M., dem „Aussiedler“, darüber unterhielt.
Nun aber schien Andreas M., rund 500 Kilometer entfernt von Stuttgart, noch dazu in Österreich, das gleiche zu meinen, denn als er sagte, „der Prozess wegen dem“, deutete er mit dem Kopf abfällig in meine Richtung. Dies wunderte mich allerdings doch etwas. Eine Woche zuvor wollten sie mich in diesem Lokal noch dem sogenannten „Polizeidienst“ ausliefern, da ich ja so ein unmöglicher Mensch sei, der sich in einem Lokal ein kleines Bier gönnt und danach auch noch mit dem Auto nach Wien fährt, und nun schien dieser Mann zu wissen, wegen meines Hinweises fände bereits in wenigen Wochen in Stuttgart ein Prozess statt. Zudem passten all die Personen, die Freunde dieser Wirtsleute dieser Heurigenschenke und auch die Freunde des „verrückten Wirtes“ überhaupt nicht zusammen. Hier wären zwei gänzlich unterschiedliche Typen von Mensch zusammen getroffen. Trotzdem schien Andreas M. zu wissen, was in dieser Angelegenheit geschehen sollte.
Er sagte dies zudem auch in einer Art, als könnte er neben mir, diesem dummen Jungen aus dem Dorf, ohnedies sagen was er wolle, denn ich würde niemals verstehen, was er damit meinen könnte. Aber auch dies verwunderte mich keinesfalls, denn so verhielt er sich mir gegenüber schon seit vielen Jahren. Die Situation war eigentlich die Gleiche, als er mir 15 Jahre zuvor erklärte, was denn eigentlich dieser „Nokia Club“ sei. Auch damals saß ich an dem gleichen Barhocker an seiner Bar wie an diesem Tag, dort stehen lediglich drei Barhocker und ich saß am rechten Barhocker aus Sicht eines Gastes, und er sprach auch damals wenige Minuten zuvor ebenfalls mit Peter W. darüber, welcher auch damals beinahe an gleicher Stelle im Lokal stand, an diesem kleinen Stehtisch gegenüber der Schänke. Ich hätte beinahe lachen müssen, denn es schien so, als würde immer wieder das Gleiche bei ihnen geschehen, auch wenn 15 Jahre dazwischen liegen.
Nun hatte ich allerdings begonnen, dieses Gerücht um den Prozess im Fall D. doch ernst zu nehmen und nahm mir vor, in den folgenden Wochen darauf acht zu geben, was in diesem Zusammenhang zu hören ist. Auch hier sollte ich nicht enttäuscht werden. Aber ich dachte mir auch, hoffentlich geschieht auch wirklich etwas im Fall D., denn so wie dies mittlerweile aufgezogen und darüber gesprochen wird, muss einfach auch etwas geschehen, denn andernfalls könnten sie in ihrem Gerede wirklich sagen was sie wollen, man müsste es ihnen einfach glauben.
Nun wusste ich auch zudem den Termin, an welchem dieser Prozess bereits stattfinden sollte, wenn ich diesen auch niemals für realistisch hielt. Aber dies wussten eben nur ich und vielleicht einige andere Leute, für den Rest, welcher dieses Gerücht vernommen hatte, könnte dies durchaus realistisch gewesen sein.
Eines beschäftigte mich allerdings in den folgenden Wochen besonders und dies war, was meinte Andreas M. damit, als er sagte, „bis dahin müssen wir den heraus gebracht haben“?