Der erste Teil des Hinweisschreibens
Stuttgart, W.-E., Montag, der 22. Juli 2013:
Ich ging einfach wie gewöhnlich an diesem Tag zur Arbeit. Ich wollte mir einfach nichts anmerken lassen, dass ich vielleicht etwas vor hatte. Lediglich in der Mittagspause ging ich, nachdem ich im Schwabenzentrum essen war, einen kleinen Umweg über den Rathausplatz, um mir dort in einer Schreibwarenhandlung diese selbstklebenden Etiketten zu kaufen, um darauf die Empfängeradresse zu schreiben und diese dann damit auf das Kuvert zu kleben. Die einzigen Bedenken, welche ich nun noch hatte, weshalb mein Schreiben vielleicht doch am Postweg auffallen könnte, waren, ich habe lediglich einen Tintenstrahldrucker, und wischt man über einen auf Papier gedruckten Text nur leicht angefeuchtet darüber, so verwischt dies sofort – üblicherweise verwenden Ämter kaum irgendwelche Tintenstrahldrucker, sondern Laserdrucker, bei denen dieses Problem nicht bestünde. Aber das Risiko, mich könnte dabei jemand erwischen, wenn ich die Adresse im Amt am Laserdrucker ausdrucke, war mir einfach zu groß. Daher ließ ich dies.
Nach der Arbeit ging ich, wie üblich, einfach zurück in mein Appartement, am Abend noch in dieses Bräustüble in jenen Ort, in welchem ich zu dieser Zeit wohnte, und danach, kurz nach Mitternacht begann ich mein Hinweisschreiben zu verfassen. Ich fand es zwar doch etwas ungewöhnlich, solch ein Schreiben zu verfassen, ohne entsprechende Unterlagen beilegen zu können, aber diese hatte ich einfach nicht. Niemals hätte ich es, in der Zeit, als ich bei Firma D. gearbeitet hatte, gewagt, solche Informationen aus dem Unternehmen mitzunehmen, denn wäre ich dabei erwischt worden, und dies wäre auf jeden Fall geschehen, wäre ich mit Sicherheit nicht mehr lange bei Firma D. gewesen. Und dies konnte ich auf keinen Fall riskieren. Ordnerweise hätte ich Unterlagen mitnehmen können und Gigabyte weise Daten kopieren können, um alles bis ins kleinste Detail belegen zu können, aber damals hätte ich dies niemals riskiert. Aber ich wusste ja ganz genau, wo sich alle relevanten Unterlagen befinden und hätte mich danach jemand gefragt, ich hätte ihm genau sagen können, in welchem Schrank, in welchem Ordner sich welche Unterlagen und auf welchem Rechner, auf welchem Pfad am Server, ja auch die meisten Dateinamen kannte ich noch, befinden. Daher sah ich dies eigentlich als das kleinste Problem an.
Irgendwann in den frühen Morgenstunden war ich dann fertig, den Fall D. zu schildern. Nicht, dass ich für einen Text in dieser Länge auch so viel Zeit benötige, aber ganz so einfach schreibt sich solch ein Schreiben eben nicht! Sollte doch in diesem Schreiben gerade so viel an Informationen enthalten sein, damit dies das Interesse einer ermittelnde Behörde erweckt, aber nicht so viel, damit, falls dieses Schreiben doch jemand erhält, welcher es nicht erhalten sollte, nicht gleich zu viel weiß. Ich wollte eben damit erreichen gerade nur erreichen, dass man sich deshalb mit mir in Verbindung setzt, da ich ja der leitende Bearbeiter dieses Auftrages bei Firma D. war.
Am Morgen, nach gerade Mal ein zwei Stunden Schlaf, meldete ich mich, so wie ich es mir vorgenommen hatte, im Amt krank. Ich klang wahrscheinlich am Telefon auch so!