„Hoffentlich kommt jetzt auch etwas!“
Wien, Samstag, der 20. Juli 2013:
Nach all dem was ich in den letzten Wochen, aber vor allem in den Tagen zuvor, erlebt hatte, war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich auch tatsächlich etwas unternehmen soll. Denn die Befürchtung, die ich hatte, es könnte sich dabei vielleicht sogar um eine Falle handeln, mich danach lediglich als Denunzianten hinzustellen und mich danach auszuliefern, wurde immer größer. Aber irgendetwas musste geschehen, denn ab Mitte August wäre mir ohnedies das Geld ausgegangen und ich hätte etwas unternehmen müssen. Bei der Stimmung, welche ich mittlerweile schon hatte, habe ich auch daran gedacht, einfach von einem Tag auf den Nächsten zu Arbeiten aufzuhören, denn ich konnte mir meine Tätigkeit bei der Stadt Stuttgart im Hochbauamt einfach nicht mehr leisten! Also, geschehen musste etwas! Es blieb nur noch die Frage, was!
Daher begab ich mich an diesem Tag am Abend eigentlich hilfesuchend auf den Weg in die Wiener Innenstadt. Ich wollte mir lediglich ein paar kleine Biere in diesem Lokal „1516“ gönnen. Denn gerade wenn ich alleine an einer Bar in einem Lokal bei einem kleinen Bier stand, hatte ich meist die besten Ideen und Einfälle. Daher hoffte ich, hier würde ich zu einem Entschluss kommen, was ich denn nun tun sollte. Aber einen wirklichen Einfall hatte ich zunächst nicht. Ich stand mehr staunend an der Bar und sah dem Treiben zu, als ich mir klar werden konnte, wie es denn weiter gehen sollte.
Selbst wenig später, als ich im Garten des „Stadtbodens“ saß, wurde ich nicht schlauer. Aber ich kam immer mehr zur Einsicht, ich schreibe nun ein zweites Hinweisschreiben, welches ich an das BKA nach Wiesbaden senden wollte.
Als ich dann, kurz vor zwölf Uhr gezahlt hatte und mich auf den Weg durch die Kärntner Straße zur U-Bahnstation Stephansplatz begab, kam mir zudem noch ein etwas älterer Mann entgegen, er sah mich an, ging allerdings einfach weiter und meinte dabei,
„hoffentlich kommt jetzt auch wirklich etwas!“
Was auch immer mir dieser Mann in diesem Augenblickauch sagen wollte, er hatte damit eines erreicht, ich kam zum Entschluss, ich schreibe in den nächsten Woche mein zweites Hinweisschreiben und sende dies an das BKA nach Wiesbaden. Wenige Wochen zuvor hatte ich zufällig im Internet, auf der Suche nach einer Stellen, an welche ich mich in dieser Angelegenheit wenden könnte, ein vollständiges Organigramm des BKAs in Wiesbaden entdeck und dabei auch eine Gruppe, welche für die „Abzocke“ der öffentlichen Hand zuständig ist. Und genau dies wäre die Richtige Stelle, an welche ich mich dabei wenden könnte. Hierhin könnte ich einen Hinweis darauf senden, dass ich bei meinem letzten Arbeitgeber etwas doch sehr seltsames miterlebt hatte, bei welchem bei lediglich einem Projekt vom Auftragnehmer, unter Mithilfe des Planungsbüros und auch einzelner Personen des Auftraggebers um die 2 Millionen Euro abgezockt wurden. Und dies in regelrecht organisierter Form. Dabei müsste ich auch nicht all diesen kindischen Quatsch, mit welchem ich sonst konfrontiert bin, erwähnen und darauf eingehen, sondern mich ausschließlich auf einen konkreten Fall, bei dem es um richtig etwas geht, konzentrieren. Nun hatte ich allerdings, als ich dieses Organigramm des BKAs entdecke, dabei auch gelesen, die Aufgabengebiete des BKAs wären sehr beschränkt und grundsätzlich die zuständigen LKAs zuständig. Aber, ich dachte mir, da es sich bei diesem Fall um ein Projekt handelt, welches auf mehrere deutsche Bundesländer aufgeteilt ist, ich zudem, als Hinweisgeber auch noch Österreicher bin, wäre doch trotzdem das BKA genau die Richtige Anlaufstelle für mein Hinweisschreiben. An das LKA in Stuttgart wollte ich mich, nachdem was ich nach meinem ersten Hinweisschreiben erlebt hatte, einfach nicht mehr wenden. Denn ich wollte damit ja eines erreichen – ich wollte endlich jemanden finden, dem ich auch all meine gesamten Erlebnisse, nicht nur diesen einen Fall, sondern auch all dies, was damit im Zusammenhang steht, weiter geben. Und genau dies geschah nach meinem ersten Hinweisschreiben eben nicht! Niemals mehr werde ich jene Situation vergessen, als ich wenige Tage, nachdem ich mein erstes Hinweisschreiben abgesendet hatte, in diesem McDonalds in jenem Ort, in welches im zu dieser Zeit wohnte, saß und ich diese beiden Männer, welche ich eindeutig als Beamte zugeordnet hatte, erlebt hatte, als einer der beiden meinte, „was ist denn das für einer!