„Mario hat sie alle hinausgeworfen!“
W.-E., Donnerstag, der 2. August 2012:
Wieder einmal saß ich am Abend in diesem Biergarten in W.-E. Und nachdem ich nun nicht mehr arbeitete, hatte ich auch mehr als genug Zeit. Daher saß ich bereits kurz nach fünf Uhr am Nachmittag im Biergarten und trank dort mein Weißbier.
Da saßen an einem der Nebentische zwei Frauen, welche ich zuvor noch nie dort gesehen hatte. Aber dies hieß nichts, denn so oft war ich nun auch wieder nicht dort, als dass ich alle Gäste kennen müsste.
Als ich nun alleine an meinem Tisch saß, bemerkte ich, dass sich diese beiden Frauen auch über mich unterhielten. Dabei sah eine einmal kurz zu mir herüber, lächelte etwas und meinte dann zu ihrer Tischnachbarin,
„die mag er nicht!“
Und lachte weiter. Darauf die zweite,
„wen?“
„Die bei denen er jetzt gewesen ist.“
Und dann meinte sie weiter,
„das sind alles so komische Leute, sagt er immer wieder!“
Darauf antwortete die zweite,
„das sind aber auch wirklich manchmal seltsame Menschen dabei!“
Und dann meinte die erste wieder,
„der Mario hat die alle hinausgeworfen!“
„Wieso!“
„Der sagt, das ist nichts mit denen, dass sind allesamt so seltsame Leute. Da laufen einem alle gescheiten Leute sofort davon, wenn die irgendwo auftauchen!“
Darauf wieder die zweite,
„wie! Alle? Da wird er aber bald alleine da stehen!“
„Nein, nur die bei denen er jetzt gewesen ist. – Zu denen selbst, dort wo der jetzt wohnt, kannst Du überhaupt nicht hin gehen. Die sind richtig eigenartig.“
Nun hörte ich dies und wurde etwas nachdenklich, denn in den mittlerweile zweieinhalb Jahren in denen ich nun hier in der Gegend um Stuttgart bin, ist mir bisher noch nie jemand mit dem Namen Mario unter gekommen. Weder in der Stadt, noch in der Arbeit. Daher begann ich nachzudenken, wen sie den damit gemeint haben könnte. Und der einzige Mario, den ich mit Stuttgart in Verbindung bringen konnte, war ein gewisser Mario L., ein Promiwirt aus Italien, welchem immer wieder nachgesagt wurde, er würde zu einer der italienischen Mafien gehören, zur `Ndrangheta, und über welchen einst auch der Ministerpräsident von Baden-Württemberg und nunmehrige EU-Kommissar Günther Öttinger von der CDU gefallen war und deshalb sein Amt verlor, da ihm wegen ihn ein Naheverhältnis zur Mafia nachgesagt wurde und ihm dies in seinem Amt als Ministerpräsident zum Verhängnis wurde. Diesen kannte ich einerseits aus den Medien und andererseits aus einigen Büchern, welche ich mir zu diesem Thema beschafft hatte. Darin las ich, er soll bis zu 43 Lokale in Stuttgart führen. Deshalb war dieser Mario L. der einzige, welcher mir einfiel, den diese Frau mit Mario gemeint haben könnte.
Aber, ehrlich gesagt, dabei wurde mir regelrecht übel bei diesem Gedanken. Denn ich hatte überhaupt keine Lust, wegen diesen Vollidioten es auch mit der Mafia zu tun zu bekommen. Das war auch einer der Gründe, warum ich mich in den ganzen zweieinhalb Jahren nicht ein einziges Mal am Abend in die S-Bahn setzte, in die Innenstadt nach Stuttgart fuhr und dort einfach in irgendein Lokal gehen wollte. Der Hauptgrund war allerdings, dass ich ohnedies seit März 2010 wieder nach Österreich zurück kehren wollte und deshalb auch keinerlei Lust mehr empfand, mich hier umzusehen.
Es könnte natürlich auch ein anderer Mario damit gemeint gewesen sein, denn ich kannte zwar mittlerweile äußerst viele Leute in dieser Stadt, allerdings natürlich bei weitem nicht alle. Ich dachte mir, vielleicht gibt es in einen der Lokale in anderen Stadtteilen, in welchen ich noch nicht war, vielleicht dort einen Mario! – Dachte ich mir. Ich wurde allerdings eines anderen belehrt!
(2018-07-13)