„Und täglich grüßt das Murmeltier“
W.-E., Donnerstag, der 1. August 2013:
Es war ein heißer Sommertag und nach der Arbeit, nachdem ich zuvor kurz in meinem Appartement war, ging ich in den örtlichen Biergarten, um mir dort ein paar Weißbiere zu genehmigen. Alleine zu Hause, noch dazu bei diesem Wetter, hätte ich es ohnedies nicht ausgehalten.
Nun saß ich also an einem der Tische in diesem Biergarten. Es gibt ohnedies nur diesen einen. Und dies in einer Stadt mit 25.000 Einwohnern, in diesem Stadtteil mit auch noch 8.000 Einwohnern, einem Stadtteil, welcher vor gut 50 Jahren noch eine eigene Stadt war. Meist saß ich zudem immer an einem der gleichen Tische, gleich am Beginn dieses Biergartens, direkt neben dem Gehsteig, an einem der ersten Tische. Mit den Einheimischen hatte ich dort so gut wie überhaupt keinen Kontakt. Das erste Jahr, als ich in der Nähe von Stuttgart, bei Firma D. arbeitete, war ich kein einziges Mal in diesem Biergarten. Ich wusste lediglich, dass es ihn gibt. Erst vor gut einem Jahr saß ich das erste Mal dort. Nun kam ich allerdings etwas öfter, denn in den Garten meiner Vermieterin konnte ich mich nicht mehr setzten, da ich seit Pfingsten ihre Gaststätte generell nicht mehr besuchte. Ich wollte allerdings nach wie vor gelegentlich nach der Arbeit im Freien sitzen, daher blieb mir nichts anderes übrig, als diesen Biergarten zu besuchen.
Während ich in diesem Biergarten saß, sah ich mir dabei die Leute, welche als Gäste dort anwesend waren, an. Dort waren für mich generell etwas seltsame Personen als Gäste, aber das Publikum lies nun immer mehr zu wünschen übrig. Daher kam es ohnedies sehr selten vor, dass ich mich dort mit jemanden unterhalten hatte und die Möglichkeiten dazu wurden auch immer weniger.
Plötzlich kam allerdings ein Mann, vielleicht Mitte dreißig, einfach an meinen Tisch heran und setzte sich zu mir an den Tisch. Die Tische in diesem Bereich des Biergartens sind sogenannte Biertischgarnituren, wie sie sonst üblicher Weise bei diversen Festen verwendet werden. Dieser Mann setzte sich zu mir an den Tisch und meinte einfach, vielleicht hatte er mich zuvor schon beobachtet, wie ich argwöhnisch den Rest der Gäste musterte,
„und täglich grüßt das Murmeltier.“
Nun war ich kurz davor mein Bier leer getrunken zu haben, davor hatte ich bereits eines, daher wollte ich auch keines mehr. Zudem, unterhalten wollte ich mich ohnedies mit niemandem. Daher trank ich den Rest meines Bieres aus, stand auf und ging. Zu zahlen hatte ich nichts mehr, denn in diesem Biergarten ist Selbstbedienung und alles ist bereits an der Kassa zuvor zu bezahlen. Ich stand einfach auf und ging. Zudem fand ich diese Anrede doch etwas seltsam. Vielleicht hätte ich wo anders darauf auch ganz anders reagiert, aber in dieser Stadt, in diesem Biergarten, da störte mich solch eine Anrede einfach, denn interessante Personen hätte ich hier ohnedies niemals erwartet.
Aber kaum ging ich wenige Meter vom Biergarten Richtung meines Appartements, da dachte ich mir, dies könnte vielleicht wirklich jemand gewesen sein, welcher mich wegen dieses Unwesens ansprechen wollte. Denn diesen Mann hatte ich zuvor dort noch nie gesehen und außerdem schien dies doch eine etwas andere Person zu sein, welche sich sonst in diesen Biergarten verirrt. Aber nur wenige Augenblicke später kam ich zur Überzeugung, dies wäre jetzt viel zu spät dafür. Ich ziehe nun dies mit dem Hinweisschreiben durch und falls sich doch noch einmal jemand mit mir darüber unterhalten wollte, dann könnte er dies auch danach immer noch tun. Aber an diesem Tag wäre ich ohnedies nicht dafür zu haben gewesen.
Wenn es ein Versuch gewesen wäre, mich auf diese Unwesen anzusprechen, dann war dieser Versuch viel zu spät.