“ Der zweite reagierte dagegen gänzlich anders auf mich, daher kam ich zur Überzeugung, in Stuttgart würden die Chancen, gerade einen von jenen zu erwischen, an den ich mich in der Angelegenheit auf keinen Fall wenden sollte, bei 50:50 liegen.Daher dachte ich mir, es würde auch gar nichts bringen, wenn ich mich nach Stuttgart wende. Zudem hatte ich mit dieser Gruppe beim BKA eine genaue Zieladresse für mein Hinweisschreiben gefunden, damit ich dies nicht an eine allgemeine Adresse senden müsste. Denn dies hätte ich auf keinen Fall getan, dafür waren meine Bedenken, dieses Hinweisschreiben würde zuvor durch viel zu viele Hände gehen, bevor es an die eigentlich zuständige Stelle geht, zu hoch. Nicht dass ich der Staatsgewalt nicht traute, aber leider hatte ich gerade nach meinem ersten hinweisschreiben miterleben müssen, dass es offensichtlich doch sehr viele Sympathisanten dieser „Organisierten“ auch in der Staatsgewalt gibt. Daher, meine Intension war lediglich, ein Hinweisschreiben zu verfassen, dies an die dafür zuständige Stelle zu richten, in der Hoffnung, danach würde jemand mit mir in Kontakt treten, an welchen ich danach all meine Erlebnisse und Erkenntnisse aus diesem Unding weiter geben könnte! Und dafür schien mir das BKA in Wiesbaden genau die richtige Anlaufstelle zu sein. Konkrete Unterlagen um auch eine richtige Anzeige zu erstatten, hatte ich ja nicht. Allerdings genauestes Wissen über das Projekt, welches ich bei Firma D. bearbeitete und umfangreichstes Wissen über das gesamte Unwesen. Dies wollte ich einfach loswerden, in der Hoffnung, danach würde dagegen auch etwas unternommen werden und mein Leben würde danach auch wieder etwas normaler, einfacher, angenehmer – vielleicht auch wieder lebenswert. – Mehr nicht!
Den ganzen Weg durch die Kärntner Straße hatte ich nun darüber nachgedacht, wie ich dies nun anstellen sollte und ich kam zum Entschluss, in der folgenden Woche melde ich mich einfach einen Tag krank im Amt und in der Nacht zuvor verfasse ich mein Hinweisschreiben. Auch der Tag dafür stand für mich schon fest. Es sollte der Dienstag werden, an welchem ich mich krank melden werde und in der Nacht auf Dienstag sollte ich mich an meinen Laptop setzen, um mein Schreiben zu verfassen. Die Idee fand ich zudem deshalb gut, denn wenn ich die ganze Nacht über an meinem Rechner verbringe, klinge ich am frühen Morgen, wenn ich mich im Amt krank melde auch sicher nicht wie sonst üblich. War ich am Anfang der Kärntner Straße, als ich von der Kruger Straße her einbog, noch unschlüssig, was ich tun sollte, so war wenige Meter weiter, als mir dieser Mann begegnete, der Entschluss gefasst, ein weiteres Hinweisschreiben zu verfassen, so war mir, als ich am Stephansplatz in die U3 einstieg, klar, ich würde einfach den Fall jenes Projektes dabei schildern, welches ich bei Firma D. die gesamten zweieinhalb Jahre hindurch leitend bearbeitete. Etwas später, zu Hause angekommen, war mir auch schon klar, wann und wie ich dieses Schreiben verfassen werde.
Zudem ging ich auch noch einmal all meine Eindrücke nach meinem ersten Hinweisschreiben durch und welche „Fehler“ ich dabei offensichtlich gemacht hatte. Also, kein Fensterkuvert mehr verwenden und auch die Adresse mit einem offensichtlich in großer Anzahl vorhandener Adressaufkleber auf das Kuvert kleben. Denn im Amt hatte ich sehr häufig Schriftstücke gesehen, welche auch per Post versendet wurden, an welche die Adresse mit Adressaufklebern angebracht wurde. Ich wollte damit einfach nur erreichen, dass dieses Schreiben keinesfalls am Postweg auffällt! Denn eines werde ich wahrscheinlich nie mehr vergessen, als Friedhelm G., nur wenige nachdem ich mein erstes Hinweisschreiben an das LKA nach Düsseldorf abgeschickt hatte, vor mir stand und meinte, „aufgefallen ist das schon, denn es war in einem Fensterkuvert und die verwenden keine Fensterkuverts“. Meine größte Befürchtung war daher, dieses Schreiben könnte abgefangen werden und mir würde die eines Tages jemand vor die Nase halten. – Dabei darf man aber eines nicht vergessen, dies alles geschah in Deutschland im Jahre 2012!
Unzählige verschiedene Varianten hatte ich mir in den letzten Monaten ausgedacht, was ich denn unternehmen könnte, am Ende blieb mir nur mehr diese einzige Möglichkeit übrig!